Rechnen sechs!

Als er sie ins Kino einlud,
sagte sie: Na gut, okay!
Ließ ein bisschen Gnade
mitklingen und dachte:
Der bildet sich wohl ein,
er könne auf die Tour..

Nach dem Kino schlug er vor,
ein Glas Wein zu trinken.
Sie sagte: Na gut, okay!
Ließ ein bisschen Widerwillen
mitklingen und dachte:
Na, die Typen kenn ich,
aber nicht mit mir!

Nach dem Glas Wein bot er an,
sie nach Haus zu fahren.
Sie sagte: Na gut, okay!
Ließ ein bisschen Abscheu
mitklingen und dachte:
Wehe, der fängt an zu fummeln!

Während der Fahrt fummelte er nicht.
Vor ihrem Haus fummelte er nicht.
Er sagte nur: Vielen Dank und gute Nacht!
Gab ihr einen kleinen Kuss auf die
Wange und fuhr weg.

Sie war entsetzt und fragte sich:
Bin ich denn überhaupt nicht attraktiv?

Jörn Pfennig aus „Hand aufs Hirn“

Schon lustig- nein eher verrückt, dieser Geist.

Was oder wen meinst du mit "Geist", kama?

Mit Geist meine ich das Bewusstsein, den/die/dasjenige, was denkt, weiß, erinnert, erwartet, urteilt, plant, will, doch nicht will, anders will und doch wieder nicht..
Das Immaterielle, das neben dem Materiellen (dem Körper) einen Menschen ausmacht.

Dieses Gedicht ist witzig geschrieben, weil es in seiner übertriebenen Darstellung dann doch so lebensnahe ist und ich immer wieder beobachten kann, (an anderen und an mir), wie der Mensch tickt und wie absurd das manchmal ist.

Das glaube ich jetzt nicht! In meinem geringen Bestand an Gedichtbänden, findet sich ausgerechnet Jörn Pfennigs "Hand auf Hirn", das ich 1987 vor der Verwahrlosung auf einem Grabbeltisch, in einem Buchladen in der Düsseldorfer Altstadt gerettet habe.

Dankeschön, liebe kama, ich habe es jetzt verstanden, was du meintest!
Und du hast natürlich recht mit deiner Beobachtung.

Lotte, schau noch mal, das Buch heisst „Hand aufs Hirn“ nicht aufs Herz.
Erschienen ist das Buch 1981, ich habe die 6. Auflage von 1991, weil die das damals in Düsseldorf nicht mehr hatten, haha.
Da kannst du mal wieder sehen, wie das Leben so mit uns spielt..

Sirius

Schau mal hin, Sirius, war schon korrigiert.

Ich habe die 2.Auflage von 1983. Als ich den ersten Vers gelesen hatte, habe ich laut aufgelacht. Da musste ich das Buch adoptieren.


Legende

Eines Tages
fiel vom Himmel
ein Heiligenschein
schlug durch
sämtliche Gehirne
und drückte mit Macht
auf die Gedärme –
seitdem haben wir
den Heiligen Stuhl!

Jörn Pfennig "Hand aufs Hirn"

Sorry, ich hatte deine Korrektur übersehen.
Den Vers wollte ich eigentlich zuerst nehmen, weil er so schön zynisch ist. Es freut mich, dass du ihn reingestellt hast.
Mir gefällt der Band, es ist sehr kritisch.

Sirius

Mir auch, sonst hätte ich ihn nicht adoptiert!