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Die Ambassadorin

#1 von Sirius , 11.08.2020 17:24

ROMAN VON SEBASTIAN JANATA

Wie sagt man auf Englisch „angebrunzt“?

Meine sogenannte Heimat: In Sebastian Janatas Debütroman entdeckt ein Rückkehrer in seinem Kindheitsdorf eine familiäre Parallelvergangenheit.

Nein, Fernweh nach dem Land bekommt der Städter nicht bei diesen Beschreibungen des Nordburgenlandes, „einer idyllischen Gegend, die, zwar arm an geistigem Kapital, umso reicher ist an Wein und Kirschen“, „einem Ort, wo die Sprechweise der Menschen häufig an das Bellen großer Hunde erinnerte“. Der so denkt, heißt Hugo Navratil, was auf Tschechisch so viel wie „Heimkehrer“ bedeutet. In seiner Wahlheimat Berlin, in der die Menschen ja auch nicht gerade für säuselnde Töne bekannt sind, hat er eine tiefe Abneigung gegenüber seiner ostösterreichischen Herkunft entwickelt. Man versteht das. Auswärts bellen die Hunde schöner.

Und doch ist „Die Ambassadorin“, Sebastian Janatas Debütroman, kein klassisches Provinzbashing. Hugo kommt – und das ist durchaus wörtlich zu verstehen – am Ende nicht so gut weg, wie man zunächst vermutet. Über das Dorf, dessen vermeintlich kleingeistigen Menschenschlag er längst durchschaut zu haben glaubt, lernt er plötzlich doch Neues. Nuanciertes. Gar nicht Verachtenswertes. Er lernt sogar etwas über urbane Arroganz.

Hugos Heimreise ist eine Pflichtveranstaltung. Zur Beerdigung seines Großvaters, genannt Onkel Beppo, versammelt sich die Familie an ihrem Stammsitz. Trotz der liebevollen Beziehung, die Hugo zu seinem Großvater hatte, muss er feststellen, dass er keine Trauer zu fühlen imstande ist. „Ich habe mit Beppo, wenn ich so darüber nachdenke, nie ein richtiges Gespräch geführt...Ich habe keine Ahnung, wer mein Großvater war. Ist das nicht traurig? Ist das nicht zum Weinen?“ Was Hugo in der Erinnerung an Beppo widerwillig einsieht, fällt ihm hinsichtlich der Dorfgemeinschaft im Allgemeinen erst viel später auf: Er kennt alles, er weiß nichts.

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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...n-16872013.html


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