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Fiaskomik

#1 von Karl Ludwig , 25.09.2020 09:56

Den Aufmerksameren unter Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass eine Wortkombination aus Fiasko und Komik ungeheuer komisch ist. Nein? Dann zieht doch lange Gesichter. Mir doch Wumpe.

Noch komischer allerdings finde ich persönlich diese sporadisch wiederkehrenden Aufrufe in sämtlichen Medien, schon mal für den schlimmsten Fall vorzusorgen. (Das erinnert mich an die Empfehlung in den 1950-1960'er Jahren: Immer eine Aktentasche dabei haben, um sich bei einem Atomkrieg zu schützen, indem man sich dahinter schmeißt):

Tipps, wie man aus Gemüseresten auf der Fensterbank frisches Gemüse und Salate ziehen kann.
Hinweise, nicht dem aufgedruckten Verfallsdatum zu trauen, sondern der Nase (Quark z.B. könne sich Jahre lang halten).
Listen für Notvorräte, zwei bis zehn Wochen, je nach Bundesland.
Kochrezepte für Essensreste. (Fast alle mit alten Brötchen)
Aufzählung sämtlicher essbaren DingsDaWasAuchImmer, welche man beim Spaziergang finden kann.
Mahnungen nicht 30 % unserer Nahrung wegzuschmeißen, sondern in öffentliche Kühlschränke zu packen.
Beim Trinkwasser ist von fünf angepeilten Litern statt 125 wie zur Zeit die Rede. Aber unter 115 Litern ginge es nicht, mopsen sich die Wasserwerke. Weniger zu viel ginge nicht, weil ansonsten Mangels Durchspülung die Kanalisation verstopfen müsste. Was jede Menge Finanzrückstau verursachen würde.
Wie man einen 'Die Welt explodiert gerade, ich hau hier ab Koffer', zusammenstellt, mit Dokumenten, Unterwäsche und Familienphotos.

Mir fällt gerade ein, dass der Probealarm letztens für die Probekatastrophe einfach nur ein gutes Beispiel für die Richtigkeit der Theorie von der self-fulfilling prophecy darstellt. Ging doch herrlich katastrophal daneben? Hier in Burgdorf gerieten die Sirenen später des Nachts deswegen in übelste Wallung.

Die anderen schlimmsten Fälle verschweige ich aus Trotz. (Ihr wisst schon: Klima, Trump, Corona, Demokratieuntergang und Aufstieg anderer -kratien, Lesbos …)

Es fehlen nämlich Nachrichten an oberster Stelle über einen gewissen Herrn Saligmann, der, so wie in der Überschrift angedeutet, ein Fiasko nach dem anderen erlebt, erduldet, übersteht, indem er seine Situation objektivierend einfach nur als komisch empfindet. Doch dieses mangelnde öffentliche Interesse nimmt er persönlich (als sonderbar lustig), und schreibt deswegen diese unterschlagenen Nachrichten selber.

Mietschulden z.B.: Der Vermieter kniet am Parkplatzrand und rupft mit Hilfe eines dünnen Haken am Stiel die Pflänzchen samt Wurzeln zwischen den Kantsteinen raus. Ich gucke höchst interessiert ein wenig zu. Nach ca. zwei Metern nimmt er eine alte Spülmittelflasche und spritzt den halben Inhalt in die entstandenen Spalten. Es riecht nach Essig. Dann mache ich den Fehler alles Ausgerissenes zusammen zu fegen, einfach so, als Kumpel. Der Vermieter (Er ist genau so alt wie ich) blickt stöhnend auf ca. 200 laufende Meter Parkplatzrand, und dann, wie erleuchtet (Aha! Hö-hö!), mich an: „Ich streiche 100,00 Euro von deinen Schulden, wenn du …“

„Ja?“

„… den Rest machst.“

„Ja.“

„In diesem Kanister befindet sich Essig Essenz (25 %). Damit füllst du die Spritzflasche auf. Nimm Handschuhe.“

Essigessenz steht in meiner Küche – was soll daran schon schlimm sein. Ich holte mir einen gepolsterten Stuhl, stülpte Handschuhe für Gartenarbeit über meine sensiblen Künstlerfinger und legte los.

Ich brauchte zwei Tage, auf fünf verteilt. Und bekam am sechsten Tag Blasen an sämtlichen Fingern. Die Handschuhe waren wohl nicht säurefest. Und durch Verdunstung entsteht auf den Handschuhen Essigsäure. Und die ist fast so unnett wie Salzsäure, – nur auf hinterhältigere Art.

„Ha-ha!“, meinte mein eingebauter Humor. „An Essigüberdosis gestorben. Das würde doch niemand glauben. Gitarre spielen ist da jedenfalls erst mal nicht mehr drin.“

Die Blasen platzen auf und wässerten. Die Haut darüber starb ab und ich zupfte sie weg.

„Na und?“

„Weil sich darunter neue Blasen bildeten. Im Laufe von 10 Tagen drei mal. An sämtlichen Fingern.“

„Und inzwischen?“

„Sind nur noch vier Finger betroffen. Hoffe ich. Die Ärztin („Warum kommen sie erst jetzt?“) ließ gestern Jodsalbe auftragen und eine Praktikantin wickelte meine Hände so gekonnt in Mull, dass ich kaum das Fahrrad lenken konnte.

Zuhause fielen die Verbände natürlich sofort ab und ich griff zu weniger drastischen Mitteln: Gar keine! Nur ab und an mit einem Lippenfettstift schminken. Aber erst das Gras unter erheblich Finger-spastischer Bewegungslogik klein schnippeln (Wie schon an anderer Stelle empört betont = Keine blankbusig helfende Muse für die Inspiration, das liest man oder mannin doch raus).

Ich tippe diese humorvolle Geschichte Euch zu Liebe als Protest gegen alles, was es verdient, als Beweis eines sonnigen Gemüthes, als Antipodale zu diesem traurigen Anderem, was da die Schlagzeilen unter Einhaltung seltsamer Prioritäten behaupten! Mit rechtem kleinen Finger und linkem Daumen.

Fiaskomik. Ohne Schnitt auf Sendung und Empfang. Und wenn jemand glaubt, sich ungestraft von meiner Fröhlichkeit nicht anstecken zu lassen, erzähle ich mal von Toilettengängen mit verbundenen Fingern. Zum Brüllen komisch.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

Karl Ludwig  
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RE: Fiaskomik

#2 von Sirius , 25.09.2020 17:38

Mensch, Karl-Ludwig ist noch da! Ich dachte schon, ich muss hier alleine verfaulen. Allerdings haben die meisten Leser nur noch Aufmerksamkeit für drei Zeilen, dann müssen sie sich leider wieder ihren Handys widmen.

Aber zu deinem Erlebnis spontaner Nächstenliebe: Die Geschichte mit dem Klogang mit verbundenen Fingern würde ich gerne lesen, ich brauche mal dringend mal wieder was zum Lachen!
Und der Probe-“Alarm“ neulich, bei dem jeder seine Ravioli-Dosen zählen sollte, wurde meist so gedeutet, dass es beim Aldi wieder neue Zucker-Produkte im Angebot gibt.

Das Ding mit Griff und langen Haken ist ein Fugenkratzer. Das Ding zählt nicht als Waffe, man kann damit aber wunderbar jemanden enthoden.
Und du solltest ja auch die Spritzflasche auffüllen und nicht die Handschuhe. Aber eine große Spritzflasche, nicht Meister-Propper-Größe. Immerhin ist dir der Unterschied aufgefallen und sogar deiner Ärztin. Die meisten hätten Lepra diagnostiziert.

So lustig die Geschichte im Selbstversuch auch ist, im uns zu unterhalten, so unangenehm und schmerzhaft ist sie auch, hat aber auch einen unangenehmen Lerneffekt. Das ein Mann von Welt wie dir das passieren kann: Arbeiten, bücken, sich bewegen, mein Gott, was machen die Menschen bloß alles für Geld!
Trotzdem hast du natürlich all mein Mitgefühl, das ich für diesen Tag zur Verfügung habe, da müssen all jene, die meine Gedichte noch lesen, leider leer ausgehen.

Und du hast die Geschichte mit verbundenen Fingern in die Tastatur tippen können, dann wird es mit dem Klogang auch klappen.
Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Ich habe sie gelesen und mich köstlich amüsiert – und dafür danke ich dir!

Sirius


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RE: Fiaskomik

#3 von scrabblix , 25.09.2020 23:30

Ich habe mich von deiner Fröhlichkeit anstecken lassen, Karl-Ludwig. Sie hat mein Mitleid auch fast im Keim erstickt hat. Aber eben nur fast. Ich fürchte eine zweite Portion Fiaskomik wird unerlässlich sein, dass die Fröhlichkeit auch bei mir endgültig die Oberhand gewinnt.

Lottegrüße in dein Wochenende


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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Über einen Toilettengang mit verbundenen Fingern (Fiaskomik II)
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