Eine meiner Herangehensweisen ist es, irgend eine Geschichte auf reimende Worte hin zu untersuchen:
Der Suchhund
Zu einer Zeit, als ich mich sehr verloren und einsam fühlte, schaffte ich mir einen Suchhund an, den ich 'Sherlock den Zwoten' nannte. Es handelte sich um ein edles Tier mit der kraftvoll geschmeidigen Eleganz einer Bolschoi Ballett Tänzerin, seelenvollen Augen, sympathischem Lächeln und langen, stets auf Hochglanz gekämmten Haaren. Welch versöhnlich- schönen Anblick bot er mir doch zur gefälligen Begutachtung an, wenn er mit der Nase dicht über dem Boden im Zickzack durch das morgenfeuchte Gras lief und allerlei Getier in Aufregung versetzte.
In der beiliegenden Gebrauchsanleitung (incl. Stammbaum bis runter zu den Amöben, Zertifikat und Garantieurkunde), vermutlich von einem legasthen-chinesischen Scribalstotterer mit Schluckauf verfasst, stand: „Helz-helzlichen .. äh … Glückswunsch! Sie haben sich, hicks schlau wie S-s-sie nun mal öcks sind, fül … hm … einen Luksus Suchhund … ja … mit jedel Menge kröh Neb-nebenfunk-funk-funk ... äh ... Apps … entschieden. Diesel Hund hicks kann sowohl nach verlolen gegangene Kindel, als … äh … auch nach dem Wesentlichen einel … krah … Aussage fahnden. Auf Be-befehl hinoderher, weiß ich nicht, dulchstöbelt er Bibli-bibli-o … Bücheleien nach Schund und … veldammt, wie übersetzt man nur hicks Glakaguffnik hicks?“
Leider fand der Suchhund nie auch nur das Geringste. Es war halt kein Findhund. Ich konnte ein Stöckchen vor seinem Gesicht fallen lassen – er rannte voller Eifer und immer knapp dran vorbei. Er fand noch nicht einmal seinen eigenen Fressnapf – ich musste ihn füttern.
Ich klebte ich ihm eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten auf den Trenchcoat und verkaufte ihn als Blindenhund an meinen Nachbarn, der so etwas nötiger hat als ich. Ich höre die Zwei häufig die Treppe runter purzeln und muss dann jedes Mal föllig valsch aber wirklich herzlich grinsen, während mir so ein Quatsch wie folgt passiert:
Es gibt keinen Reim auf Mensch!
Mist!
Außer wennsch
mit Absicht albern ist ...
Nun gut, ich will ja den Suchhund in Verse schmieden:
Der Suchhund
Zu einer Zeit, als ich mir sehr verloren vorkam,
- ein alt-, müd- und einsamer Passagier -,
schaffte ich mir einen Suchhund an,
nannte ihn Sherlock; ein echt edles Tier.
Grazil, voll Eleganz und Kraft,
wie eine Bolschoi Ballett Tänzerin.
Hübsches Gesicht und fabelhaft
gebaut. Schrecklich nett. Ich bin
immer noch klammheimlich neidisch:
Aufs volle Haar – den seelenvollen Blick.
Sherlock war echt und so was von magisch,
und kommt auch nie wieder. Mit nur etwas Glück.
Es stand in der Gebrauchsanleitung:
Multitasking Bio Hund. Voll astrein.
Sucht nicht nur Kinder oder Zeitung,
sondern auch den Sinn vom Sein.
Leider fand der Suchhund nie
irgend etwas. Und der Grund
war der Name. Dieses Vieh
war nun mal kein Findehund.
Ich kann schließlich nicht jeden Tag Meisterwerke schaffen.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ein gelungenes Text - Gedicht - Werk, klsa!
Einfallsreich, mit einem gewissen Charme verwebt -
und mit einem gesunden Maß an Humor verbunden.
Find ich gut!
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Meisterwerk hin oder her. Mir gefällt dein Humor, daher gefällt mir auch dein Text, klsa!
Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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'Meisterwerk' ist ein verdammt großes Wort. Dennoch: Vielen Dank für die positive Resonanz. Da macht das Schreiben von Absurdismen, sogenannten Karlauas, doch gleich gute Laune.
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