DAS „ROLLSCHUHMAGAZIN“
Texte auf Rädern
Tun Sie sich einen Gefallen, legen Sie Ihren Nachrichtendurchlauferhitzer aus der Hand oder am besten gleich ins Gefrierfach. Sie wissen schon: Ihr Smartphone. Stecken Sie sich 20 Euro in die Hosentasche, und bewegen Sie sich auf einem fahrbaren Untersatz Ihrer Wahl in den Bahnhofzeitschriftenladen Ihres Vertrauens. Dort lassen sich, all der Krisen des auf Zeitungs- und Magazinseiten gedruckten Wortes zum Trotz, noch Entdeckungen machen. Und zwar solche, die – Papier ist geduldiger – nicht immer schon mit der nächsten Versuchung locken und die Teile unseres Gehirns, die für Informationsverarbeitung und -speicherung zuständig sind, zuverlässig in nasses Weißbrot verwandeln.
Vielleicht entdecken Sie eine Ausgabe des Fachmagazins „Kran & Bühne“, das Branchenblatt für alle, die schwere Lasten zu tragen haben. Oder aber „Meine Schuld“, ein Magazin, in dem Frauen offenbar „Einblick in ihr wahres Leben“ gewähren und „von großen Hoffnungen und bitteren Enttäuschungen“ erzählen. Ganz gleich, ob „Liebesglück oder Familiendrama, erotische Erfahrungen oder existenzielle Probleme: hier erfahren die Leser alles!“#
Mit etwas Glück aber fällt Ihnen eine Ausgabe des „Rollschuhmagazins“ in die Hände, ein Heft „für alle, die Rollschuhlaufen“, aber nicht nur: Geboten werden laut Eigeneinschätzung: „Informationen, Vielfalt, DIY (do it yourself), Spaß, Geschichte, Kultur, Rollschuhliebe und Vernetzung“. Was will man mehr? Selbstverständlich ist der „Rollschuh“, dieses vermeintlich harmlose Fortbewegungsmittel, nur ein trojanisches Pferd für eine sympathische Punk-Attitüde, mit der dieses Druckwerk aufgelegt wird – weniger (aber auch) im rebellischen Sinne als vielmehr im Sinne von: Jeder kann und sollte Musik beziehungsweise ein Magazin machen.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m...n-18181792.html
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