Wenn ein Algorithmus die ganze Literaturgeschichte revolutioniert: Im Maschinozän schreiben Maschinen bessere Texte als Menschen
Im Journalismus sind bereits Programme im Einsatz, die lesenswerte Nachrichten-Texte verfassen. Wenn die Maschinen dereinst beginnen werden, Literatur zu schaffen, wird die Produktion explodieren. Schlimm? Nein, eine Chance für uns Menschen.
Jeden Morgen, so überliefern es zahlreiche Geschichten, stand sie auf im Morgengrauen. Sie brühte sich eine Tasse Kaffee, um damit dem Licht beim Aufstehen zuzuschauen. Dann begann das Schreiben. Ein Tageswerk und für die kürzlich verstorbene Autorin Toni Morrison war Schreiben Leben. Mit ihren Worten hat sie einen Teil der Geschichte der USA, der Rassendiskriminierung, der sozialen Ungerechtigkeiten und menschlichen Abgründe geschrieben.
Das Leben einer jeden Literatin und eines jeden Literaten endet. Übrig bleibt der Teil des Narrativs über die Menschengeschichte, der entstanden ist. Neues kommt aus dieser Feder nicht mehr hinzu. «We die. That may be the meaning of life», sagte Toni Morrison in ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises 1993. «But we do language. That may be the measure of our lives.»
Morrison hat den Umgang mit Sprache als exklusiven Zugang des Menschen zu seinem eigenen historischen Narrativ begriffen. Mit Erzählungen schreibt die Menschheit sich überhaupt erst in ihre Existenz hinein. Damit hatte sie lange recht. Mit intelligenten Maschinen könnte das anders werden. Ein Algorithmus, der die Literaturgeschichte revolutioniert? Bis anhin scheint das ein Szenario aus der Science-Fiction. Aber nicht mehr lange.
https://www.nzz.ch/feuilleton/maschine-u...atur-ld.1506743
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