Bericht über Horst K. oder Die Besserung des Menschen
1
Aufgewachsen ohne Mutter,
der Vater ein Trinker.
Mit vierzehn, mit sechzehn,
dann Einweisung ins Heim.
Mit zwanzig ein drittes Mal.
Fünfzehn Jahre insgesamt,
kleine Delikte, das Eigentum anderer.
Nicht etwa Picassos
oder ein Gang durch die Bank.
Fahrrad, Aktentasche,
ein schlecht sitzender Mantel
doch warm.
Rückfälle: Zechprellerei.
Nun aber Schluß, lieber Freund,
nun aber geht’s aufwärts,
sanft und guten Willens
in ein fröhliches Leben.
Herzlichen Glückwunsch,
der Platz an der Sonne
ist frei.
2
Einbruch in ein leerstehendes Haus,
Verzehr von Konserven, Benutzung eines Betts.
Das war kürzlich.
Der Winter ist hart.
Und schon wieder
sitzt er im Warmen.
Sie erinnern sich.
Es war in der Zeitung zu lesen.
Wir sind überfordert
und härten uns ab.
3
Nach der Entlassung
nun endlich der bessere Mensch.
In der letzten Nacht des Jahres
nahm er Zuflucht,
legte sich in den Wald und erfror.
Es war in der Zeitung zu lesen.
Der Engel, mit dem er den Wald verließ
bleibt unerwähnt.
Elisabeth Borchers
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