Sonett der Verschmähten
Einst war ich nur ein ungetanzter Tanz,
Ein nie gesungen Lied, erstickter Klang
Und halber Atemzug. O weher Kranz,
den man auf meine junge Stirne zwang.
Nun bin ich alles: Tanz und Klang und Sinn
Und tiefer Atem, Lied das froh sich hebt;
Und weiß: ich bin durch ihn nur was ich bin
Und starb um dies und hab um dies gelebt.
Mit solchen Kronen krönt er mein Geschick,
Er ist durch sich. Ich kann nicht gleiches gebe.
Doch wenn ich einst, noch flammenden Gesichts,
Mir auch gestehen müsste, dass ich nichts
Ihm war als nur ein flüchtiger Augenblick -
Er war ja doch mein ganzes junges Leben.
Rudolf G. Binding
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