Schwester Heuschrecke
Megadeals mit Rehakliniken, Fusionen von Heimbetreibern: Private Fonds mischen den Pflegemarkt auf – zum Schaden von Patienten und Beschäftigten
Heimlich, still und unbeeindruckt von der Corona-Krise machen sich milliardenschwere Fonds im Pflegebereich breit. Private-Equity-Firmen wie Nordic Capital, Waterland, Chequers Capital, Oaktree oder Carlyle: Das sind Beteiligungsgesellschaften, die mit dem Geld ihrer Anleger Unternehmen aufkaufen, die nicht an der Börse gehandelt werden. Ihr Geschäftsgebaren hat ihnen den Beinamen „Heuschrecken“ eingebracht. Ihnen ist egal, ob sie in IT, Immobilien oder eben „Gesundheit“ investieren, entscheidend ist die Rendite, die eine Anlage erzielt. Wie kann es sein, dass ebendiesen Fonds immer mehr stationäre Altenpflege- und Reha-Einrichtungen in Deutschland gehören?
Seit dem Erwerb des Pflegeheimbetreibers Casa Reha durch ECM Equity Capital im Jahr 1998 wurden in dem Sektor immer mehr Einrichtungen übernommen, die Zahl der Privaten hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Viele Betreiber von Alten- oder Pflegeheimen wurden mehrfach von den „Heuschrecken“ durchgereicht, sprich: mit hohen Profiten weiterverkauft. Die größten Pflegeheimbetreiber hierzulande sind die in Paris börsennotierte Firma Korian – mit dem Werbespruch „Bei Korian sind Sie bestens umsorgt“ und der Bank Crédit Agricole als Großaktionär – und Alloheim, das dem schwedischen Finanzinvestor Nordic Capital gehört. In der Reha ist Median, das seit einigen Jahren Waterland Private Equity gehört, die Nummer eins in Deutschland. Der Gesundheitssektor – „Healthcare“ als Investitionsmöglichkeit – rangiert bei den Fonds, die global über ihnen von Investoren zugesagte, aber noch nicht investierte Mittel („dry powder“) von gut 1,5 Billionen Dollar verfügen, sogar ganz oben auf der Liste der bevorzugten Ziele.
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