Ich brauche unbedingt einen Betreuer. Bei mir ist es nämlich ungemein unaufgeräumt. Und ich bin ja logischer Weise ziemlich aus der Übung.

Ich erkundigte mich: Wenn … aufgrund psychischer Krankheit … körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung… nicht wahrnehmen kann, bestellt das Betreuungsgericht … auf Antrag … auch durch die betreuungsbedürftige Person selbst…

Also ziemlich viel Bürokratur für so ein bisschen Chaos. Mein Damenbesuch hilft mir auch nicht weiter; sie hasst Formulare und mag überhaupt keine Magd sein, - selbst für mich nicht, dem größten Nach-Heine-Romantiker.

Von wegen: Alles für die Kunst!

Jetzt mal ganz ehrlich: Könnte ich überhaupt ich selber sein, wenn ich ständig meine Bude Schwiege-mutter-tauglich halten würde? Verlangt Kreativität nicht nach Wirrwarr? Und dem Vernehmen nach soll ich ja dermaßen kreativ sein, - au Backe aber auch.

Solche Perlen der Dichtkunst, so wie eine davon unten an steht, fallen mir ständig ein, - bestimmt schon wieder Muttis Schuld.

Wartet bloß nicht auf Godot;
Beckett ist schon lange tot.
Pozzo ging wohl auch dahin,
bei der Suche nach dem Sinn:

Gesellschaftliche Relevanz,
Ausbeutung ohne Maßen!
Millionen Gräber Totentanz!
Gewalt auf allen Straßen!

Ich las, und las, und las nochmal,
und rupfte mir den Schädel kahl.
Übrig blieben dumme Fragen:
Was will Dichter damit sagen?

Aha! Absurdes Schauspiel.
Das erklärt natürlich viel.
Wir bedauern ihr Geschick.
Wir sind anders, - was’n Glück.

Jedoch lässt sich das Universum von Dichtkunstperlen nicht beeindrucken. Es schickt keine Mainzelmännchen, selbst wenn ich eine Schale mit Milch hinstelle. Die ist morgens genau so sauer wie ich, wenn ich das Ergebnis sehe.

Sauergedicht

Ich mag keinen Sauerbraten
'Wat er nit mag': Da bin ich Bauer,
Essiggurken? Ihr dürft raten:
Davon werd‘ ich selber sauer.

Die obigen vier Strophen wirken doch ganz aufgeräumt, da kannst du ruhig jeden in die Bude lassen.

Sirius