Wer hilft den Helfenden?
Im Medizinbetrieb sind Sexismus und sexualisierte Gewalt weit verbreitet, doch es gibt nicht genug Aufmerksamkeit für das Thema. Das kann fatale Folgen haben.
Martina Schell kann den Moment nicht benennen, an dem ihr klar wurde, dass ihr Psychotherapeut sie missbrauchte. Aber sie erinnert sich an ein ungutes Gefühl, dass sie über viele Wochen begleitete.
Als ihr Therapeut ihr seine Strickjacke für die Sitzung ausgeliehen habe, weil ihr kalt war, und danach gesagt habe, das rieche so gut nach ihr. Als er sie einen Vertrag für Körpertherapie unterschreiben ließ, in dem stand, dass der „gesamte Brust- und Becken bzw. Intimbereich“ einbezogen wird, und der eine Verschwiegenheitspflicht beinhaltete. Als sie unbekleidet in seinem Behandlungszimmer saß, er ihre Brüste anfasste und gesagt haben soll: „mann, sind die groß“. Als er seinen Finger in ihre Scheide einführte.
2020 wurde der Arzt deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt, wegen sexuellem Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses. Martina Schell ist Allgemeinmedizinerin und heißt eigentlich anders, ihren richtigen Namen möchte sie nicht öffentlich machen. Ihre Schilderungen konnten wir anhand rechtlicher Unterlagen überprüfen. Der Angeklagte sei im Wesentlichen geständig gewesen, steht in dem Urteil.
Zu ihrem Therapeuten kam sie, weil sie nach zwei Todesfällen im engsten Familienkreis dekompensiert war – sie war psychisch am Ende, brach zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie gerade selber eine Weiterbildung zur Psychotherapeutin begonnen, weil sie das Fachgebiet interessierte. Das Thema sexueller Missbrauch sei in ihrer bis dahin etwa zehnjährigen medizinischen Ausbildung quasi nicht vorgekommen. Nur weil sie an Ihrer Universität auf Eigeninitiative das Wahlfach Ethik belegt hatte, sei sie mit dem Thema in Berührung gekommen, erinnert sie sich.
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