Putin: Keine Lebensmittel mehr für „feindliche Nationen“?
Russland will seine Lebensmittel-Exporte drosseln. Aus der Türkei kommt der Verdacht, die Maßnahme richte sich vor allem gegen Deutschland.
Der russische Präsident Wladimir Putin droht dem Westen mit einer möglichen Verknappung von Lebensmittellieferungen. Putin sagte am Dienstag, dass Moskau die Lebensmittelexporte in „feindliche“ Nationen sorgfältig „beobachten“ werde. Dies gelte insbesondere für Staaten, die sich den westlichen Sanktionen gegen Russland anschließen. „Vor dem Hintergrund der weltweiten Nahrungsmittelknappheit müssen wir in diesem Jahr mit Lieferungen ins Ausland vorsichtig sein und solche Exporte in Länder, die uns eindeutig feindlich gesinnt sind, sorgfältig beobachten“, sagte Putin bei einem Treffen mit Verantwortlichen aus der Landwirtschaft laut AFP.
Die Drohung betrifft den Westen, also die EU und die USA, die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine drastische Sanktionen verhängt haben. Sie soll aber auch dazu dienen, andere Staaten abzuschrecken, sich den Sanktionen anzuschließen. Viele Staaten vor allem in Afrika und Lateinamerika haben sich bisher geweigert, ihre Beziehungen zu Moskau zu kappen. Von den großen Nationen betreiben vor allem Brasilien, Indien, China und die Türkei sowie Israel weiter uneingeschränkt Handel mit Russland.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu arbeitet einen Zusammenhang mit der jüngst von der Bundesregierung vorgenommenen Verstaatlichung von Gazprom Germania heraus - eine Entscheidung, die in Moskau wohl für großen Zorn gesorgt haben dürfte. Fehler in der Wirtschafts-, Energie- und Lebensmittelpolitik der Industrieländer seien die Ursache für den starken Anstieg der Lebensmittelpreise auf der ganzen Welt, so Putin. Die Situation habe sich in den vergangenen Wochen verschlechtert. Die Agentur zitiert die Aussagen Putins im Hinblick auf die Gasprom Germania: Putin habe gesagt, die Situation auf dem Energiemarkt sei teilweise durch „harte, nicht marktbezogene Maßnahmen“ verursacht worden, darunter „administrativer Druck“ auf das Unternehmen Gazprom. „Wir erleben einen weiteren Versuch unserer Partner, ihre eigenen Fehler im Bereich Wirtschaft und Energie Russland anzulasten und die diesbezüglichen Fragen und Probleme erneut auf unsere Kosten zu lösen“, so Putin. Der Präsident habe vor Versuchen gewarnt, russische Unternehmen zu verstaatlichen, und sagte, dies sei „eine zweischneidige Waffe“.
Auch die französische Nachrichtenagentur AFP sieht den Zusammenhang zwischen Energie und Lebensmittelknappheit und schreibt, Putin drohe wegen „brachialer Maßnahmen einschließlich des Verwaltungsdrucks auf unser Unternehmen Gazprom in einigen europäischen Ländern“ mit Vergeltung.
Die höheren Energiepreise würden in Verbindung mit einem Mangel an Düngemitteln den Westen veranlassen würden, Geld zu drucken, um Vorräte aufzukaufen, was zu Nahrungsmittelknappheit in ärmeren Ländern führen würde. Diese Maßnahmen des Westens würden „die Lebensmittelknappheit in den ärmsten Regionen der Welt unweigerlich verschärfen, neue Migrationswellen anspornen und die Lebensmittelpreise generell noch weiter in die Höhe treiben“, sagte Putin bei dem Treffen.
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https://www.berliner-zeitung.de/news/put...ionen-li.221021
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