Diversität in Aufsichtsgremien
Wen vertreten eigentlich die Rundfunkräte von ARD und ZDF?
Rundfunkräte sollen die demokratischen Kontrolle der Gesellschaft über ARD, ZDF und Co. sicherstellen. Doch eine Untersuchung der Neuen Deutschen Medienmacher*innen zeigt: Die Kontroll- und Aufsichtsgremien der Öffentlich-Rechtlichen schließen große Teile der Gesellschaft aus.
„Kungelrunden“, „Abnick-Automaten“ oder, wie TV-Moderator Günther Jauch sie einst nannte, „Gremien voller Gremlins“: Rundfunkräte haben nicht das allerbeste Image. Dabei sind sie eigentlich eine tolle Erfindung. Sie sorgen dafür, dass der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR) auch tatsächlich von der Öffentlichkeit kontrolliert wird. Nicht in Form irgendeiner staatlichen Behörde, sondern durch Vertreter*innen aus der ganzen Gesellschaft. Damit sind Rundfunkräte der Garant dafür, dass es sich bei ARD, ZDF und Co. eben nicht um einen „Staatsfunk“ handelt.
Soweit die Theorie. Denn ihrem Anspruch, die Vielfalt der Gesellschaft zu repräsentieren, werden die öffentlich-rechtlichen Kontrollgremien nicht gerecht. Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass in den zwölf Rundfunkräten genauso viele Interessenvertreter*innen von Bauern und Bäuerinnen (weniger als 1 Prozent der Bevölkerung) wie von Menschen mit Migrationshintergrund (mehr als 27 Prozent der Bevölkerung) sitzen? Dass es Heimatvertriebene auf mehr Sitze bringe als muslimische Organisationen? Dass Jäger*innen in den Gremien besser repräsentiert werden als Rom*nja und Sinti*zze? Dass mehr Über-80-Jährige das öffentlich-rechtliche Programm überwachen als Unter-30-Jährige?
Politiker*inner, Vertretungen von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Abgesandte der beiden großen Kirchen: Sie dominieren die meisten Gremien. Menschen, die in unserer Gesellschaft ohnehin nicht viel zu sagen haben? Sie bleiben auch in Rundfunkräten häufig außen vor.
Für die Neuen Deutschen Mediemacher*innen habe ich mir die neun Rundfunkräte der ARD-Rundfunkanstalten (BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR, WDR), den Hörfunkrat des Deutschlandradios, den ZDF-Fernsehrat sowie der Rundfunkrat der Deutschen Welle und ihre insgesamt 542 Mitglieder genauer angeschaut. Wir wollten wissen: Welche gesellschaftlichen Gruppen sind in den Gremien vertreten? Welche Stimmen bleiben ungehört? Welche informellen Faktoren wie Zugang zu Ressourcen oder politische Loyalitäten beeinflussen die Machtverhältnisse im Gremium?
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https://uebermedien.de/74777/wen-vertret..._eid=7a83bdcc66
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