El Hotzo: Mindset
Sebastian Hotz alias El Hotzo erreicht auf Twitter und Instagram mit scharfen politischen Kommentaren ein Millionenpublikum. Mit seinem Roman "Mindset" zeigt er, dass er mehr als nur kurze Punchlines kann.
"Erfolg ist kein Glück" - das ist Maximilian Krachs Glaubenssatz - und Verkaufsargument. Der Mittzwanziger ist Motivationscoach aus Gütersloh. Hält Vorträge in Mülheim an der Ruhr, Kassel und Bielefeld. Will vermeintlich "zu schwachen" Männern Stärke beibringen. Will Schafe zu Wölfen machen.
"Was unterscheidet das Schaf von den Wölfen? Das Schaf ist nicht langsamer als der Wolf, beide können bis zu fünfzig Kilometer pro Stunde schnell werden. Das Schaf ist nicht schwächer als der Wolf, beide können mit der Kraft eines Kleinwagens zubeißen. (…) Den Unterschied zwischen Wolf und Schaf kann uns einzig die Psychologie erklären. Der Wolf ist Jäger und das Schaf ist Gejagter, weil ihr Mindset ihnen das vorschreibt."
Im Gegensatz zum wolligen Vierbeiner hat das menschliche Schaf aber die Wahl. "Seine Argumentation ist natürlich ein bisschen krude, ein bisschen am Schafsfell herbeigezogen", sagt Autor Sebastian Hotz über die Hauptfigur im Roman-Debüt. "Mindset" hat er es genannt - für ihn ein "Kampfbegriff", der die neoliberale Erzählung propagiert, "dass jeder Mensch komplett unabhängig von Umwelteinflüssen ist und jeder alles schaffen kann, wenn man sich denn nur genug anstrengt."
Maximilian Krach hat diese Idee verinnerlicht und teilt sie mit seiner Anhängerschaft in schmissigen Parolen:
"Es ist immer zu früh, um aufzugeben."
"Nichts ist unerreichbar, wenn du deinen inneren Wolf entfesselst."
"Ein Diamant ist ein Stück Kohle, das Ausdauer hatte."
Derartige "Weisheiten" wiederholt Maximilian Krach auch für sich selbst wie Mantras. Bei aller zur Schau gestellten Selbstsicherheit quälen ihn insgeheim Zweifel und Panikattacken. Er ist das Schaf im Wolfspelz. Seine Souveränität ist genau so ein Fake wie die teuren Patek-Uhren. Die Instagram-Bilder vom Yacht-Urlaub: nur Stock-Fotos. Statt teurer Luxusautos fährt Maximilian Krach mit der Regionalbahn. Der angebliche "Erfolgsguru" ist ein Hochstapler. Für Hotz ist es eine fantastische Figur, "weil sie nur fallen kann. Alles, was man über sie schreibt, und jede Situation, in die man sie hineinschreibt, beinhaltet das Bewusstsein, dass sie irgendwann mal auffliegen wird - und darauf freut man sich."
Das sorgt für enorme Spannung, fast wie im Krimi. Eine diebische Vorfreude, begleitet von Belustigung, Abscheu, gar Verachtung. Aber unter diese Gefühle mischt sich - vielleicht nicht Sympathie, aber doch Empathie. Und nicht selten das Gefühl, ertappt zu sein.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/El-...lz,hotz100.html
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