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Ulrich Woelk: Mittsommertage

#1 von Sirius , 25.07.2023 17:05

Ulrich Woelk: Mittsommertage

Ulrich Woelk schickt in „Mittsommertage“ eine Professorin in eine desaströse Woche und kommt beiläufig auf große ethische Fragen zu sprechen.
Ulrich Woelks „Mittsommertage“ spielt vor 13 Monaten, das ist für einen Roman eine seltene zeitliche Nähe zum Leben jener, die es jetzt lesen werden. Die Ereignisse – wie stand es mit der Maskenpflicht, wie war das Wetter? – und erst recht die Atmosphäre bekommen damit eine riskante Nachprüfbarkeit, der Woelk als versierter Beobachter der Gegenwart völlig gewachsen ist. Wir alle beobachten doch ohne Unterlass die Gegenwart, zwangsläufig, werden Sie jetzt sagen. Aber es ist womöglich nur die Literatur, die sie in Worte für eine halbe Ewigkeit bannen kann. Dies noch dazu in freier Erfindung. Man denkt sich etwas aus, und die Menschen erkennen es wieder.

Auch Woelks Erfindung ist frei, und doch ist seine Geschichte hervorragend wiederzuerkennen, eine Geschichte, umso erstaunlicher, in der es dicke kommt. Aber wenn zum Beispiel die Dialoge etwas Schablonenhaftes zeigen, weil das Individuelle hinter schon tausendmal passierten Standarddramen zurücktritt, dann fällt einem auch bloß ein, wie grotesk, unecht und abgegriffen gerade die emotional bewegten Momente sind. Dann sagt eine vernünftige, gebildete Frau zu ihrem Mann: „Du fickst deine Sekretärin.“ Und der Mann antwortet, das sei nicht seine Sekretärin. Oder ein junger Aktivist sagt zu einer jungen Aktivistin: „Glaubst du, dass wir das Richtige tun?“ Und seine nächste Frage, für ihn nicht minder wichtig oder sogar wichtiger, lautet, wann sie endlich für ihn ihren Freund verlässt.
Solche Szenen haben auch ihren eigenen, stillen Humor. Das hängt mit der Heldin des Romans zusammen, aber auch mit Woelks Grundton, der forschend und dennoch leicht ist. Auch hängt es vermutlich mit der Jahreszeit zusammen, die es nicht umsonst in den Titel geschafft haben wird.

Sieben Tage, Montag bis Sonntag, im Juni 2022. Die Wochentage sind auch die Kapitelüberschriften, was nicht nur handlich ist – beim Schreiben wie beim Lesen –, sondern auch eine Art Crescendo verspricht und bietet: Das läuft auf etwas hin, nur weiß man noch nicht was.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/mitts...n-92418403.html


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