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Ulrich Peltzer: „Das bist du“

#1 von Sirius , 01.07.2021 16:48

Leben und Lektüre eines Melancholikers

Ulrich Peltzers Roman „Das bist du“ ist trotz Längen ein einziges Funkeln, zeitlos und bewunderswert

Endlose Gegenwart. Tage ohne Pläne, Jahre ohne Ziele. So verläuft das Leben des Ich-Erzählers in Ulrich Peltzers neuem Roman Das bist du. Er taumelt durch das Berlin der 1980er Jahre, studiert Psychologie, zieht nachts um die Häuser und verehrt die Klassiker des Kinos. Dann erscheint Leonore, die geheimnisvolle Schönheit, die den Protagonisten von der einen auf die andere Sekunde in den Bann zieht. Wie sich die unbeschwerte Zeit der beiden anfühlte und warum diese intensive Lovestory ein tragisches Ende finden musste, erfahren wir aus der Retrospektive. Als würde man einen Koffer mit alten Polaroids öffnen, versucht die Hauptfigur die Erinnerungen zusammenzufügen. Und muss – als unzuverlässiger Erzähler – bekennen, dass „ich manchmal nicht mehr weiß, ob eine Episode, die ich gerade aufschreibe, sich zugetragen hat oder bloß erfunden ist“.

Von Anfang an geht es nicht primär um eine liaison d’amour, sondern um die Geburt eines Schriftstellers. Und wie in all seinen Werken verhandelt Ulrich Peltzer auch in Das bist du die Identitätskrise. Für seine Hauptfigur, eine Reminiszenz an den Eichendorff’schen Taugenichts, gilt die Devise: „Alles dransetzen, dass einen die Traurigkeit nicht auffrisst. Woanders sein.“ Um den immer wieder drohenden Selbstverlust in einer Gesellschaft ohne so etwas wie einen metaphysischen Überbau angemessen darzustellen, bedient sich der Autor hinter dem werdenden Autor immer wieder des Mittels der Dopplung. Von Codes, bestehend aus dem binären System von Zeichen und Bedeutung, bis hin zum psychoanalytischen Modell Sigmund Freuds, das den Menschen zwischen Triebnatur und Kulturnormen pendeln lässt, reichen die Hinweise auf die Zerrissenheit des modernen Subjekts. Dies erklärt wohl auch die herausfordernde, aber durch und durch überzeugende Architektur des Romans. Statt einer linearen Narration konfrontiert uns der Ich-Erzähler mit Prosabruchstücken – aus seiner Vergangenheit sowie seinen zahllosen Leseeindrücken.

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/der-freit...-melancholikers


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Sirius
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