Monika Helfer: Die Jungfrau
Von der inspirierenden Konkurrenz unter Freundinnen erzählt Monika Helfer in "Die Jungfrau". Eine hintersinnig schöne Geschichte über versäumte Leben und die Macht des Erzählens.
Bei der Schriftstellerin Monika Helfer meldet sich eine Jugendfreundin, die sie seit über vierzig Jahren kaum gesehen hat. "Moni, schreib eine Seite über mich", verlangt sie, "denn wenn ich sterbe, ist dann noch etwas von mir da." Es sei ihr 70. Geburtstag gewesen, an dem der Brief der Freundin kam, verrät Helfer in ihrem Buch "Die Jungfrau". Sie erzählt darin, wie in dreien ihrer Vorgängerromane, mit allen Zeichen autobiografischer Authentizität: Sie spricht von sich als Monika, dem Leben als Schriftstellerin, ihrem Mann "Michael", in dem der Schriftsteller Michael Köhlmeier zu erkennen ist.
Monika Helfers 70. Geburtstag, das wäre kurz vor dem durchschlagenden Erfolg ihres Buchs "Die Baggage" von 2020 gewesen. Mit dieser Familiengeschichte fing ihre Karriere spät noch einmal neu an. Sie wurde ein Bestseller, nachdem die vorangegangenen Romane und Erzählungsbände weniger Aufmerksamkeit abbekommen hatten als beispielsweise die von Michael Köhlmeier. Und auch "Vati" von 2021 und "Löwenherz" von 2022 sind viel gelesene und geliebte Lebensgeschichten.
Fast alle Zeitungen und Medien im deutschsprachigen Raum schickten seitdem Reporterinnen zu ihr nach Hohenems im Vorarlberg, um das dicht mit Bildern und Erinnerungsstücken besiedelte Wohnzimmer von Helfer und Köhlmeier zu beschreiben und eine harmonische Dichterehe zu bewundern, in der sich die Gewichte verschoben hatten: Jetzt galt das Hauptinteresse Monika Helfer, und ihr Mann stand in der Küche und machte Kaiserschmarrn.
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https://www.sueddeutsche.de/kultur/monik...enger-1.6307054
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