Hark Bohm: Amrum
Hark Bohm erzählt von der schwierigen Kriegszeit, von seiner Kindheit und dem Erwachsenwerden. "Amrum" ist ein Erinnerungsroman mit wunderschönen Naturbeschreibungen, wehmütig und leicht bitter.
von Katja Weise
Der Filmemacher Hark Bohm ist zwar in Hamburg geboren, wenige Monate vor Kriegsbeginn, im Mai 1939, doch seine Kindheit hat er auf Amrum verbracht: Die Mutter kam von der Insel. Das hat sich eingeschrieben, in die Biografie, in die Namen. Der Vorname "Hark" ist friesischer Herkunft, ebenso wie der von Bohms Romanhelden: Nanning.
Nanning stand breitbeinig über einer der zahlreichen Furchen auf dem Acker. Er ließ eine Kartoffel hineinfallen. Dann stakste er voran, die Knie durchgedrückt. (….) Ein paar Schritte hinter ihm häufelte Hermann mit einer Hacke den aufgelockerten grauen Geestboden über die vorgekeimten Kartoffeln.
Bis Kriegsende ist es nicht mehr lang, doch noch dröhnen die Flugzeuge über Amrum hinweg, manchmal werfen sie Bomben über dem Meer ab. Nanning und Hermann helfen der Bäuerin Tessa regelmäßig beim Bestellen des Hofes und sichern so das Überleben auch ihrer Familien. Lebensmittel sind knapp, die Väter im Krieg, und Nannings Mutter wird in wenigen Wochen ihr viertes Kind zur Welt bringen.
Bohm erzählt eng an seinen Erinnerungen entlang, das spürt man. Es geht um seine Kindheit, nur ist Nanning schon zwölf und damit sechs Jahre älter als Bohm es 1945 war. Aber auch Bohms Eltern waren überzeugte Nationalsozialisten: In der "guten Stube" hingen ein Bild des Vaters und, selbstverständlich, ein Bild des Führers. Das führt immer wieder zu schwierigen Situationen. Im Roman verliert Nanning beispielsweise den "Job" bei Tessa, weil er seiner Mutter arglos berichtet hatte, dass die Bäuerin auf ein baldiges Ende des "Scheißkrieges" hoffe. Kurz darauf stellt der Ortsgruppenleiter Tessa zur Rede:
"Wehrkraftzersetzung, was, Nanning Hagener?" Tessa hob die Hand. Nanning zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern (...) und machte sich darauf gefasst, dass Tessas Handrücken jede Sekunde auf ihn niedersauste. Aber die Sekunden vergingen (...) Dafür presste sie das Wort vor zurückgehaltenem Zorn geradezu heraus: "Runter."
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