Fast 1.800 Fossil-Lobbyisten auf Weltklimakonferenz: „Das ist ein Desaster!“
Scharen von Öl-, Gas- und Kohle-Lobbyisten sind auf der Weltklimakonferenz in Baku akkreditiert. Das sind mehr, als alle Delegationen der zehn durch die Klimakrise verwundbarsten Staaten zusammen. Wie passt das zusammen?
Die Weltklimakonferenz berät in Baku über die Eindämmung der Erderwärmung. Trotzdem sind mindestens 1.773 Lobbyisten der Öl-, Gas und Kohleindustrie offiziell für die COP 29 in Aserbaidschan akkreditiert. Das gab die Koalition „Kick Big Polluters Out“ bekannt, die öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCCC ausgewertet hat. Die Organisation wird unter anderem von Transparency International, Global Witness, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen. Luisa Neubauer von Fridays for Future ist empört: „Das ist ein Desaster!“
Der Datenanalyse zufolge verfügen die Lobbyisten über mehr Zugangspässe als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten, nämlich Tschad, Salomonen, Niger, Mikronesien, Guinea-Bissau, Somalia sowie Tonga, Eritrea, Sudan und Mali zusammen. Das steht in krassem Gegensatz zu dem auf der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai erzielten Einigung aller 200 Staaten auf das Ende fossiler Brennstoffe.
„Wie eine giftige Schlange“
Nnimmo Bassey von „Kick Big Polluters Out“ sagte: „Der Einfluss der Lobby für fossile Brennstoffe auf die Klimaverhandlungen ist wie eine giftige Schlange, die sich um die Zukunft unseres Planeten windet.“ Es gelte, ihre „Täuschungen aufzudecken“ und entschlossen gegenzusteuern, um ihren Einfluss zu beseitigen.
Brice Böhmer von Transparency International sagte, die Einflussnetzwerke einiger mächtiger und meist korrupter Gruppen reiche weit über die nun offengelegten Zahlen hinaus. So werde noch immer gut 20 Prozent der nationalen Delegationen gestattet, Angaben zu ihrer Tätigkeit zu verweigern.
Fossil-Lobby so stark wie nie
Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Organisation Germanwatch, sagte, im ersten Jahr, wo die Erderwärmung über 1,5 Grad liege, sei die Fossil-Lobby „so stark aufgestellt wie noch nie“. Darüber hinaus sei sie nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten jetzt auch „als Weltmacht organisiert“.
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