Javier Zamora: Solito
El Salvador 1999: Korruption, eine nicht funktionierende Justiz, wirtschaftliche Probleme. Armut, Alkoholismus und vor allem Gewalt, wohin man sieht, im staatlichen und im familiären Bereich: mit den Augen eines Kindes beschreibt Zamora in Episoden, oft nur in Nebensätzen die Welt, in der er groß geworden ist. Seine Eltern sind illegal in die USA eingewandert, und so bleibt ihnen auch nur der illegale Weg, ihren Sohn nachzuholen. Der 9jährige Javier begibt sich auf den Weg, der sich als lebensgefährliche Route entpuppt, und nach über 20 Jahren ist er nun in der Lage, die traumatische Geschichte seiner wochenlangen Flucht zu erzählen.
Javiers Geschichte ist beeindruckend. Er erlebt ein Höchstmaß an Einsamkeit, Angst und Hilflosigkeit, und er erkennt selber, dass er nun seine Kindheit hinter sich lässt. Er erlebt aber auch die selbstlose Zuwendung von Menschen, die vor allem bei der tödlichen Durchquerung der Sonora-Wüste sein Überleben ermöglichen.
Auch die Weise, wie Zamora seine Geschichte erzählt, ist beeindruckend. Er bleibt streng bei der Perspektive des Kindes. Dadurch entstehen Leerstellen, die er der Phantasie des Lesers überlässt und der dadurch z. B. zur grausigen Überzeugung kommt, dass außer Javier und seinen drei Begleitern niemand aus dem Treck die Durchquerung der lebensfeindlichen Sonora-Wüste überlebt hat. Durch eine meist parataktische, eher einfache Sprache ahmt er den Sprechduktus des Kindes nach und verleiht dem Erzählten eine beklemmende Authentizität – und die wird wiederum gesteigert durch kindliche Erinnerungen an Tiere, an das Aussehen der Pflanzen, an Gerüche und Geschmäcke. Es ist erstaunlich, mit welcher Intensität Zamora sich erinnert, auch an das Aussehen, die Gesten und die Sprache anderer Menschen.
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