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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#1 von Sirius , 01.05.2016 00:09

Auf einer Bank unter den Birken
da sitzt ein Mann und summt sein letztes Lied.
Und wer ihm in die Augen sieht,
kann keine Lebenslust bewirken.

Das Lied erzählt von Glück und Scherben,
der Mann singt sich die Tränen fort
und weint an diesem Ort
wie Schwäne, wenn sie sterben.

Die Traurigkeit frisst seine Seele auf,
das Liebesleid sein Herz;
kein Trost für seinen Schmerz,
so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Auf einer Bank unter den Bäumen
verstummt ein Leben ohne Schrei.
Kein Wille mehr sich aufzubäumen.
Und in der Ferne fährt ein Zug vorbei.

Sirius


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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#2 von scrabblix , 01.05.2016 01:13

Das ist so hoffnungslos traurig, Sirius, da schmerzt das Herz beim Lesen...


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#3 von Sirius , 01.05.2016 01:21

Ja, Lotte, manchmal bin ich traurig. Verzeih, ich hab dich nicht auch traurig machen wollen.
Und: Danke!


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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#4 von Karl Ludwig , 01.05.2016 11:08

Also ich finde das schwer Negativ. Allerdings kann ich auch der Banalität meiner 'Letztendlich-ist-hier-jeder-alleine' melodramatischen Natur etwas Ausgang gestatten - habe ich sogar mal -. 'Der Blues hätte mich noch nie belogen oder so.'

Zu viel Garnichts macht einen Mann
alt und traurig, müd' und leer,
kalt und einsam - und irgendwann
glaubt er überhaupt nichts mehr.

Nur denke ich inzwischen, dass man sich mit solchen Gedichten keinen Gefallen tut. Es ist Magie, eine Form von verstärkender Beschwörung eines üblen Geistes ...

… und bemühe mich humorvoll alles Unbill hin- und anzunehmen.

Klappt natürlich nicht immer. An manchen Tagen könnte ich einfach losheulen. Die Wahrheit ist nicht nett. Sie hat Besseres zu tun, als zu trösten. GottSeiDank dauern solche 'Armes Wu-wu-Anfälle' nie sehr lange.

Auf jeden Fall verstehe ich jeden, der seiner Jugend nachträglich mehr Wert beimisst, als seinerzeit.


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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#5 von Sirius , 01.05.2016 21:06

Ach, guter klsa, ich bin ja eher ein positiver und fröhlicher Mensch (abhängig von meinem Gegenüber), aber meine Gedichte sind doch meist eher traurig oder sehnsüchtig. Das eine hat also nichts mit dem anderen zu tun, das Traurige ist ja nicht meine Lebenseinstellung, sondern halt meine Schreibe (bei Gedichten).
Ich trauere auch nicht meiner Jugend hinterher (nur körperlich), denn im Moment bin ich ziemlich jung, zumindest psychisch.
Ich danke dir sehr für deine Ansicht des „Blues“!

Sirius


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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#6 von Karl Ludwig , 02.05.2016 07:40

Ja, eine diffuse Sehnsucht ist uns wohl allen zu eigen. Bei jungen Menschen schimpft sich der Quatsch 'Explorationstrieb' - und dieser hat uns wohl von den Bäumen gelockt. Die Alten haben während dessen bestimmt nur gedacht: 'Also zu meiner Zeit waren uns die Baumkronen wichtiger als kontrollierter Stuhlgang'.

Wir Ü-Pubertät, die für jeglichen Bestand, biologisch gesehen, überflüssig geworden sind, haben nun die Zeit, das Geschenk des Lebens zu ehren, indem wir es auf echte Inhalte hin untersuchen. (So ab und an, demütig, dankbar, ehrlich, oder wenigstens bemüht ungelogen). Es ist erstaunlich, wie wenig wichtige Dinge es gibt. Und wie hart es ist, sich selber ohne des Kaisers Kleider zu erkennen. Aber ich bin da ziemlich gnädig im Urteil mir selber gegenüber. Ich verzeihe mir Vieles, ich schwöre bei meinen Fehlern: Ich wollte immer nur das Beste.

(Vermutlich für mich selber.) Es brachte auch keinen evolutionären Vorteil, das Altern angenehmer zu gestalten, also ließ es die beknackte Natur auch sein.

Übr. glaube ich Dir nicht. Niemand kann sein Ich vom lyrischen Output trennen. Die Protagonisten sind immer Spiegelbilder einer Seele, die sich dahinter etwas einfallen lässt. Niemand schreibt einen Werther oder Siddhartha, ohne etwas von sich preis zu geben.

Es gibt keine Rettung! Keine Religion, keine Philosophie, Keine Droge, keine politische Idiotologie, kein Geld, keine (für uns Männer) Frau, kein 'Funktionieren' (Amöben funktionieren auch, das ist kein Beweis der Menschlichkeit), … uff, kann dabei helfen, sich selber zu ertragen. Ist ja auch oft eine wahre Zumutung.

Nur das Lachen sollte es auf Dauerrezept geben.


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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#7 von Sirius , 02.05.2016 13:12

Nun, guter klsa, das ist zum Diskutieren wahrlich ein treffliches Thema.
Es ist sicher richtig, dass Gedichte auch immer ein Spiegel der Seele sind, und das LI oft nur vorgeschoben ist. Meine Gedichte sind zweifellos Teile meiner Gefühle, meiner Einstellung, Sehnsucht, Traurigkeit, was auch immer, aber diese Emotionen bestimmen halt nicht mein Leben, sondern sind nur Auslöser der Zeilen.
Die meisten Menschen glauben gar nicht, dass ich Gedichte schreibe, Satiren ja, weil ich auch real ein Stänkerer bin, aber jetzt nicht im bösen Sinne. Ansonsten bin ich eher der Stille, weil mich das meiste dämliche Gefasel nicht interessiert, weil es nur die eigene geistige Beschränktheit widergibt, auf die ich weder antworten noch lachen kann.
Und du hast auch recht, die Dinge, die wirklich wichtig sind, sind rar und so beschäftigen wir uns hauptsächlich mit Nichtigkeiten, aus Pflichtgefühl, weil wir arbeiten müssen, dauernd mit oberflächlichen Menschen zusammen sind oder weil wir nicht aus dieser Denke raus können, die uns ständig blockiert.
Wir sind halt gefesselt an den Pflichten, an der Routine, am Alltag, an dem, was andere machen und was „man“ zu machen hat, sodass wir uns gar nicht mehr fragen, was wirklich wichtig ist.
Und Lachen z.B. ist wichtig. Und Lieben. Und Mensch sein. Und der andere Mensch. Und für mich ist auch Schreiben wichtig. Noch ein wenig da-sein in Zeilen, nicht in plappernden Worten. So hat ein jeder andere Wichtigkeiten, weil wir ja auch alle Egoisten sind, was nicht weiter schlimm ist, wenn man jemanden findet, der eben auch genau diese Wichtigkeiten hat.

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RE: Auf einer Bank unter den Birken

#8 von Karl Ludwig , 02.05.2016 14:09

Besser könnte ich mich auch nicht raus reden.

'Das macht man so und wo kämen wir da hin, wenn jeder ...' hat mich schon immer aufgeregt.

Ich stimme Dir vorbehaltlos zu. Es gibt nur einen Grund zu sein, sich zu bemühen: Für die Liebe (und das ist eine eigene Entscheidung, ob man das nun glaubt)! Und es gibt nur einen Grund zu kämpfen: Für die Wahrheit!

Und die Wahrheit ist, dass ich bin, was mir passiert. Es passiert mir! Ich kann es beeinflussen. Mit viel Selbstverarsche, Projektion und Geistern die ich narrativ zu Hilfe rufe/erschaffe. Mit Beschwörungen (die durchaus auch mal nach hinten losgehen können). Das ist der häufig übersehene/unterschätzte Aspekt, wenn jemand schreibt. Self-fulfilling prophecy und non-self-fulfilling prophecy. Also Banane.

Vielleicht hat aber auch, wie so oft, mal wieder meine Mutter Schuld und ich bin einfach nur mit einem sorglosen Wesen ausgestattet. Oder zu dumm, mich länger aufzuregen. (Gemäß dem Motto, dem Mantra gar: Wer sich ärgert, zahlt für die Sünden der Anderen).


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