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RE: Tit for tat

#1 von Karl Ludwig , 05.05.2016 10:04

Nein-nein, Ihr liegt föllig valsch. Es geht nicht um Busengrapscher, sondern um Wurst wieder Wurst, lateinisch: um Quid pro quo, oder auf akademikerfremddeutsch: um Reziprozität.

Und es handelt sich noch nicht einmal um eine Satire, sondern um einen fast wissenschaftlichen Beitrag.

'Tit for tat' wurde als erfolgreiche Strategie im 'Gefangenendilemma' bekannt. In knappen Worten: Wenn einer der Zwei den anderen verriet, bekam er seine Freiheit zurück, jede Menge Knete und der Verratene musste für fünf Jahre in den Bau. Wenn keiner den anderen verriet, wurden beide, aber ohne Belohnung freigelassen. Verrieten sie sich gegenseitig, mussten die Zwei für drei Jahre in den Knast. Klar?

Das beste Ergebnis kam zu Stande, wenn beide dem anderen gute Absichten unterstellten und die Schnauze hielten. Unkooperatives Verhalten schadete mindestens einem. Oft auch beiden.

'Tit for tat' hat nicht nur Einfluss auf Spieltheorien, sondern ist auch als kommunikative Regel im täglichen Einsatz: Wir fangen bei einem Kontakt (normaler Weise) mit einem freundlichen Angebot an und verfolgen dann, wie oft die andere Seite unfreundlich agiert, und wenn zu oft, werden wir auch unfreundlich. (Es gibt da angeblich sogar eine Faustregel, behaupten die Behaupter: Auf jede negative Handlung oder Aussage müssten fünf positive kommen, um keinen dauerhaften Schaden zu verursachen.)

Was aber passiert, wenn man auf egoistisches Benimm programmierte Einheiten und altruistische zusammen bringt? Im Computer geht das: Die Vorteile der 'Tit-for-tat-Strategie' wurde in einem Experiment von Robert Axelrod deutlich. Dabei wendeten die Wissenschaftler unterschiedliche Strategien innerhalb eines modifizierten wiederholten Gefangenendilemmas an. Es setzte sich immer wieder 'Tit for tat' durch, da ja nur die gegnerischen Züge nachgemacht wurden - der maximale Rückstand war also stets verhältnismäßig klein. In einem Spiel mit mehreren Mitwirkenden schnitt man in vielen Fällen sogar besser ab als Spieler mit anderen Strategien. Unausbeutbare Kooperation zahlte sich aus. Die altruistische Version 'Kooperiere immer' (Ha-ha!) schnitt hingegen bei unfreundlichen Gegenspielern oder in gemischten Gruppen deutlich schlechter ab, da sie sich ausschlachten ließ - und die 'Nur-egoistischen-Einheiten' fanden bald keine Interaktionsgegner mehr. Mit denen wollte niemand mehr spielen und untereinander kamen die auch nicht klar. Das kann man selbstverständlich nicht Eins zu Eins auf das menschliche Miteinander übertragen, aber nachdenklich könnte man schon werden.

Ich finde das einfach irre. Überall Wunder. Überall Staunen. Und ich bin nur ein Spiegel.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tit_for_Tat


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RE: Tit for tat

#2 von Sirius , 05.05.2016 19:30

Tit for Tat ist wesentlich besser als das „Gefangenendilemma“ bekannt und leider kann einem Wikepedia nicht einmal verständlich erklären, wie man vernünftig aus dem Bus guckt, ohne zu blöde auszusehen.
Ich bin ein Fan von Raymond M. Smulljan, der hat mir schon vor dreißig Jahren seine Varianten vom Dilemma um die Ohren gehauen, zuzüglich Schurken und italienischer Schatzkästchen von Bellini und Cellini, von Werwölfen und Despoten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Raymond_Smullyan

So freue ich mich, dass du das Thema satirisch aufbereitet hast, auch wenn sich nur die Wenigsten damit beschäftigen werden von den Wenigen, die es lesen.
Ich finde es schön, dass du immer am Suchen bist und auch das Staunen selbst suchen möchtest, das doch meist so nahe is,t und du auch über eine große Themenvielfalt verfügst.
Im Prinzip kann man natürlich über alles schreiben, aber das machen ja schon die anderen.

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RE: Tit for tat

#3 von Karl Ludwig , 05.05.2016 20:57

Das schwerste Rätsel, welches ich kenne geht wie folgt:

Zwölf gleich aussehende Kugeln. Eine ist allerdings vom Gewicht her anders. Und eine Balkenwaage, die Du genau dreimal benutzen darfst.

Frage: Ist die abweichende Kugel leichter oder schwere als die anderen und welche ist es?

Eine echte Kopfnuss. Und bevor jemand meckert: Es geht. Allerdings brauchte ich selber etliche Stunden. Am Besten versucht man es mit Gummibärchen.

Für Mathefreaks: http://www.brodo.de/pub/kugelproblem.pdf

Das muss stimmen - ich habe nämlich nichts verstanden.

Oh, da fällt mir ein. Zum Aufwärmen könnte man folgende Frage lösen: Wenn drei Missionare und drei Menschenfresser mit einem Zwei-Mann-Boot über einen Fluss setzen wollen, ohne dass irgendwo die Kanibalen in die Überzahl geraten (dann wird geschmaust) wie müssen die Fahrten organisiert werden? Erschwerend kommt hinzu, dass nur die Missionare und ein Menschenfresser rudern können. Hat 13 Spielzüge und auch hier könnten Gummibärchen eine nicht zu unterschätzende Hilfe sein.


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RE: Tit for tat

#4 von Sirius , 05.05.2016 21:57

1. Zwei Kannibalen ( einer kann rudern) rudern hinüber, der Ruderer wieder zurück.
2. Der rudernde Kannibale und ein Kannibale rudern hinüber, der Ruderer wieder zurück
Jetzt sind auf jeder seite 3 Missionare und drei Kannibalen.

3. 2 Missionare rudern hinüber, einer kann rudern
4. ein rudernder Missionar und ein Kannibale wieder zurück
(eine Seite 2 M + 2 K, andere Seite 1 M+ 1 K)
5. Hin: Missionar und rudernder Kannibale
6. zurück rudernder Kannibale und Missionar.
7. Hin: 2 Missionare
Nun sind auf der einen Seite 2 Kannibalen und auf der anderen Seite 1 K und drei M.
Der rudernde Kannibale kann nun seine beiden Kollegen einzeln holen.


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RE: Tit for tat

#5 von Jonny , 05.05.2016 22:09

Drei Jungen gingen in ein An und Verkaufsgeschäft.
Sie kauften ein Fahrrad. Das kostete dreißig Euro.
Als sie raus waren, fiel dem Verkäufer ein, dass es doch nur fünfundzwanzig kosten sollte.
Er gab seinen Lehrling die fünf Euro und lies ihn hinterherflitzen.
Der dachte sich; ich gebe jeden einen Euro wieder und behalte zwei.
Gesagt, getan. Nun hat jeder neun Euro bezahlt.
Und zwei hat der gewinnorientierte Lehrling behalten.
Also drei mal neun ist siebenundzwanzig, plus zwei ist neunundzwanzig.
Wo ist nun der dreißigste Euro?

 
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RE: Tit for tat

#6 von Sirius , 05.05.2016 22:16

Das ist einfach, Jonny. Aber klsa kann ja auch was machen, ich muss meinen Bollerwagen suchen.


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RE: Tit for tat

#7 von Jonny , 05.05.2016 22:23

Ich wollte euch zu so später Stunde ja auch leichte Kost servieren...
Den Bollerwagen findest du heut eh nich mehr, Sirius.
Such den mal morgen...

 
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RE: Tit for tat

#8 von Karl Ludwig , 05.05.2016 23:47

Zitat von Sirius
1. Zwei Kannibalen ( einer kann rudern) rudern hinüber, der Ruderer wieder zurück.
2. Der rudernde Kannibale und ein Kannibale rudern hinüber, der Ruderer wieder zurück
Jetzt sind auf jeder seite 3 Missionare und drei Kannibalen.

3. 2 Missionare rudern hinüber, einer kann rudern
4. ein rudernder Missionar und ein Kannibale wieder zurück
(eine Seite 2 M + 2 K, andere Seite 1 M+ 1 K)
5. Hin: Missionar und rudernder Kannibale
6. zurück rudernder Kannibale und Missionar.
7. Hin: 2 Missionare
Nun sind auf der einen Seite 2 Kannibalen und auf der anderen Seite 1 K und drei M.
Der rudernde Kannibale kann nun seine beiden Kollegen einzeln holen.



Falsch. Schon das Resümee von Schritt Zwei: Es sind nicht auf jeder Seite drei Missionare und auf der anderen drei Kannibalen, sondern nun auf der einen Seite zwei Kannibalen und auf der anderen drei Missionare und ein Kannibale. Außerdem wäre das Boot gerade auf der falschen Seite. Denn sonst würden bei Drei zwei Gottesmänner weich gekocht. Aber das ist nur ein Flüchtigkeitsfehler. Es sind nach wie vor 13 Fahrten nötig aber das Lösungsprinzip wurde durchschaut: Austausch eines Kannibalen der nicht rudern kann mit dem Kannibalen, der rudern kann, auf dass dieser alle anderen nachholt.

Verwechselung von Addition und Subtraktion ist schon verstörend. Bei einem Preis von insgesamt 25,00 € müsste jeder 8,33 Euro bezahlen. Plus 1,00 € zurück macht das 9,33 €, zusammen also 28,00 €. Plus 2,00 € ist gleich 30,00 €.

Und in Bielefeld knattert die Bartaufwickelmaschine.

Aber das dreimalige Abwiegen ist wirklich nicht einfach.


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