Letztens wollte ich nach langer Zeit mal wieder Monopoly spielen. Ihr wisst schon, so ganz mit ohne Apps und auf einem echten Spielfeld aus echter Pappe mit echten Spielfiguren aus echtem Holz.
In meinem Bekanntenkreis stieß ich mit diesem Verlangen auf völliges Unverständnis. „Wo ist denn hier der Slot um ein Headset mit 3D Brille anzuschließen?“
Kein Zeichen von spontanem Bedarf an gruppendynamisch-interaktiver Kommunikation und völkerverständigend- und Toleranz förderndem Benimm. Tz-tz-tz. Kaum einer blickte von seinem eckigen Symbionten auch nur auf.
'Macht nix.', dachte ich nur. 'Passt genau zu meiner Theorie über … ach, egal, symbolisches Verhalten, Wahrnehmungsdefokussierung, Aufmerksamkeitsverdrängung oder so, halt irgendwas in dieser Richtung.'
Ich zog mich in den Hobbyraum zurück, schubste mehrere Playstationen und kaputte Bildschirme aus dem Weg und spielte gegen mich selber, was überhaupt kein Problem darstellt, da ich nicht nur schiz- tripo- sondern multiphren bin. Genau 38 Persönlichkeiten teilen sich diesen Körper und kämpfen um die besten Plätze an den Geschmacksknospen. Man gewöhnt sich daran. Ich fand auch sofort drei Mitspieler und legte das Spielfeld auf eine drehbare Tortenplatte. Ständiger Platzwechsel ist zu anstrengend. Nein, für gekonntes Monopoly muss man sich schon etwas einbringen und seine mentalen Kräfte nicht durch Hyperaktivität mindern. Ha! Ich gewann. Und wie! Schon bald gehörten mir die Schlossallee, Parkstraße, Theater- bis Goethestraße, drei Bahnhöfe und das Wasserwerk. Die anderen besaßen nur vereinzelte, unzusammenhängende billige Gassen: Turm-, See-, Münchener-, Poststraße … und pendelten zwischen Zusatzsteuer, Frei Parken, und Gehe in das Gefängnis hin und her. Oder landeten in einem meiner inzwischen gebauten Hotels. Die Ereignis- und Gemeinschaftskarten waren auch nicht nett zu den Dreien. Vielleicht hätte ich diese vorher nicht kls-harmonisch wohltemperiert sortieren sollen. (Rücken Sie vor bis zur Schlossallee, zahlen Sie Schulgeld usw.) wohingegen ich ständig Glück hatte (zweiter Preis im Schönheitswettbewerb, Bankirrtum zu Ihren Gunsten …), und ich meine auch in diesem Zusammenhang mit tiefster Inbrunst aus Überzeugung: Mogeln gehört einfach dazu, besonders wenn man gegen sich selber spielt.
Bis ich eine mir völlig unbekannte Gemeinschaftskarte abhebe: 'Betreten Sie das Spielfeld in genau 10 Sekunden.' Interessant. Die Zahlen sehen aus wie auf meinem elektrischen Wecker und laufen rückwärts. Bei null macht es völlig unspektakulär 'plop' und ich stehe vor einem meiner 5 Hotels in der Schlossstraße. Als ich an mir runter blicke, erkenne ich einen kegelförmigen grünen Mantel? … aus Holz? … keine Füße?, aber dennoch bewege ich mich ruckartig? Und da kommen mir gerade ganz seltsame Gestalten entgegen. Kugelköpfe auf umgedrehten Trichtern in Gelb, Blau und Rot?
Tja, und deswegen habe ich ein blaues Auge und das Monopolyspiel verschenkt. Verwunschene Lampen, Zauberringe, Flaschengeister gehen ja in Ordnung, aber ein magisches Monopoly? Soll jemand anderen beglücken. Also passt auf, wenn ihr das nächste Mal über den Flohmarkt wandert.
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Deine Gemeinschaftskarte fehlt in meinem Spiel. Dafür habe ich eine Ereigniskarte mit: Der Kreditrahmen ist ausgeschöpft. Bitte zahlen Sie in Naturalien!
Ich liebe Monopoly, mir fehlen leider auch immer die Mitspieler, aber es dauert elend lange und die Gefängniskarten „Du kommst aus dem Gefängnis frei“ habe ich schon auf der hiesigen Polizeistation aufgebraucht, und das Spielgeld ging für die Kautionen drauf. Die sind hier nicht besonders auf dem Kiwief.
Dein Spiel und Dein Text haben mir echt Spaß gemacht, klsa.
Sirius
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