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Stephan Lohse: Das Summen unter der Haut

#1 von Sirius , 21.02.2024 16:52

Stephan Lohse: Das Summen unter der Haut

Stephan Lohses Roman "Das Summen unter der Haut" katapultiert in das schweißgetränkte, holprige Liebeserwachen eines schwulen Teenagers in den 70er-Jahren.
von Lenore Lötsch
Es ist das Jahr 1977: Supertramp dröhnt aus dem Zimmer von Julles Schwester. Aber gutbürgerlich ist hier die Fassade - und nicht nur die. Man schickt sein Kind zum musischen Gymnasium. Es riecht am Sonntagmorgen nach Speck und nach Chrompolitur in der Garage. Es wird Monopoly gespielt, bis der Vater die Niederlage ahnt und ausrastet. Die Mutter kniet im Garten und drapiert die Bodendecker immer mal wieder neu. Eine Vorzeigefamilie. Aber die Luft flirrt in diesem Sommer für den 14-jährigen Julle. Es erwischt ihn, als Axel Peschke, der Neue, den Klassenraum betritt. Das ist Julles Stunde null. Vier Tage später ist sein Körper eine Art Liebesheizkraftwerk.
"Von den achtzig Stunden waren zweiundzwanzig Stunden Unterricht. In diesen zweiundzwanzig Stunden habe ich, weil ich mich ja schlecht umdrehen konnte, versucht, Axel mit dem Rücken wahrzunehmen. Meine rechte, ihm zugewandte Seite wurde zu einer Art Antenne….eine empfindliche Fläche, die summend warm wurde. Als würde sich mein Gehirn in dieser Fläche befinden und sie aufheizen."

Die erste Liebe und die vielen peinlichen Situationen, die sich einbrennen: Mit Stephan Lohses Roman wird man katapultiert in das schweißgetränkte, holprige Liebeserwachen. In diese Zeit, in der plötzlich die einfachsten Dinge nicht mehr funktionieren: gehen, reden, atmen. Und während Julle verliebt ist in Axel, der neben ihm im Freibad liegt, gibt Nana Mouskouri den Takt vor.
"Vier-viertel, in Dur, Gitarre, Chor, Tamburin. Ich gehe auf ein musisches Gymnasium, was soll ich machen? Eine Frau mit Akzent begrüßt am Morgen den Sonnenschein. Über uns brennt die Sonne schon seit Stunden Löcher ins Blau. Es wird nicht ganz klar, mit wem die Frau in der Nacht die allerschönsten Stunden verbracht hat. Auf jeden Fall soll der Sonnenschein nicht traurig sein, denn so ist das eben, singt die Frau und macht einen Reim auf Leben."

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmo...-,lohse174.html


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Sirius
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