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Deniz Utlu: Vaters Meer

#1 von Sirius , 20.02.2024 14:50

Deniz Utlu: Vaters Meer

Wie Erinnerung möglich ist, wie sie unser Leben bereichert, wie unsere Fantasie Lücken schließt und wie schließlich aus all dem ein großartiger Roman entsteht, das zeigt uns der Hannoveraner Deniz Utlu mit "Vaters Meer".

Ich suche nach meinem Vater vor allem in mir selbst.
Dieser Satz aus der Mitte des Romans bringt auf den Punkt, was Deniz Utlu in seinem neuen Roman macht: Er lässt seinen Ich-Erzähler Yunus das Leben seines Vaters Zeki wie ein Puzzle zusammensetzen. Und wann immer Puzzle-Teile fehlen, darf die Fantasie diese Lücken schließen. Und Lücken gibt es viele, denn Yunus ist noch ein Kind, als sein Vater durch zwei kurz aufeinanderfolgende Schlaganfälle zum Pflegefall wird. Die Ärzte geben ihn auf. Aber Senem, Yunus Mutter, nicht:

Mutter sagte: Gib mir mal diesen Umschlag dort. Sie schrieb das türkische Alphabet in Großbuchstaben auf und hielt Vater das Buchstabenschild hin. Sie zeigte ihm den Stift, sagte: Verfolge ihn mit den Augen, wir gehen zusammen die Buchstaben durch. Meine Mutter stand in großer Erwartung vor seinem Bett, als er seinen ersten Buchstaben wählte, ein Ö. Der erste Satz, den er mit den Augen sprach: Öldüm sandim. Mutter atmete auf, sie hatte die Verbindung zu meinem Vater wiederhergestellt. Sein erster Satz lautete: Ich dachte, ich sei tot.

Alles, was dem Vater fortan noch bleibt, ist diese Augensprache - zehn Jahre bis zu seinem Tod. Es sind die Jahre, in denen Yunus seine Kindheit und Jugend in Hannover verbringt, erste Drogenerfahrungen macht, erste Küsse sammelt, davon träumt, Rockstar zu werden, dann doch lieber Dichter. Hannover bildet die Kulisse: Da ist das Musikfachgeschäft Bornemann in der Königstraße, wo Yunus' Vater dem Zehnjährigen seine erste Gitarre kauft (seit kurzem leider geschlossen); da ist das Stadionbad hinter dem Maschsee, wo Yunus schwimmen lernt, und der Bunker im "seelenlosen Niedersachsenring", in dem Yunus mit seiner ersten Band probt. Zwischen diesen stark autobiografisch geprägten Passagen kommen immer wieder die Erinnerungen an den Vater, an dessen Kindheit in der Türkei nahe der syrischen Grenze, an seine Studienzeit in Istanbul und schließlich sein Weggang nach Deutschland.

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmo...lu,utlu114.html


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Sirius
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