Es gibt viele Möglichkeiten in den Knast zu kommen. Dafür muss man noch nicht einmal etwas Verbotenes tun, eine Anzeige wegen sexuellen Interessen reicht oft auch schon, egal wie diskret man dieses Thema behandelt: "Hey Alte, wollen wir ficken?"
Mit Ausnahme der Gefängnisbeamten wollten die meisten Leute gar nicht in den Knast, wobei wir die Beantwortung des Rätsels: „Ob VOR Gittern besser ist als HINTER Gittern?“ auf ein einfaches: „Diese Frage ist so gut, dass ich sie mit keiner Antwort kaputt machen möchte.“ beschränken. Viele Leute haben einfach nur ein mieses Karma (Karma = Synonym für Blödheit). Sie drückten sich evtl. bloß vor Zahlung von Alimenten, weil sie ohne Weib nichts anderes machen konnten, als Saufen und alle Post ungelesen wegzuschubladen, waren zur falschen Zeit am falschen Ort, wurden verpetzt, verloren ihre Bewährung aufgrund fehlerhafter Drogenschnelltests, haben im besoffenen Kopp Mist gebaut und manchmal hatte auch ein übler Verbrecher nur einfach ungefragt ihre Identität benutzt.
Ich z.B. durfte mal in den Knast, weil ich eine Lederjacke in meiner Stammkneipe verkaufen wollte. Und das war tatsächlich meine eigene, in Teheran erworben mit echtem Wolfspelzfutter. Der potentielle Käufer, ein mitsaufender Kollegga, probierte sie an, musste mal schnell aufs Klo und tauchte nicht mehr auf und am nächsten Tag wurde mir die Tür eingetreten. Der Blödmann hatte mit meiner Jacke an einen Bruch gemacht und mit meinem Ausweis, der leider noch in der Brusttasche steckte, die Beute an einen An- und Verkaufsladen verhökert. Da war ich doch etwas angefressen. Christian, genannt Goofy, war der Übeltäter, bis zu diesem Ereignis mein Kumpel. U-Haft, bis sie den Blödmann gefasst hatten (14 Tage).
Ein anderes Mal (Falsche Zeit, falscher Ort) geriet ich in eine Razzia. Nein, wenn ich genauer darüber nachdenke, geriet ich innerhalb von nur 3 Jahren in 19 (Neunzehn!) Razzien. Muss wohl irgendwie an meinem gesellschaftlichen Umgang gelegen haben, alles harmlose Kiffer, viel zu schlapp, etwas Kriminelles durchzuziehen. Das bedeutete jedes Mal 24 Stunden vertikal gesiebte Luft und lästige Unterhaltungen mit Leuten, denen mein Wohl selbstmurmelnd weniger bedeutete, als der Nachweis einer üblen Gesinnung und ruchlosen Tat. Dabei war ich Anfangs total unfähig böse zu sein, das erlernte ich aber bei diesen Gelegenheiten. Bis dahin war ich immer nur ein wenig über die Stränge geschlagen: Mülleimer auf Autodächer stellen, Einfahrtstore mit geknackten Zahlenschlossketten verschließen, Wildschweinklau im Tierpark mit anschließender Innereienentsorgung durch den Briefkastenschlitz der Kunsthalle und so Sachen. (Ich hoffe nur, diese Untaten sind inzwischen verjährt, und falls doch nicht, muss es sich hier um eine Verwechselung handeln)
Nun aber war ich ein polizeibekannter Drogenkonsument in Anarchokreisen, musste ich ja sein, auch wenn es mir nicht nachzuweisen war ... Na, das konnten „DieDa" aber haben. Ich gab meine Zurückhaltung auf und startete eine kleine Karriere als Apothekenknacker. (6 Stck., bis sie mich hatten.). Wie man so etwas macht, hatte ich bei den Vernehmungen und von den anderen Unschuldigen gelernt…
Der Weg in die Scheiße ist kürzer, als der Weg aus der Scheiße – macht aber mehr Spaß!
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Eine schöne, unterhaltsame Geschichte, und ich glaube dir auch jedes Wort.
Auffallend ist, dass in jeder deiner Geschichten mindestens einmal das Wort "kiffen" vorkommt. Wenn ich das lese, bin ich immer beruhigt und weiß, es geht dir gut.
Ich habe mich also gut amüsiert hier.
Sirius
Reset the World!
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Ja Sirius. Ich bin seit 50 Jahren ein Junkie. Es gibt nämlich keine (Ex)-Junkies, genau so wenig wie es Ex-Alkoholiker gibt. Ich habe nur gelernt, damit halbwegs umzugehen, so wie andere Leute lernen können ohne Hirn zu leben. Ich habe seit über 25 Jahren nix genadelt. Wenn überhaupt lasse ich mir vom Arzt (selten) etwas sauberes Kodein 50 mg Forte aus der Apotheke verschreiben. Seit 15 Jahren trinke ich keinen Alkohol und dennoch halte ich mich nach wie vor für einen Junkie und Alkoholiker.
Gott gedankt bin ich auch Musiker, Geschäftsmann, Handwerker, Maler, Programmierer, Wohlfühlkneipendesigner (sehr teuer!) Vater, Dichter (wenn man den Begriff großzügig auslegt) etc. und meine Kinder sind überwältigend wohl geraten. Die sind unverarschbar geworden – na ja, fast.
Ich glaube, dass Kinder mehr mitbekommen, als ihre Eltern gerne hätten. Sie orientieren sich an den Ängsten und Hoffnungen und nicht an den Sonntagspredigten. Verstecken funktioniert nicht.
Deswegen stört es mich auch nicht, wenn jeder darüber Bescheid weiß. Ich bin Karl-Ludwig und habe von meinen sieben Leben noch vier Stck. übrig. Fauch!. (Nach Chinesischem Horoskop bin ich Tiger in Hauspantoffeln) – wer es glaubt, dem nutzt es.
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Dankeschön für die umfassende Ergänzung, Karl-Ludwig.
Vielleicht hast du nichts dagegen, wenn wir dich so anreden dürfen, das ist wesentlich freundlicher (z.B. am Küchentisch, wo wir über dich herziehen), als wenn wir immer "klsa" sagen müssen.
Sirius (Sternzeichen "Stänkerer")
Reset the World!
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Mein Name ist Bond ... äh ... Gantenbein ... äh ... Saligmann. Karl-Ludwig Saligmann. Ist mir auch lieber.
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Hi KL, Du haelst Dich ja sehr bedeckt. Du in Turkey, ich in Kambodscha.
Alles Beste, Jochen S.
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