Angeregt von Leos gekonnten Gedicht „Ohne mich“ (ABC), das nachfolgend noch einmal zu lesen ist, habe ich einen Faden eingerichtet, in dem amüsante Buchstabenspiele- und Gedichte enthalten sein sollen.
Hier kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Hier beginne ich gleich mal mit den ABC-Sätzen und deren Varianten und stelle Leos Gedicht voran:

Anfangs dachte ich, ich spinne,
Bald darauf ich mich besinne -
Chemikalien sind gefährlich,
Deshalb sag ich dir ganz ehrlich,
Es ist kein Stück davon gelogen:
„Finger weg, von allen Drogen!“
Große Städte neu erblühn,
Haschisch, Meth und Kokain,
Immer mehr, die sich was ziehn.
Jugendliche, Mütter, Bosse,
Krimineller Artgenosse,
Lehrer, ja sogar Beamte
Mischen sich wie Hirnverbrannte
Neues aus den Grenzgebieten
Opium mit Defiziten.
Pralle Ladung eingenommen,
Quereinsteiger sind willkommen.
Rentner was dazu verdienen
Schlechtes Spiel und gute Mienen.
Tja so ist das mit den Drogen -
Ungeniert wird blank gezogen.
Vater Staat sieht machtlos zu,
Willenloser gibt bald Ruh.
X - Mal Ypsilon und Z,
mir raucht der Kopf, ich geh zu Bett.

Letreo71

Bei Leo sind sind die Anfangsbuchstaben, die durch das Alphabet reisen, es geht aber auch, indem jedes Wort dem vorhergehenden alphabetisch folgt:

Als Bauer Christoff Düwels-Eck
fünf Gulden hatte im Jackett,
kam leider mit ner ollen Pistol
Quintilius Räuberrabenstätt,
stahl Taler und Verschiednes weg,
X, Y, Z!

(James Krüss aus „Ein Papagei aus Kopenhagen“)

Das ist nicht ganz lupenrein wegen der letzten drei Buchstaben. Außerdem werden kritische Wörter mit Fantasienamen belegt (C und Q). Es geht auch anders:

Als braver Chemiker darf ein fleißig grübelnder Holländer
in jenem kurzen, lila Mantel nachts, ohne Pudel,
qualifizierten Rat suchen, trainieren und völlig
wissenschaftlich xylophonische Yetis zählen.

Anderes Beispiel:

Als böse Chorknaben, die eine Frage gelöst hatten, in
jeder Konditorei Lollis mopsten, nahm ohne Probe
Quizmaster Richard seine Trompete und verschenkte
Xaver Yilmaz Zieharmonika.

(Ivo Züchner)

Oder als Rezept:

Acht Beutel Cayennepfeffer durch einen Filter gießen,
heiß in jeweils kussfeste, lockere, mundgerechte,
nussgroße Obststückchen pressen, quirlen, reiben, schaben,
tropfenweise unter viel Wehgeschrei x-mal Yakmilch zugeben.

(Heiko R. Lang)

Versucht man sich in dieser Kunst, sollte man mit kurzen Sätzen beginnen:

Erika findet große Himbeeren immer.
Jedes Kind lacht mehrmals nachts.
Opa Paul quasselt richtig sein Tibetanisch.

Anregungen bitte nach Belieben anfügen.

Sirius

Lieber Sirius,

das find ich sehr anregend, bislang habe ich immer ein ABC-Darium geschrieben.
Diese Variante ist schwieriger, aber ich will nichts unversucht lassen.

Dampfnudel

Analphabeten brauchen Charakter, denn es frustriert gänzlich,
hirnrissige, idiotische Jokes, kleinkarierter Lehrbeauftragter
mit notorischen, oberschlauen, penetranten Quellenangaben rumzufuchteln,
stattdessen tiefenentspannt und voller Wohlwollen x - beliebig
Yogaübungen zellebrieren.

Wow, Leo, das liest sich ja so, als hättest du damit endlich mal Dampf ablassen können.
Das ist großartig geworden, alle Achtung! Und wirkt auch nicht so konstruiert.

Sirius

Ja, Sirius, da musste ich mal Dampf ablassen und einen passenden Titel habe ich auch gefunden.

Dankeschön.

Leo

ABC des Arbeitnehmers

A – uf die Leitung sollst du hören,
B – rav sein, still sein, niemals stören,
C – hefs stets laut und freundlich grüßen,
D – enn sonst könntest du es büßen.
E – isern ackern, ohne Klage,
F – rag nie nach Gehaltszulage,
G - eh nicht oft zu den Aborten,
H – üte dich vor bösen Worten.
I – n den Pausen darfst du kauen,
J – edoch nicht zu laut verdauen.
K – nall nicht mit der Faust auf Tischen,
L – ass dich nie beim Schlaf erwischen,
M – ach dich bloß nicht allzu wichtig,
N – imm nie Haschisch, sei nie süchtig.
O – hne Ausweis lässt dich kei
P – förtner in das Haus hinein.
Q – uatsch nicht, tratsch nicht, unterlass
R – auchen, Saufen, zu viel Spaß,
S – schlips, Jacket und weißen Kragem
T – ragen nur die Chefetagen.
U – nternimm nichts eigenmächtig,
V – orsicht, guck nicht so verdächtig.
W – ag nie Witze über Leiter,
X – XL-Bauch und so weiter,
Y – uppies fangen gern hier an,
Z – iel erkannt? – Dann mach dich ran!

Wolfgang Reuter

Sommerglut und Tod
Maske eines Sommers

Gluthitze glühet glimmend
über üppigen Ufern.
Blaue Blumenkelche blühen
in grünem, glitzernassem Gras.
Bunte Bänder binden Bäume
großer Gärten zu Gelanden.
Hurtige Hummeln
holen Honig
hinterm Hibiskus.
Bleiche Blasen blubbern blähend,
platzen plöttzlich plastisch plump.
Grausig grinst die Grippe,
grob das graziöse Mädchen greifend.
Tückisch teilt der Tod tausend Träume aus
und tanzt taumelnd talwärts.

Rita Dautzenberg

Dieses hier finde ich auch sehr gelungen, es ist von frollein a. Ich hab es eben zufällig entdeckt.

Das Seelen ABC

Das A, das ahnt vieles und ängstigt sich mal,
Das B, das befüllt mich und belebt meine Qual,
Das C ist charmant und changiert ganz zart,
Das D, das denkt viel und hat das meiste bewahrt.

Das E, das eint mein Herz und Gefühl,
Das F, das findet in all dem Gewühl,
Das G, das ist gerne, ganz gerne bei dir,
Das H, das hört zu und ist fast immer im Hier.

Das I, das irrt manchmal wie ein Irrlicht umher,
Das J, das sagt Ja und will dich ja sehr,
Das K, das kann stark sein und besitzt unendlich viel Kraft,
Das L, das will lachen und will Leidenschaft.

Das M, das macht müde und merkt manchmal nicht,
Das N, das noch neigend und neugierig spricht.
Das O, das ordnet und seufzt manchmal Oh,
Das P ist der Panther von Rilke, den lieb ich ja so.

Das Q, das quält mich und quengelt bisweilen,
Das R, das redet und rennt zum Verweilen,
Das S, das sehnt sich und summt und sinniert,
Das T, das ist träumend und tanzend trainiert.

Das U, das umhüllt uns und unser uriges Sein,
Das V, das ist viellieb und überaus v(f) ein,
Das W, das sind Wolken, die uns wohlig weich wiegen,
Das X und das Y sind nur sehr schlecht zu kriegen,
Das Z, das ist zärtlich zart zärtelnd bei dir,

so schwingt das ABC meiner Seele in mir!

Als ich diesen Thread gelesen (zwei Mal),
Bekam ich selber Lust darauf.
Caps Look on, ABC vertikal,
Dann ein Thema! … Haare rauf!
Fiel mir doch glatt keines ein?

Frühling? Liebe? Oder Leid?
Gebratene Hamster? Nackte Äbtissin?
Helden? Kaiser? Jungfräulich Maid?
Irr- Blöd- Un- und Schwachsinn?
J wie Ja? Nee, mehr wie Jein!

Kein Musenengel inspiriert.
Leider mach ich dennoch weiter.
M wie Man sich gut blamiert.
Nicht mal wissen wie nun weiter.
Oh, wie Optimiert man Schwein?

Pause. Und ich ziehe heiter,
(Quod erat demostrandum)
Richtung Pfeife und daran;
Seht, ich werde blitzschnell dumm,
Trete Worte, suche Reim.

Und wenn ich auch kein Thema hab,
(Von Niveau mal ganz zu schweigen)
Werd ich dennoch bis ins Grab,
X-Mal noch, da bin ich eigen,
Yeah, von morgens früh, bis morgens spät,
Zeigen dilletantisch Professionalität …

Äh … die Buchstaben reichen nicht!
Überhaupt! Das? Ein Gedicht?
Öfters mal mehr Mühe geben, und dann:
ß? Mit Eszett fängt kein Wort hier an!

Oh mein Gott, das holpert aber. Seht die Hebungen versinken, und das Versmaß mühsam hinken. Ob ich das noch mal besser takten sollte? Morgen oder so?

Ist doch gar nicht so schlecht, für'n Anfang, Karl-Ludwig.

Also ich finds auch gar nicht schlecht!

Sirius

A ngenehm Angst Arbeit angekommen
b unt Blätter bald benommen bekommen
c haotisch
d ünnhäutig dabei
e hrlich ergiebig, echt erregt
f rech Furz flitzen fangen fallen Frau
g eduldig gleich gütig gründlich Gast geben
h eiß Heike Honig heute
i nnig Irrlicht immerzu
j ung jederzeit
k räftig Kakao Koralle komisch Kugel
l angmütig lachen lebendig lieben lutschen
m utig Möse Matsch maßlos mystisch
n achdenklich nehmen nass
o ffen Ofen Ohrmuschel oh
p fiffig Partnerin parteilich
q uirlich quicklebendig Qualle Quark
r uhig restlos Regen rot
s anft süß Saft Suppe suchen
t reu Tanz Treppe traurig toll
u rig Untergang Umwelt uralt Unsinn
v erliebt vereint vögeln voll Vertrauen
w arm weich wir
x - mal
y in yang
z ärtlich Zukunft zappeln zulassen

Brigitte Heidebrecht

Wo da jetzt der Sinn liegt, verstehe ich nicht ganz..

Ich auch nicht.

Ich überleg mir gerade was, ob es Sinn macht?

Es macht immer Sinn, wenn du überlegst, Leo.

Bestimmung nach Leo

Am Anfang war Adam
Bevor die kecke Eva
Charmant und liebreizend
Durch den Garten schlich

Eden, ein Paradies voller
Früchte und irgendwo war
Gott und beäugte die beiden
Himmel, war das langweilig

Immer nur brav sein, ein
Jammer war das. So was
Kann auf Dauer nicht gut gehen
Lucifer hatte den Plan

Mit List weckte sie Evas
Neugier auf den Baum der Erkenntnis
Oh, das war nicht gut
Potzblitz und Donnergroll

Quietschbetrübt und angeschmiert
Rausreden hilft auch nichts mehr
Strafe muss sein, sprach Gott
Törichte Einfaltspinsel

Unglück über euch
Verlasst mein Paradies
Wortlos gingen die beiden

X-beliebige Geschichten von
Yuppies und anderen verrückten
Zeitreisenden Lebewesen