Uschelreime
Huschel, Kindchen, sei so nett,
wusch ins Tuschelkuschelbett,
kannst dich unter Zuscheldecken
duschelgruschelstruschelstrecken,
noch ein wenig beuschelmuscheln
bis die Träume ruschelfluscheln.
Karlhans Frank
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Gute Nacht
(einem Kind vorzulesen)
Wer zu Bett geht, der braucht Zeit,
denn der Weg dahin ist weit.
Wenn du Lust hast, wach zu bleiben,
will ich dir den Weg beschreiben.
Geh nur immer geradeaus,
bis zu einem blauen Haus.
Wenn du das gefunden hast,
siehst du einen Glaspalast.
Etwa fünfzig Meter weiter
steht ein Bronzepferd mit Reiter.
Bis zum Postamt mit der Uhr
sind es hundert Schritte nur.
Dann, vor einer grünen Hecke,
geht der Weg rechts um die Ecke.
Jetzt erkennst du in der Ferne
eine ältere Laterne.
Noch ein Stückchen und sogleich
links vorbei am Ententeich.
Und von hier erreichst du bald
einen kleinen, dunklen Wald.
In der Nähe, linker Hand,
liegt ein großer Haufen Sand.
Wo die alten Eichen stehen,
kannst du in den Abgrund sehen.
Über eine grüne Leiter
geht es dort hinab und weiter.
Siehst du links die Kirche liegen,
wird es Zeit, rechts abzubiegen.
Mühsam steigst du hier empor,
Stufen führen bis zum Tor.
Folge nicht dem blauen Schild,
weil es nur für Autos gilt.
An dem bunten Meilenstein
geht ein Fußweg rechts hinein.
Dort, vor einem hohen Zaun,
steht ein Häuschen, das ist braun.
Etwas weiter, gar nicht lange,
bis zu einer Fahnenstange.
Durch den Park gelangst du schnell
rechts vorbei am Parkhotel.
Vor der Brücke und dem Graben
brauchst du keine Angst zu haben.
Siehst du jetzt direkt am Bach
einen Turm mit rotem Dach?
Hundert Meter oder mehr
sind es bis zur Feuerwehr.
An der Tür zur Polizei
führt ein schmaler Weg vorbei,
bis zu einer großen Wand.
Hier ist ein Getränkestand
und daneben, Gott sei Dank,
zur Erholung eine Bank.
Zwanzig Schritte noch vielleicht,
und du hast den Fluss erreicht.
Immer liegt ein Boot bereit,
denn der Fluss ist ziemlich breit.
Drüben ist ein schöner Garten,
an der Pforte musst du warten.
Plötzlich, wie durch Zauberei,
gibt das Tor den Eingang frei.
Durch das grüne Paradies
führt ein Weg aus feinem Kies
zu dem Zauberblumenbeet,
wo ein schönes Häuschen steht.
Das gehört dir ganz allein,
mach die Tür auf, geh hinein,
drinnen ist das Bett gemacht,
und nun schlaf schön, gute Nacht!
Frantz Wittkamp
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Briefwechsel
Sehr geehrte Frau Meier!
Ihr Sohn Markus
ißt während des Unterrichts
und arbeitet nicht mit.
Sehr geehrter Herr Lehrer!
Ihr Schüler Markus Meier
hält sein Zimmer nicht in Ordnung
und bröselt während des Fernsehens
Kartoffelchips auf den Teppich.
Heinz J. Zechner
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Zitat von Sirius
Gute Nacht
(einem Kind vorzulesen)
Wer zu Bett geht, der braucht Zeit,
denn der Weg dahin ist weit.
Wenn du Lust hast, wach zu bleiben,
will ich dir den Weg beschreiben.
Geh nur immer geradeaus,
bis zu einem blauen Haus.
Wenn du das gefunden hast,
siehst du einen Glaspalast.
Etwa fünfzig Meter weiter
steht ein Bronzepferd mit Reiter.
Bis zum Postamt mit der Uhr
sind es hundert Schritte nur.
Dann, vor einer grünen Hecke,
geht der Weg rechts um die Ecke.
Jetzt erkennst du in der Ferne
eine ältere Laterne.
Noch ein Stückchen und sogleich
links vorbei am Ententeich.
Und von hier erreichst du bald
einen kleinen, dunklen Wald.
In der Nähe, linker Hand,
liegt ein großer Haufen Sand.
Wo die alten Eichen stehen,
kannst du in den Abgrund sehen.
Über eine grüne Leiter
geht es dort hinab und weiter.
Siehst du links die Kirche liegen,
wird es Zeit, rechts abzubiegen.
Mühsam steigst du hier empor,
Stufen führen bis zum Tor.
Folge nicht dem blauen Schild,
weil es nur für Autos gilt.
An dem bunten Meilenstein
geht ein Fußweg rechts hinein.
Dort, vor einem hohen Zaun,
steht ein Häuschen, das ist braun.
Etwas weiter, gar nicht lange,
bis zu einer Fahnenstange.
Durch den Park gelangst du schnell
rechts vorbei am Parkhotel.
Vor der Brücke und dem Graben
brauchst du keine Angst zu haben.
Siehst du jetzt direkt am Bach
einen Turm mit rotem Dach?
Hundert Meter oder mehr
sind es bis zur Feuerwehr.
An der Tür zur Polizei
führt ein schmaler Weg vorbei,
bis zu einer großen Wand.
Hier ist ein Getränkestand
und daneben, Gott sei Dank,
zur Erholung eine Bank.
Zwanzig Schritte noch vielleicht,
und du hast den Fluss erreicht.
Immer liegt ein Boot bereit,
denn der Fluss ist ziemlich breit.
Drüben ist ein schöner Garten,
an der Pforte musst du warten.
Plötzlich, wie durch Zauberei,
gibt das Tor den Eingang frei.
Durch das grüne Paradies
führt ein Weg aus feinem Kies
zu dem Zauberblumenbeet,
wo ein schönes Häuschen steht.
Das gehört dir ganz allein,
mach die Tür auf, geh hinein,
drinnen ist das Bett gemacht,
und nun schlaf schön, gute Nacht!
Frantz Wittkamp
Traumhaft, Sirius. Ich muss es mir ausdrucken.
Danke,
Leo
Schreiben macht schön.
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Keine Ursache, Leo, dann hat sich die Tipperei ja gelohnt.
Sirius
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Rund um die Welt
Du hast die Hand ausgestreckt
Und mit dem Finger in die Ferne gedeutet
Geh, hast du gesagt
Ich bin gegangen
Immer deiner hand nach
Immer weiter weg von dir
Bis die halbe Welt zwischen uns war
Und dann immer näher hin zu dir
Ich habe die ganze Welt umrundet
Und irgendwann stand ich wieder vor deinem Haus
Leonnie Achtnich (12 jahre)
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Ein Schnurps grübelt
Also, es war einmal ein Zeit,
da war ich noch gar nicht da. –
Da gab es schon Kinder, Häuser und Leut
und auch Papa und Mama,
jeden für sich –
bloß ohne mich!
Ich kanns mir nicht denken. Das war gar nicht so.
Wo war ich denn, ehe es mich gab?
Ich glaub, ich war einfach anderswo,
nur, dass ichs vergessen hab,
weil die Erinnerung daran verschwimmt. –
Ja, so war es bestimmt!
Und einmal, da sagte der Vater heut,
ist jeder Mensch nicht mehr hier.
Alles gibt’s noch: Kinder, Häuser und Leut,
und die Sachen und die Kleider von mir.
Das bleibt denn für sich –
bloß ohne mich.
Aber ist man dann weg? Ist man einfach fort?
Nein, man geht nur woanders hin.
Ich glaub, ich bin dann halt wieder dort,
wo ich vorher gewesen bin.
Das fällt mir dann bestimmt wieder ein.
Ja, so wird es sein!
Michael Ende
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Wiegenlied für meinen Sohn
Schlafe, schlafe ein.
Haus und Welt sind dein.
Bunte Bilder an den Wänden,
Ringe, noch an meinen Händen,
schöngeschnittener Stein,
schlafe, schlafe ein.
Schreibtisch voll geheimer Fächer,
langvererbte Silberbecher,
Kreuz von Elfenbein,
schlafe, schlafe ein.
Königliche Wundertiere,
Phönix, Greifen, Flügelstiere,
Einhorn, silberrein,
schlafe, schlafe ein.
Frühlingsäcker aufgerissen,
Wiesen, trunken von Narzissen,
hirtliche Schalmein,
schlafe, schlafe ein.
Mondenhorn und Rautenblüte,
Brunnenglanz und Gartengüte,
gelber Mittagsschein,
schlafe, schlafe ein.
Schwalben, die zu Neste kehren,
Käfer auf beglänzten Beeren,
goldgeflügelt, klein –
schlafe, schlafe ein.
Harz aus guter Fichtenrinde,
Bienen um die Honiglinde,
Sommerzauberein –
schlafe, schlafe ein.
Ölbaumsilber, Traubenhänge,
prallgeschwelltes Fruchtgedränge,
wilder schwarzer Wein –
schlafe, schlafe ein.
Ungeheure Sternennächte,
Wintermoos und Rentierflechte,
weißes Weihnachtsschnein –
schlafe, schlafe ein.
Rot und goldne Wolkenränder,
Glockentürme, blaue Länder,
Tiber, Düna, Rhein,
schlafe, schlafe ein.
Inseln, grüne Wellenschluchten,
braune Segel, Bernsteinbuchten,
Gischt und Möwenschrein –
schlafe, schlafe ein.
Pforten, die Geheimnis wahren,
Wagen, die in Abend fahren,
letzte Häuserreihn –
schlafe, schlafe ein.
Alles das ist dein.
Schlafe, schlafe ein.
Alle Welt ist dir verheißen.
Atmen! Trinken! Andichreißen!
Und Vorübersein –
schlafe, schlafe ein.
Werner Bergengruen
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Gedichtbehandlung
Heute haben wir ein Gedicht durchgenommen.
Zuerst hats der Lehrer vorgelesen,
da ist es noch sehr schön gewesen.
Dann sind fünf Schüler drangekommen,
die mussten es auch alle lesen,
das war recht langweilig gewesen.
Dann mussten drei Schüler es nacherzählen –
für eine Note, sie hatten noch keine,
da verlor das Gedicht schon Arme und Beine.
Dann wurde es ganz auseinander genommen
und jeder Vers wurde einzeln besprochen.
Das hat dem Gedicht das Genick gebrochen.
„Warum tat der Dichter das Wort wohl wählen?
Warum benutzte er jenes nicht?“
Und schließlich: „Was lehrt uns dieses Gedicht?“
Dann mussten wir es in unsere Hefte eintragen:
Das Gedicht ist ab Montag aufzusagen.
Die ersten Fünf kommen Montag dran.
Mich har das zwar nicht weiter gestört,
ich hab das Gedicht so oft heut gehört,
dass ich es jetzt schon auswendig kann.
Aber viele machten lange Gesichter
und schimpften auf das Gedicht und den Dichter.
Dabei war das Gedicht zunächst doch sehr schön.
So haben wir oft schon Gedichte behandelt.
So haben wir oft schon Gedichte verschandelt.
So sollen wir lernen, sie zu verstehen.
Bernd Langhard
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Ob ich ihr sag, dass ich sie mag?
(Ein schüchternes Liebeslied)
Ich mag wie sie lacht
und wie sie schaut.
Was sie auch macht,
was sie auch tut,
ich seh sie an
und mir geht es gut.
Ob ich ihr sag,
dass ich sie mag?
Ich möchte laut singen,
ich möchte laut pfeifen,
möchte hoch oben
nach Sternen greifen.
Wär es nicht schön
zusammen zu sein?
Wär es nicht schön,
mit ihr zu gehen?
Ob ich ihr sag,
dass ich sie mag?
Ich möchte laut singen,
möchte vor Freude
am liebsten zerspringen.
Wohin ich schau:
Die Welt steht Kopf
- alles ist neu.
Ob ich ihr sag,
dass ich sie mag?
Ich mag wie sie lacht
und wie sie schaut,
was sie auch macht,
was sie auch tut.
Sie sieht mich an
und ich fühl mich gut.
Wär es nicht schön,
mit ihr zu gehen?
Sie sieht mich an
und ich fühl mich gut.
Ob ich ihr sag,
dass ich sie mag?
Christine von dem Knesebeck
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Für Sammy
Wir kommen weit her
liebes Kind
und müssen weit gehen
keine Angst
alle sind bei dir
die vor dir waren
Deine Mutter, dein Vater
und alle, die vor ihnen waren
Weit weit zurück
alle sind bei dir
keine Angst
wir kommen weit her
und müssen weit gehen
liebes Kind
Dein Großvater
8. Mai 1985
Heinrich Böll
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Mein Gegenteil
Ich bin mir sicher,
es gibt einen,
der ist mein Gegenteil.
Der lacht,
wenn ich weine,
der ist satt,
wenn ich Hunger habe.
Der wird gestreichelt,
wenn ich geschlagen werde,
und ist gesund,
wenn ich krank bin.
Der hat alles,
was ich mir wünsche
und nie bekommen werde.
Der hat keine Angst,
wenn ich mich fürchte,
und einen Freund bei sich,
wenn ich allein bin .
Wenn der aber mein Gegenteil ist,
dann müsste er eigentlich tot sein,
wenn ich lebe!
Also gibt es ihn doch nicht,
oder bin ich tot?
Christine Nöstlinger
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Abenteuer in der Nacht
Hatte mich im Wald verirrt,
fragte mich durch.
Die Antwort eines Spechts:
Erst links, dann rechts.
Der Rat eines Finks:
Erst rechts, dann links.
Nein, doch gradeaus,
sprach eine Meise,
sonst gehst du im Kreise.
Ach wo, bleib doch hier,
sagte ein Spatz,
in meinem Nest wär noch Platz.
Das brachte mich zum Lachen,
und das Lachen ließ mich erwachen.
Hans Manz
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Die Geschichte vom Daumenlutscher
„Konrad“, sprach die Frau Mama,
„ich geh aus, und du bleibst da.
Sei hübsch ordentlich und fromm.
Und vor allem, Konrad, hör,
lutsche nicht am Daumen mehr;
denn der Schneider mit der Scher
kommt sonst ganz geschwind daher,
und die Daumen schneidet er
ab, als ob Papier es wär.“
Fort geht nun die Mutter und
wupp, die Daumen in den Mund!
Bauz, da geht die Türe auf,
und herein im schnellen Lauf
springt der Schneider in die Stub
zu dem Daumen-Lutscher-Bub.
Weh, jetzt geht es klipp und klapp
mit der Scher die Daumen ab,
mit der großen scharfen Scher!
Hört, da schreit der Konrad sehr!
Als die Mutter kommt nach Haus,
sieht der Konrad traurig aus.
Ohne Daumen steht er dort,
sie sind alle beide fort.
Heinrich Hoffmann
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Über das Heulen von Eulen
Es sitzt die Eule in dem Turm
und heult so schaurig wie der Sturn.
Sie jammert lau: Huhuu! Huhuu!
Da hält man sich die Ohren zu
und schließt geschwinde alle Fenster
und sieht vor lauter Angst Gespenster.
Hast du noch nie gedacht, mein Kind,
dass Eulen auch mal hungrig sind?
Die Eule nämlich in dem Turm
schreit nur nach einem Regenwurm.
Eva Rechlin
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