Delphine de Vigan: Die Kinder sind Könige
"Guten Morgen ihr Lieben, ich hoffe es geht euch allen gut": Delphine de Vigans digitalkritischer Roman über einen Youtube-Star und ihre Kinder.
Man kennt diese Bilder aus den eigenen Social-Media-Kanälen, beispielsweise Instagram: Aufnahmen mit kleinen Kindern, ohne Effekte, die deren Gesichter verfremden, Urlaubsbilder, Spielplatzschnappschüsse, lustige Alltagsstories. Warum machen sie das, die Freunde, Bekannten und Leute, denen man folgt, die einem selbst folgen, warum setzen sie ihre Kinder den Blicken so vieler Menschen aus?
Ein Unwohlsein beim Betrachten dieser Bilder ist stets dabei.
Die französische Schriftstellerin Delphine de Vigan hat mit „Die Kinder sind Könige“ gerade einen Roman darüber geschrieben (aus dem Französischen von Doris Heinemann, Dumont, Köln 2022, 316 S., 23 €.), was ein paar Klicks und Wischer weiter ja auch in der Wirklichkeit in seinen professionellsten Formen besichtigt werden kann: eine Geschichte über eine Frau, die aus ihrem Leben, vor allem aus dem ihrer beiden noch kleinen Kinder eine Reality-Soap macht und damit viel Geld verdient.
Mélanie Diore, geborene Claux, so heißt diese Frau, die früher selbst einmal in einer Reality-Show mitgemacht hat, aber ohne Erfolg, Sammy und Kimmy ihre Kinder, acht und sechs Jahre alt.
Auf dem Youtube-Kanal „Happy Récré“ hat Mélanie Diore inzwischen fünf Millionen Abonennten. Die verfolgen, was Sammy und Kimmy jetzt wieder so machen, wie süß beide sind, was sie für Klamotten tragen, was sie alles an Produkten auspacken, was für Challenges sie veranstalten, womit sie spielen.
Doch eines Tages, und das setzt die Romanhandlung früh in Gang, verschwindet Kimmy spurlos nach einem von keiner Kamera verfolgten Versteckspiel mit anderen Kindern draußen in der Wohnanlage der Diores. Vermutlich ist sie entführt worden.
Das bestätigt sich, als nach drei Tagen ein Brief bei Mélanie und ihrem Mann Bruno eintrifft. Darin ein Foto von Kimmy, der in ein kleines Seidenpäckcken verstaute Fingernagel eines Kindes und die in Großbuchstaben geschriebene Aufforderung an Mélanie: „Tu genau, was ich sage, wenn du deine Tochter wiedersehen willst. Filme dich beim Öffnen des Päckchens und veröffentliche das Video.“
Zwei weitere Tage später folgt eine Lösegeldforderung, zu zahlen an die Kinderschutzorganisation „Enfance en danger“.
Weiterlesen:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/delph...n/28493702.html
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