Rainer Maria Rilke
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Parallelgedicht
Advent nach Rilke
Ins Einkaufszentrum strömen heute
Gar viele Menschen im Advent.
Vor Plastiktannen stehen Leute
Und Weihnachtsmänner ohne End‘.
Sie tragen rote Mäntel, weiße Bärte.
Ein Vater sagt zur Tochter: Schau!
Sie blickt hinauf und ruft: Der werte
Weihnachtsmann ist eine Frau?
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