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Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#1 von Sirius , 02.12.2024 15:06

Janosch mit der Flöte

Endlich in der Winterzeit
trägt die Stadt ihr Sonntagskleid,
das wohl tausend Lichter hat,
Weihnachtsmarkt ist in der Stadt.

Jedermann ob groß ob klein,
findet sich dort gerne ein.
Und es riecht nach Schnee und Frost
Und nach Gretes Wurst vom Rost.

Und nach Mandeln und Maronen,
Pfeffernüssen und Makronen.
Nebenan bei Nepomuk
gibt’s Advents- und Christbaumschmuck.

Zwischen Nepomuk und Grete
Da steht Janosch mit der Flöte,
werft ihm etwas in den Hut,
vielleicht geht es ihm nicht gut.

Vielleicht geht’s ihm auch nicht schlecht,
vielleicht hat er einfach Recht
und er möchte uns nur lehren,
leisen Tönen zuzuhören,
die nicht laut sind und nicht schrill,
Eben, wie sein Flötenspiel.

Kleine Lieder zu erdenken,
ist wahrscheinlich nicht genial.
Und sie einfach zu verschenken,
ist dem Anschein nach banal.
Kosten tun sie nur Gedanken
und sie bringen nicht viel ein.
Doch man sollte sich im Leben
nie zu schade dazu sein!

Zwischen Nepomuk und Grete,
da steht Janosch mit der Flöte,
um den Leuten was zu pfeifen.
Hoffen wir, dass sie’s begreifen!!

Gudrun Wenig


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Sirius
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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#2 von Sirius , 03.12.2024 15:15

Ein Weihnachtsbrief
von Johann Wolfgang von Goethe

Am Christtag 1772 von Johann Wolfgang von Goethe in Frankfurt verfasst, an seinen Freund Kestner gerichtet.

Christtag früh. Es ist noch Nacht, lieber Kestner, ich bin aufgestanden, um bei Lichte morgens wieder zu schreiben, das mir angenehme Erinnerungen voriger Zeiten zurückruft; ich habe mir Coffee machen lassen, den Festtag zu ehren, und will euch schreiben, bis es Tag ist. Der Türmer hat sein Lied schon geblasen, ich wachte darüber auf. 

Gelobet seist du, Jesus Christ! 

Ich hab diese Zeit des Jahrs gar lieb, die Lieder, die man singt, und die Kälte, die eingefallen ist, macht mich vollends vergnügt. ich habe gestern einen herrlichen Tag gehabt, ich fürchtete für den heutigen, aber der ist auch gut begonnen, und da ist mirs fürs Enden nicht Angst.
Der Türmer hat sich wieder zu mir gekehrt; der Nordwind bringt mir seine Melodie, als blies er vor meinem Fenster. Gestern, lieber Kestner, war ich mit einigen guten Jungens auf dem Lande; unsre Lustbarkeit war sehr laut und Geschrei und Gelächter von Anfang zu ende. Das taugt sonst nichts für de kommende Stunde. Doch was können die heiligen Götter nicht wenden, wenn’s ihnen beliebt; sie gaben mir einen frohen Abend, ich hatte keinen Wein getrunken, mein Aug war ganz unbefangen über die Natur. Ein schöner Abend, als wir zurückgingen; es ward Nacht. Nun muss ich Dir sagen, das ist immer eine Sympathie für meine Seele, wenn die Sonne lang hinunter ist und die Nacht von Morgen heraus nach Nord und Süd um sich gegriffen hat, und nur noch ein dämmernder Kreis von Abend herausleuchtet. Seht, Kestner, wo das Land flach ist, ist’s das herrlichste Schauspiel, ich habe jünger und wärmer stundenlang so ihr zugesehn hinabdämmern auf meinen Wanderungen. Auf der Brücke hielt ich still. Die düstre Stadt zu beiden Seiten, der still leuchtende Horizont, der Widerschein im Fluss machte einen köstlichen Eindruck in meine Seele, den ich mit beiden Armen umfasste.

Ich lief zu den Gerocks, ließ mir Bleistift geben und Papier und zeichnete zu meiner großen Freude das ganze Bild so dämmernd warm, als es in meiner Seele stand. Sie hatten alle Freude mit mir darüber, empfanden alles, was ich gemacht hatte, und da war ich’s erst gewiss, ich bot ihnen an, drum zu würfeln, sie schlugen es aus und wollen, ich soll’s Mercken schicken. Nun hängt es hier an meiner Wand und freut mich heute wie gestern. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, wie Leute, denen das Glück ein großes Geschenk gemacht hat, und ich schlief ein, den Heiligen im Himmel dankend, daß sie uns Kinderfreude zum Christ bescheren wollen.

Als ich über den Markt ging und die vielen Lichter und Spielsachen sah, dacht ich an euch und meine Buben, wie ihr ihnen kommen würdet, diesen Augenblick ein himmlischer Bote mit dem blauen Evangelio, und wie aufgerollt sie das Buch erbauen werde.
Hätte ich bei euch sein können, ich hätte wollen so ein Fest Wachsstöcke illuminieren, dass es in den kleinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt hätte. Die Torschließer kommen vom Bürgermeister und rasseln mit den Schlüsseln. Das erste Grau des Tags kommt mir über des Nachbarn Haus, und die Glocken läuten eine christliche Gemeinde zusammen. Wohl, ich bin erbaut hier oben auf meiner Stube, die ich lang nicht so lieb hatte als jetzt.

https://www-weihnachten.de/weihnachtsges...tsbrief-goethe/


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#3 von Sirius , 04.12.2024 15:44

Buchtipp

Wie´s früher Heiligabend war

Wenn Großeltern oder Urgroßeltern von früher erzählen, werden Erinnerungen wach, die man sein ganzes Leben nicht vergessen hat: an in Heimarbeit hergestellte Geschenke, an selbstgestrickte Wollsocken, an Puppen, die in der Adventszeit verschwanden und neu eingekleidet zu Weihnachten zurückkamen, an die frühe Morgenmesse am ersten Weihnachtsfeiertag, an Plätzchen aus Eichelmehl, Wunschzettel auf der Fensterbank, die das Christkind über Nacht abholte, an »bunte Teller« und den Blick durchs Schlüsselloch in die gute warme Stube.

https://www.amazon.de/Wies-fr%C3%BCher-H...ef_=as_li_ss_tl


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#4 von weegee , 04.12.2024 20:06

Ich mag das ja gar nicht, dieses Die-gute-alte-Zeit-Denken. Diese gute alte Zeit gab es, wenn überhaupt, nur für wenige. Aber eins muss man doch feststellen: Die Leute waren mit so wenig zufrieden, einfach weil sie den ganzen kranken Materialismus von heute nicht kannten. Das ist doch das Problem: Nur ganz unverdorbene Seelen freuen sich noch über einen.... Apfel. Oder die, wie meine betagte Mutter, die noch Not und Elend und Hunger als Kind kennengelernt haben. Ihr einziger Kommentar zu den ganzen Corona-Beschränkungen war: "Was wollt ihr denn? Die Supermärkte haben doch offen!" Recht hatte sie.

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#5 von Sirius , 05.12.2024 16:48

Keine Liebe im Dezember

Der Tag ging auf
im stumpfen Wasserglas
bei Pauke und Schalmei.

Oktober war's -
warst die Zierde meines Bebens,
warst flinkes Tier, das meine Tiere fraß.

November war's -
warst Stock und Stein, bodenloses Zwiebackfass,
mein Planet in zart fletschender Hocke.

Der Tag verging
an abgestandener Locke
bei Pauke und Schalmei.

weegee


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#6 von Sirius , 06.12.2024 15:18

Das alte Bahnwärterhaus
oder
Die spontane Liebesgeschichte

Das alte Bahnwärterhäuschen steht noch immer. Erinnert an die Zeit, als hier noch Züge von fern heranrollten und vorbeibrausten. Nun ist es still geworden. Den alten Haberer haben sie vor Jahren schon zu Grabe getragen. Das war kein Leben mehr für ihn, ohne Arbeit, ohne die Züge, die vorbeifuhren und Träume weckten von der Welt, die hinter dem Dorf lag, in dem er von Kind an zu Hause war. Lokomotivführer wollte er werden. Aber seine Augen waren zu schlecht. Nach einer Krankheit war das zurückgeblieben, dieses Augenleiden, das kein Arzt heilen konnte. So war er Bahnwärter geworden. Er liebte das Geräusch der fahrenden Züge, in Gedanken fuhr er mit ihnen in die weite Welt. Wenn man Phantasie hatte, konnte man damit leben. 

Aber als vor Jahren der kleine Dorf-Bahnhof, der kaum 10 Fußminuten entfernt lag, stillgelegt wurde, da hatte man nicht nur die Gleise ausrangiert auch ihn, den Bahnwärter mit. Das war kein Leben mehr. Für ihn nicht.
Das Bahnwärterhäuschen steht noch verlassen auf seinem Fleck. Die  Fassade zeigt jedes Jahr mehr Spuren der Vergänglichkeit, der Mörtel bröckelt ab, die Fensterläden hängen schief und klappern, wenn ein Sturm übers Land geht. Aber sonst ist es still. Keine Züge, keine Reisenden. Vielleicht einmal das Krächzen der Raben, die in den Bäumen ihre geräuschvollen Versammlungen abhalten. Oder eine Amsel, die ihr Liedchen trällert. Blühende Sträucher wuchern um das kleine Haus, das langsam und stetig verfällt.

Manchmal im Sommer spielen Kinder auf der Wiese hinterm Haus. Dann hört man ihr Lachen und Johlen. Die Frau des Bahnwärters, die noch in dem Haus wohnt – wo hätte sie sonst hin sollen mit der kleinen Rente? – sie freut sich über jedes Lebenszeichen. Man sieht sie oft am Fenster sitzen. Das Ausgehen ist längst beschwerlich geworden.  Aber das Fenster ist eine wichtige Verbindung zur Außenwelt. Dann und wann hasten  Leute vorbei. Sie haben es immer eilig. Die Erwachsenen mit den verschlossenen Gesichtern.
„Sind ihre Gesichter nicht wie Kerker ohne Fenster?“ denkt die alte Frau. „Kein Gruß, kein Lächeln öffnet ihre Gesichter.“
Ein Lächeln ist wie ein Fenster, das Einblick gewährt, für einen Moment die Fremdheit mit Vertrautheit tauscht. Den Betrachter aus der Isolation befreit, für einen Augenblick. Manchmal wirken solche Augenblicke lange nach.

Am ‚Heilig Abend’ kam die Frau vom Bäcker mit dem kleinen Jungen und  brachte der Bahnwärterwitwe ein Körbchen mit Kuchen und Wein. Als diese verlegen zögerte, es anzunehmen, lachte sie der Kleine so herzlich an, sie streichelte seine Wangen, zutraulich griff er nach ihrer Hand, wollte sie nicht mehr loslassen und drückte sein heißes Gesichtchen hinein.
Diese spontane Liebeserklärung des kleinen Jungen war für die Beschenkte wie ein Sonnenstrahl, der etwas Licht in ihren grauen Alltag brachte.
Ein Quäntchen Vertrautheit in der Isolation, die so oft das Alter begleitet.
Plötzlich tauchten Erinnerungen auf an die eigene Kindheit, an die Geschenke und die Liebe, die sie alljährlich an Weihnachten erfahren durfte. Und sie vergaß für eine Weile, dass sie einsam war. Sie fühlte sich aufgehoben in dem unbeschwerten Lachen eines Kindes.

https://www-weihnachten.de/weihnachtsges...ahnwaerterhaus/


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#7 von Sirius , 09.12.2024 16:56

Und kämest Du wieder!

Und kämest Du wieder,
Kleinbübelig, arm und gerade so
Landfahrender Leute Kind im Stroh
Wie in jener alten, blitzenden Nacht,
Und es nähm' Dich ein Geißlein zuerst in acht,
Dann ein Melkbub und dann eine Hirtenmagd,
Und es hätt' in der großen, allweisen Stadt
Ein Senne, der Milch zu vertragen hat,
Dein erstes Grüßchen angesagt;
Meinst Du nicht, es klänge im alten Ton:
"Das ist ja doch nur des Zimmermanns Sohn!"


Und kämest Du wieder,
In den Zeitungen wär' beim Vermischten zu lesen:
"Eine Frau ist von einem Knäblein genesen,
Das munter wie alle Bübchen ist;
Sie aber nennen es den Heiligen Christ!" -
Und von hoher Kanzel würd' heilig gewarnt:
"Passet auf, daß der Schwindel euch nicht umgarnt!"
Und von der obersten Polizei
Kämen sicher schnauzwirbelnde zwei oder drei
Und schnarrten: "Auf allerhöchsten Befehl
Muß Euer Junge in Staatskuratel." -

Und kämest Du wieder,
Die da sitzen in Gold und Kranz und Schrift,
Die Dein Pochen um Einlaß am lautesten trifft,
Sie stopften die Ohren, sie brüllten Dich nieder,
Besudelten, schlügen Dich, kreuzigten wieder
Und stemmten sich hart aufs versiegelte Grab.
Und nur ein paar Fischer, ein paar Fabrikler,
Verschupfte und Sieche und Straßenpickler
Und die Kinder auch knieten vor Dir ab.
Doch die übrige Welt würd' nicht reiner und runder
Durch tausend Jahre und tausend Wunder.

Und kämest Du wieder!
Doch Du hast an der einen Weihnacht genug,
An einem Kreuz, woran man Dich schlug.
Man hat Dich gesehen und gehört und gefühlt
Wie eine Sonne, die brennt, wie ein Meer, das kühlt.
Und es funkelt davon und kühlet noch immer
Durch alle vielwinkligen Erdenzimmer,
So daß nur die wollenden Tauben und Blinden
Deine seligen Spuren noch heute nicht finden.
Sie sind kein zweites Christkind wert.
Ihr Los ist Christus mit dem Schwert.

Heinrich Federer


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#8 von Sirius , 10.12.2024 13:56

Weihnachten

Liederklänge, Lichtgefunkel,
Frühling in der Winternacht,
Warum nicht in jedes Dunkel
Bahnt Ihr Euren Weg mit Macht?
Warum wollt Ihr nur der Reichen,
Der Gesunden Freude sein?
Warum fällt nicht auf des bleichen
Elends Antlitz Euer Schein? -
Erbarmt Euch der niedern, unfreundlichen Fenster
Und bannet die kauernden, finstern Gespenster
Hinweg von den Stufen!
Erbarmt Euch der Armen, der Kranken, der Bösen,
Durch Liebe und Freude die Welt zu erlösen,
Seid Ihr ja berufen! -

Oder galt des heut' Gebor'nen
Liebe denen nicht zumeist,
Die der Hochmuth die Verlor'nen
Heute so wie damals heißt? -
Die mühselig und beladen,
Lud er liebend zu sich ein,
Keiner schien ihm seiner Gnaden
Zu gering und zu gemein! -
Weh', wenn Ihr, die noch seinen Namen Ihr führet,
Vom Geist seiner suchenden Liebe nichts spüret
Tiefinnen im Herzen!
Die Lieder verklingen, bald seid Ihr im Dunkeln
Und tastet und tastet - doch nimmermehr funkeln
Euch Augen und Kerzen! -

Aber nicht in weiten, hellen
Sälen gebt der Noth ein Fest!
Ueberschreitet ihre Schwellen,
Sucht sie, die sich finden läßt!
Nicht mit edlen Gönnermienen
Sollt Ihr auf die Armen seh'n:
Eure Brüder ehrt in ihnen,
Wenn sie auch in Lumpen geh'n. -
Schaut muthig hinein in die dunkelsten Gründe
Und zittert nicht, wenn Euch die Blicke der Sünde,
Der zischenden, trafen:
In Jenen erweckte die Noth die Dämonen,
Die heimlich in jeglicher Menschenbrust wohnen,
- Die Eurigen schlafen. -

Wehe! wer da schilt und tadelt!
Aber selig, wer da liebt!
Liebe sühnt und Liebe adelt
Den, der nimmt, und den, der giebt!
Liebe kann nicht ruh'n noch rasten,
Liebe überbrückt und eint,
Bis sich finden, die sich haßten,
Und zum Freunde wird der Feind! -
Sie läßt auch das Wort, das die Engel gesungen,
Das durch die Jahrhunderte mahnend gedrungen,
Einst Wirklichkeit werden:
Wenn Keiner mehr hungert und Keiner mehr weinet
In Angst und Verzweiflung, dann endlich erscheinet
Der Frieden auf Erden! - -

Wilhelm Langewiesche


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#9 von Sirius , 11.12.2024 16:00

Buchtipp

Patricia Koelle: Die Füße der Sterne

Geschichten für das verträumte Ende eines Feierabends, den Beginn eines Wochenendes oder die Bahnfahrt zur Arbeit. Geschichten von Himmel, Meer und Erde. Geschichten zum Lächeln, zum Nachdenken, zum Gesundwerden, zum Verschenken, voller Hoffnung und realistischem Zauber.

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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#10 von Sirius , 12.12.2024 16:07

Christbaumfeier

Piano, Geige: Hupf mein Mädel (forte),
Im Christbaum zucken gelblich ein paar Lichter,
Und an die Rampe tritt Kommis und Dichter
Und stottert stockend tannendufte Worte.
Man trampelt: "Bravo, Bravo" mit den Füßen
Und prostet mit den Krügen nach dem Helden,
Indem sich schon zwei weiße Fräuleins melden,
Mit "Stille Nacht" die Menge zu begrüßen.
Man säuft, man schreit, man giert und man verlost
Die Lebenslust - Rosa, unwiderstehlich,
Bringt lächelnd ihrem Buben bei (allmählich),
Daß er mich Papa ruft. - Na danke. Prost.

Klabund


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#11 von Sirius , 13.12.2024 15:01

Kein schöner Braten

Kein schöner Braten, weit und breit,
als vom Schwein zur Weihnachtszeit.

Der Abend naht, der Mond steht fahl.
Das Schwein, es grunzt zum letzten Mal!
Dann fällt der Hammer, mit Gewicht,
das Schwein, es sieht’s und glaubt es nicht.
Sein Blick es sagt: „Das darf nicht sein!“
Ach, du mein liebes, armes Schwein!
Doch dieses, das verspreche ich,
beim Weihnachtsmahl, man denkt an dich!

© Manfred Schröder


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#12 von Sirius , 16.12.2024 16:21

Eva Markert: Ein ganz besonderer Adventskalender. Eine Weihnachtserzählung

Zuerst ist Mona enttäuscht, als sie von ihrem Opa einen Adventskalender mit Bildchen geschenkt bekommt.
Einer mit Schokolade wäre ihr lieber gewesen. Doch schon am 1. Dezember wird klar: Mit diesem Adventskalender hat es etwas Geheimnisvolles auf sich, denn die Dinge, die hinter den Türchen abgebildet sind, werden Wirklichkeit! So erlebt Mona jeden Tag eine Überraschung – und die tollste wartet am Heiligen Abend auf sie.
Eine weihnachtliche Erzählung zum Vorlesen und Selberlesen für Groß und Klein.

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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#13 von Sirius , 17.12.2024 12:19

Bemalte Ausstecher

Rezept von Elisabeth Koelle, mitgeteilt von Patricia Koelle

Zutaten
250 g Zucker
500 g Mehl
1 Ei
250 g Butter
Saft und Schale 1/2 Zitrone
1/2 Teelöffel Zimt

Zubereitung
Dies sind keine Kekse, die man mal eben schnell so macht. Es sind Plätzchen, die man an einem Nachmittag bäckt, wenn es draußen neblig oder stürmisch ist und die Küche hell und gemütlich. Die Familie sitzt zusammen, vielleicht mit ein oder zwei hereingeschneiten Nachbarskindern oder Großmüttern, so dass man sich um die Förmchen streiten, gegenseitig Teig wegnaschen und Geschichten von früher erzählen kann.
Das Rezept ist einfach, der Unterhaltungs- und Dekorationswert hoch, und je eher man sich daran macht, desto besser, denn wenn die Plätzchen ein paar Wochen in einer Dose gelegen haben, schmecken sie am besten; vielleicht wegen der Geschichten, die sie sich nachts heimlich darin erzählen. Oft sind sie allerdings sehr schnell verschwunden.
Einen festen Teig daraus kneten (noch etwas Mehl zugeben, wenn nötig). Diesen einige Zeit kalt stellen, dann ausrollen und ausstechen.
Die Förmchen zum Ausstechen hat man entweder von den Großmüttern geerbt oder man sammelt über die Jahre auf den Weihnachtsmärkten und in Küchenläden. Es gibt mehr als nur Herzen und Sterne. Da kann man Gänse, Enten und Katzen, Monde, Glocken etc. finden. Erst dann macht die Sache Spaß.

Beim Ausstechen muss natürlich jeder mal die besten Förmchen benutzen dürfen.
Gebacken werden sie 10-15 Minuten bei 180 (Umluft) – 200 Grad, bis sie goldbraun sind.
Inzwischen stellen wir den Zuckerguss her: 1 Eiweiß (wichtig, dann wird der Guss schön opak und glänzend), Saft 1/2 Zitrone und so viel Puderzucker, dass eine streichfähige dickflüssige Masse entsteht.
Von dem weißen Guss zweigen wir in einigen kleinen Schälchen etwas ab und färben ein Schälchen mit Kakao und eines z.B. mit Rote-Beete-Saft. Wer nichts gegen Lebensmittelfarben hat, kann mit einem einzigen Tropfen pro Schälchen auch Grün, Gelb und Blau herstellen, was die Sache noch viel aufregender macht. Gehackte Nüsse, Schokostreusel und bunte Zuckerstreusel und -perlen sind auch hilfreich. In jedes Schälchen kommt ein Löffel, da sich die Farben sehr schnell vermischen und schmutzig werden, wenn man denselben Löffel überall hineintaucht. Im Eifer kommt das schon mal vor, deshalb sollte man noch ein wenig Zuckergussreserve haben.

Wenn die gebackenen Gänse, Glocken, Sterne und Herzen so weit abgekühlt sind, dass man sie anfassen kann, aber möglichst noch warm sind, dürfen sich alle um den Tisch setzen. Jeder bekommt einen Teller oder ein Stück Alufolie als Unterlage (eventuell sind Schürzen ratsam) und darf nun die Plätzchen bemalen, am besten mit Teelöffeln. So bekommen wir braune Katzen mit weißen Socken oder Streifen, weiße Gänse mit roten Füßen und bunten Flügeln, Sterne mit Gesichtern, flammende Herzen etc. etc. Mit Zahnstochern kann man in dem aufgestrichenen Zuckerguss Konturen vermalen, so dass Federn, Flügel oder Flammen entstehen. Augen oder Krallen entstehen aus Zuckerperlen oder Schokostreuseln.
Zum gründlichen Trocknen sollten die Figuren auf Gittern oder Blechen ausgebreitet werden. Verunglückte oder zerbrochene dürfen aufgegessen werden.

Auch zum Verschenken eignen sich die besten Werke hervorragend. Ehe man sie aufisst, fotografiert man sie, denn sie ergeben prima Fotos für Weihnachtskarten und Kalenderblätter.
Später gehören diese Nachmittage zu den schönsten Erinnerungen, besonders wenn sie Tradition werden. Man kann sich auch nie sicher sein, ob das Christkind nicht eben mal zum Naschen durch die Tür huscht, wenn gerade niemand guckt


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#14 von Sirius , 18.12.2024 15:21

Roter Regen, schwarzer Schnee

© Tamara Nahm

Im Reich der Menschen tobte eins ein erbitterter Krieg. Viele Jahre schon reichte die Feindschaft zwischen den Lagern zurück. Allerdings kämpften nicht "Gut" gegen "Böse". Auch zog man nicht wegen dem verletzten Stolz eines allmächtigen Regenten in die Schlacht, so wie es in der Geschichte so oft der Fall gewesen war. Doch eben jener Anlass, der zu diesem Waffengefecht führte, wurde unter den Menschen als besonders ehrenvoll angesehen. Es gibt keinen ehrenvollen Krieg. Und genau so wenig kann man auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod sterben. Diese Aussagen sind nur dazu da, um den Hinterbliebenen den Blick zu verschleiern vor den Grausamkeiten, die ihre Väter, Männer und Söhne - wegen dem Willen eines Einzelnen - taten und letzten Endes über sich ergehen lassen mussten. Es ging um ein Kind. Das Kind der Gottesmutter.
Einst wurde es- unschuldig und rein - auf die Erde gesandt, um Friede und Einigkeit über die Menschen zu bringen. Zuerst verehrten sie es als Geschenk des Himmels. Sie brachten ihm die wertvollsten Gaben, umsorgten es wie ihre eigenen Schützlinge und schworen ihm letztlich ewige Treue. Als die Götter dies sahen, lachten sie vor Freude, denn sie dachten, dass die Menschen in Einklang miteinander leben würden so lange das Kind, dem sie ihren Gehorsam versichert hatten, lebe. Doch sie wurden eines besseren belehrt.

Schon wenige Jahre später begangen die Menschen, sich um das Gotteskind zu streiten. Sie waren sich uneinig über dessen Aufgaben auf der Erde und die Botschaft, die die Götter ihnen damit zuteil kommen lassen wollten. Das Kind selbst war noch zu klein, um das nahende Unheil zu verhindern und die Götter hatten die Menschen schon lange wieder verlassen. Sie hatten beschlossen, die Welt und ihren Nachkommen sich selbst zu überlassen, auch wenn es der Gottesmutter vor Sorge fast das Herz zerriss. Schließlich begannen die Menschen - kriegstreiberisch und blutdürstend wie sie sind - sich in zwei verfeindete Lager aufteilten. Das Götterkind indes verstanden nicht, warum Zwiespalt unter seinen Anhängern regierte, die an es glaubten und verehrten. Und als die verfeindeten Heere eines Morgens gegeneinander in den Kampf zogen, konnte und wollte es nicht wahr haben, für die Fehde verantwortlich zu sein.

Und so kam es, dass das Kind, als der Kampf in vollem Gange war, selbst zum Schwert griff. Und als das Eisen sein junges Herz durchbohrte, weinten die Engelsscharen im Himmel vor Kummer rote Tränen.
Am Abend, als die wenigen Krieger, die die sinnlose Schlacht überlebt hatten, den toten Körper ihres Heilands fanden und ein blutiger Regen auf die Erde niederging, überkam sie Einsicht. In derselben Nacht noch schworen sie feierlich, sich nie wieder wegen dem Glauben der Anderen zu bekriegen. Und sie tranken zusammen an einem Tisch, um den Vertrag zu besiegeln.
Doch die Schwüre der Menschen sind wie ein schwacher seidener Faden. Man kann sie nur all zu leicht zerreißen.
Wenige Jahre später fiel schwarzer Schnee. Und mit der Erde bedeckte er auch die Falschheit der Menschen unter einen dunklen, kalten Mantel.


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RE: Texte, Gedichte, etc. zu Weihnachten

#15 von Sirius , 19.12.2024 14:42

Nikolausgedicht eines frühreifen Fünfjährigen

Lieber guter Weihnachtsmann,
du kommst jetzt in die Stuben,
die braven Kinder lachst du an
und schimpfst die bösen Buben.

Lieber guter Weihnachtsmann,
ich sage dir jetzt Sachen,
die ich nur dir erzählen kann,
was die hier alles machen.

Mein Schwesterlein heißt Edeltraut,
sie ist ne kleine Schlampe,
sie riecht so blöd nach Sauerkraut
und hat schon jetzt ne Wampe.

Babs ist mein andres Schwesterlein
und die ist gar nicht nobel,
ja, neulich war sie ganz gemein
und warf nach mir mit Popel.

Die Babs hat einen Pferdeschwanz
und ihre Strümpfe muffeln,
sie ist ne richtig blöde Gans,
tut an den Strümpfen schnuffeln.

Die Mami, die geht manchmal fremd,
sie kann so prima lügen,
für Papi bügelt sie kein Hemd
und lebt nur fürs Vergnügen.

Schenk‘ bitte Oma ein Gebiss
und Mami ne Perücke,
denn ihre alte hat nen Riss,
der Opa braucht ne Krücke.

Schenk‘ Papi eine Flasche Schnaps
und eine warme Mütze,
verprügle meine Schwester Babs
und bring mir rote Grütze.

Lieber guter Weihnachtsmann,
ich bin doch nicht von gestern,
schlepp‘ endlich die Geschenke an,
dann hör‘ ich auf zu lästern.

© Alfons Pillach


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