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RE: Der rosarote Stuhl

#1 von Ralfchen , 17.02.2017 15:33

Der rosarote Stuhl


Der Stuhl er glänzte nagelneu,
aus Stahl und Leder fein gebaut,
jetzt kommt, worauf ich mich da freu:
so manche stehn’ "Register-laut".

Es ward' ein Meisterwerk geschaffen!
Der Technik feinste Detaileure,
sorgten für Wunderung und Gaffen,
der Kreation mancher Malheure.

Es gab Proteste feinster Rechtschaft,
man argwöhnt’ Stuhles Sinn und Wert.
Der Innovators Techno-Knechtschaft,
schien vielen allzu herz-versehrt.

Der Perpetrator Reaktion – ein Traum:
den Stuhl ließ rosarot man färben,
versperrt im sicher dunklen Raum,
bracht' man Protestes Schrei zum Sterben.

So kam die Nacht: Geheimst-Premiere!
Das Kind saß froh - kein Rampenlicht.
Das Unschuldsband getrennt mit Schere,
den Täter muntert Staates Pflicht.

Kanülen schnellst in Armes Beugen,
zehntausend Volt in Kopf und Herz,
das Kind verblich schnell ohne Zeugen.
Und wie man schrieb ganz ohne Schmerz.


Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten (Wittgenstein)

 
Ralfchen
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RE: Der rosarote Stuhl

#2 von scrabblix , 17.02.2017 22:53

Deine Verse führen die Perversion, zu der Menschen fähig sind, deutlichst vor Augen, Ralfchen.

Sag mir jetzt nur, wie ich dieses Bild in meinem Kopf übermale.

Liebe Grüße
scrabblix


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
scrabblix
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RE: Der rosarote Stuhl

#3 von Sirius , 17.02.2017 23:36

Du hättest auch uns sagen sollen, Ralfchen, dass dein Gedicht ein Antonymo hierauf ist:

Der rote Stuhl

©Hans Hartmut Karg
2017

Ein alter Melkstuhl, ungestrichen,
Stand wie ein Fremdkörper im Raum.
Er war hölzern und ausgeblichen,
Man registrierte ihn da kaum.

Man wollte ihn deshalb zersägen,
Als alle Bräuche aufgegeben,
Die Teile hin zum Brennholz legen,
Um zur Moderne rasch zu streben.

Dagegen protestierte nun das Kind,
Für das solches noch Werte sind,
Wenn schon die Eltern leider blind –
Es nahm deshalb den Stuhl geschwind.

Die Tochter strich den Stuhl knallrot,
Die Form erfreute so ihr Wesen.
Für sie war dieser Stuhl nicht tot:
Sie wollte in Erinnerung lesen.

Noch heute steht der Stuhl im Gang,
Ein jeder sieht das Möbelstück.
Es ist ein herrlicher Blickfang
Und bringt ein wenig Glanz zurück.


Eines der „besseren“ Gedichte vom selbsternannten Doktor, kommt zudem ganz ohne „Fleiß“ aus, für Angelika gäbe es aber noch genug zu tun.

Dein Gedicht dagegen, Ralfchen, hat den gesellschaftlichen Zynismus, der von der Realität noch übertroffen wird: Im Iran wurde eine 14jährige gesteinigt, in den USA ein 14jähriger hingerichtet (1944), durch eben diesen Stuhl: http://www.news.de/panorama/855575492/fr...justizirrtum/1/

Und auch heute berührt dein Gedicht wohl noch kaum jemand, ich sehe es als ein Zeichen, das jemand setzt, für all jene, die sich der Perversionen unserer Zeit zumindest noch gedanklich entziehen können.
Zudem ist es ungemein wortstark.

Sirius


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RE: Der rosarote Stuhl

#4 von Richard , 18.02.2017 09:38

Er wird wissen, dass das Führen eines nicht rechtmäßig erworbenen Doktortitels strafbar ist, also gehe ich anhand seiner Vita, seiner vielen anerkannten Publikationen stark davon aus, dass er in einem bestimmten Fachbereich bzw. Thema seinen Titel gemacht haben wird. Leider ist das aus dem Wikipedia-Eintrag nicht ersichtlich. Letzte Änderung: 2015

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hartmut_Karg
http://www.verlagdrkovac.de/978-3-86064-806-3.htm

 
Richard
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RE: Der rosarote Stuhl

#5 von Richard , 18.02.2017 10:37

Zu den Texten:

Ralfchens ist gewohnt könnerhaft und mit einem derben Sujet.
Kargs gefällt mir, er ruft bei mir schöne Bilder hervor.

 
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RE: Der rosarote Stuhl

#6 von Ralfchen , 02.03.2017 14:09

liebe freund - ja - es ist quasi ein ANTONYMO zu des quargelKargs völlig sinnlosem gequatsche.

Viele liebe Grüße!
an euch alle
r


Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten (Wittgenstein)

 
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RE: Der rosarote Stuhl

#7 von hilfsmueller , 03.03.2017 23:21

Guten Abend, Ralphchen!
Diese Vergeblichkeit!
Den um Karg drehenden, arhytmischen Karg hier nun auch lesen zu "müssen".

Ich weigere mich, diese genaue Vernichtung als Beschreibung einer Perversion wegzurücken, scrabblix.
Jeder kann das. Jeder macht das. Es ist alles in uns; das Perfide und ebenso der Ekel davor.
Dass nun unsere alltäglichen Vernichtungen anderer Art sind, ist noch keine Befreiung.
Die Kanülen sind in jedermanns Armbeuge zur Betäubung.

lg hm

 
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