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RE: Seinerzeit

#1 von Sirius , 03.12.2015 13:14

Was waren das doch noch für kulinarische Zeiten, als es noch gekochtes Huhn in Dosen gab, mit einer wunderbaren Brühe, die man sich unterwegs am Baggersee einverleibte. Und es gab Brot aus richtig handgekneteten Teig, für den ein Bäcker noch morgens um zwei Uhr aufstand. Und 125g Kaffeebohnen wurden noch liebevoll in einer handbetriebenen Kaffeemühle gemahlen und dann durch einen Porzellanfilter aufgegossen, und man trank den Kaffee nicht nur, man roch ihn vorher.
Beim Krämer gab es zwei Sorten Heringsfilet in Dosen: in Öl und in Tomaten. Versuche heute mal eine Dose Heringsfilet in Öl zu bekommen, das ist unmöglich! Dill, Paprika, Senf, Gemüse, Pilze, Sahne und was weiß der Kuckuck noch, aber kein Öl! In jedes Stückchen Kuchen schmiert man heute Joghurt oder Nutella, vermutlich weil es billiger ist als Sahne, und nur Fossilien wünschen einen Butterkuchen ohne Einlage, nur mit Guss oder Zucker. Berliner nur mit Marmelade gefüllt? Prolet! Was ist bloß aus unserer Esskultur geworden! Wenn wir schon alle verfetten, dann aber doch angeblich gesund. Gibt es noch ein Kochrezept ohne Creme Fraiche? Früher kam der Schinken vom Schwein, der Käse war ein Molkereiprodukt, und heute kann man ihn mit seinen Pillen bei BASF bestellen. Marmelade mit richtigen echten Erdbeeren? Frag mal Firma Schwartau…
Ich erinnere mich noch an den frischen, fruchtigen Tomatengeschmack meiner Kindheit. Dafür hielten sie nicht lange. Und heute? Sie schmecken nach nichts und halten länger als mein Laptop.
Ich möchte mal wieder schlemmen ohne Beipackzettel, ohne Medikamente danach, gesund, natürlich und trotzdem fettig, ohne gleich einem Cholesterinschock zu erliegen. Mit den Zutaten meiner Oma, anstatt jenen aus dem Labor, mit ungespritztem Fleisch und Gemüse ohne Pestizide und Brot aus dem Ofen. Seufz!

*

Als ich Kind war, gab es zwei Programme: das Erste und das Zweite. Schwarzweiß natürlich. Mit Fußball, Durbridge, Kuli, Frankenfeld, Millowitsch und Chris Howland. Keiner hat den Suppenstar gesucht, niemand eine Frau für Bauer Harms, und seine Kinder hat man noch selbst erzogen, und nicht eine Nanny. Da wurde ein Raumschiff noch mit einem Bügeleisen geflogen, eine nackte Brust wurde vom Papst persönlich verbannt, und den Mörder im Krimi musste man noch tagelang ermitteln. Keine Zeitlupen, keine Werbung und Hitchcock kam nach dem Wort zum Sonntag. Da gab es tolle Ton- und Bildstörungen, ein Sendeschluss und diese schönen Testbilder, die ich immer gesammelt habe. Um 20 Uhr 15 hat sich eine Frau hübsch gemacht und mir mit erotischer Stimme mein Abendprogramm geschildert. Und eine andere Frau hat mir im TV eine gute Nacht gewünscht, wenn auch mit einem Hauch Mitleid. Und welche Serie man auch geschaut hat, am Ende haben alle wie irre gelacht, selbst Lassie und Flipper und der dicke Hoss. Sprecher mussten eine Sprachausbildung haben und durften sich nicht an die Eier fassen, Schauspieler haben Gesang, Tanz und Schauspielkunst an Theatern gelernt und kamen nicht von der Besetzungscouch, und eine Katzenberger hätte man zwangseingewiesen. Man hat sich vor Edgar Wallace gegruselt und nicht vor Bohlen und Pocher. Man schmiss sich die Torten ins Gesicht und das Publikum tobte bei Buster Keaton und Dick und Doof, heute grölt man, wenn jemand f…… sagt.
Und war das so schlimm ohne Sex am Nachmittag, ohne Zalando, ohne Verona Poth und die anderen Klappspaten und ohne dauernd was zu suchen?
Mir hat es jedenfalls nicht geschadet und meine Macken hätte ich auch so bekommen.


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RE: Seinerzeit

#2 von scrabblix , 03.12.2015 22:38

Den Spruch "Früher war alles besser", habe ich früher gehasst. Heute weiß ich, es war nicht alles besser, aber das meiste. Und wie ich hier lesen durfte, weißt du es auch, lieber Sirius.

Lieben Gruß
scrabblix


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Seinerzeit

#3 von Sirius , 03.12.2015 23:58

Ja, liebe scrabblix, vieles war besser. Zumindest hatte man mehr Respekt, auch vor den Dingen, und der Mensch war ein Individium, nicht nur eine Person, die man ausbeuten muss.
Gewiss war vieles zu konservativ und zu gezwungen und Arschlöcher gab es zu jeder Zeit, aber ich denke, man nahm die Dinge auch ernster als heute.
Manche Dinge vermisse ich, andere möchte ich nicht wieder haben.
Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar.

Sirius


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RE: Seinerzeit

#4 von Sirius , 04.12.2015 01:04

Moin zagorry,

den Strauss brauche ich auch nicht, zumindest nicht den F.J.
Und es ist gut, wenn man mit sich selbst zufrieden ist. Ich wünsche dir, dass das noch lange so bleibt.
Hab Dank für deinen Kommentar.

Sirius


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RE: Seinerzeit

#5 von Letreo71 , 19.12.2015 23:04

Lieber Sirius,

deine Gedanken kann ich nur unterstreichen. Tomaten, die auch danach schmecken, hmmm...
Dieses ganze Überangebot nervt mich ziemlich, ich brauche es nicht, manchmal bin ich regelrecht überfordert damit.

Achtung, sehr privat.

Ich arbeite momentan in einer Schinkenräucherei, ich kann meinem Chef bei der Schinkenherstellung zusehen. Von Hand gesalzen und noch immer, wie vor hundert Jahren in einer Schwarzrauchkammer geräuchert.
Wir haben eine geringe Auswahl an Fleisch-und Fleischwaren, welche aber ausschließlich von glücklichen Tieren aus den umliegenden Biohöfen stammen und ohne Zusätze auskommen.
Am leckersten finde ich unsere Forellen.

Kulinarische Grüße

Letreo


Schreiben macht schön.

 
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RE: Seinerzeit

#6 von Sirius , 21.12.2015 12:49

Geräucherte Forellen esse ich auch für mein Lebkuchen gerne, liebe Letreo.
Wir haben sie früher selbst geräuchert nach dem Angeln oder Fliegenfischen und das war im Schrebergarten auch immer mit einem Besäufnis verbunden.
Dankeschön für deinen lieben Kommentar!

Sirius


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