Prolog
Fremder, mich wundert dein Misstrauen nicht! Es soll dich nicht reuen,
sind sie doch taub und blind, denken nur niedrig von dir.
Zyniker lauern auf Opfer wie hungrige Hechte im Trüben.
Ihre Worte sind Gift, langsam zersetzt es ihr Herz.
I.
Ruchbar wird der Zorn, Demagogen schüren die Ängste,
Götter dürsten nach Macht. Volk, du ereiferst dich blind,
schwörst auf christliche Werte, die lange schon keiner mehr nannte,
bis sie erschienen aus Ost, Glut in den Augen so schwarz,
apokalyptische Plagen. Schmarotzer fordern den Euro,
Auge um Auge. Der Wahn, bar der Vernunft, ist Gebot,
treibt aus purpurner Teufelssaat in den frostigen Hirnen
Krieger, die gieren nach Blut. Satan ist wieder en vogue.
II.
Blanke Dummheit ist's, wenn Kalfakter des linken Gesindels
Löffel verteilen. Gewiss keiner will Fremdlinge hier!
Treib mit dem Griffel, o Dichter, die Gutmenschenbrut in die Wüste.
Nimm dir das Recht und das Kreuz, lausche den Amseln am Feld.
Ritter, bekreuzige dich und lobpreise den wahren der Götter -
Mammon: Für alles von Wert wehen die Fahnen im Krieg!
So gib Acht, und sieh zu, dass niemand das Futter uns stehle,
mache die Stallungen dicht, setze das Kind vor die Tür.
III.
Schmücket die Häuser mit Tand und singet dem Jesulein Lieder,
lasst euch berauschen vom Glanz, kauft schnell ein Iphone 6.
Lasst sie doch jammern! Allahu akbar!? Er hat sie verraten,
Hunger und Tod, inshallah! Friede sei allzeit mit Euch!
Epilog (Goethe)
Saget, Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Paläste!
Eine Welt zwar bist du, o Rom; doch ohne die Liebe
Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.
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Liebe charis,
ein wunderbares Werk mit einer wunderbaren Schreibe!
Ich habe es gar nicht als Satire empfunden, sondern als als eine Art "Spiegel" der aktuellen Situation.
Bei machen Bevölkerungsgruppen erscheint mir jetzt zur Weihnachtszeit die Heuchelei von Frieden und Besinnlichkeit nur noch beschämend und peinlich. Nahezu grotesk sitzen sie mit ihrem Hass in ihrem Weihnachtskäfig und predigen bigott ihre "christlichen Werte", termingerecht und fristgebunden.
Wir können sie nicht wegschreiben mit dem Griffel, weder die Flüchtlinge noch deren Gegner, die sich der primitiven Gier ihres Egoismus´gar nicht bewusst sind, wir können sie nicht mal demaskieren, weil sie keine Maske haben, wir können sie nur bloßstellen, aber nicht einmal das bemerken sie in ihrer Dummheit.
Ich danke dir herzlich für diesen tollen Beitrag!
Sirius
Reset the World!
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Danke, lieber Sirius, ich habe es noch ein bisschen umgeschrieben. Die erste Strophe ist so vielleicht deutlicher. Außerdem ist es mein erster Distichen-Versuch überhaupt - ganz schön kniffelig - und ich arbeite noch daran.
Aber es freut mich jedenfalls, dass die "Botschaft" bei dir ankommen ist.
Ich wollte unbedingt diese Form versuchen, weil ich sie so passend für meine "Aventgedanken" fand.
Was hat sich denn schon groß geändert seit der Zeit der griechischen Anklagen und blutrünstigen Tragödien? Mich fasziniert an diesem Schreibstil, wie man das Grauen und die menschlichen Abgründe in eine so prätentiöse Form bringen will, als könnte man damit all das außer Kraft setzen, es mit der Schönheit und Perfektion von Verses ad absurdum führen (auch deshalb Satire).
Danke fürs Lesen und lieben Gruß
charis
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Sowohl Inhalt als auch Form sind beeindruckend gut, liebe charis! Ein tolles Werk!
Lieben Gruß
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Vielen Dank, liebe scrabblix,
schön, dass es dich angesprochen hat, ich schreibe noch immer daran herum, es ist wieder ein bisschen anders geworden, wohl weil mir das alles (etwas schwer) auf der Seele liegt.
Lieben Gruß
charis
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