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RE: Fischdöner auf'm Kiez

#1 von Seeräuber-Jenny , 21.11.2015 23:21

Flink, flink, flink, fangt frischen Fisch,
Tintenfisch mit langen Armen,
hackt ihn, presst ihn ohn' Erbarmen,
würzt ihn, bringt ihn auf den Tisch!

Fischdöner! Der letzte Schrei
auf'm Kiez nachts um halb eins,
Mädchen futtern und Karl-Heinz,
auch die Luden sind dabei.

Alle haun sie rein wie toll,
haben Riesenappetit,
saufen dazu Aquavit,
kotzen dann die Theke voll.

Hauen sich die Augen blau,
schlagen sich die Köppe ein.
schon sticht’s einer ab, das Schwein,
übrig bleibt ein Mordsverhau.

Und mein Liebster wischt und rennt
vierzehn Stunden voller Hast,
gönnt sich weder Ruh noch Rast,
's bisschen Freizeit wird verpennt.

Ackert, rackert wie ein Tier,
denkt sich: Mann, der Job ist schwer,
schlecht bezahlt, doch noch was mehr
als zum Amt gehn für Hartz vier.

Tu die Arbeit, putz das Klo
und erfülle deine Pflicht!
Trotzdem, Schatz, vergiss mich nicht,
bald mach ich dich wieder froh!

***

Ja, so ist es, ohne Wahn,
auf der schönen Reeperbahn.
Hab's zwar selber nicht gesehn,
doch gehört, das sei geschehn.

Denn mit Waffen kämpfen heute
Luden blutig um die Beute,
kennen keine "Ehre" mehr,
schießen um sich kreuz und quer.

Der im Imbiss sich geschunden,
der erhält nach vierzehn Stunden
Arbeit einen kargen Lohn,
und den frisst die Inflation.

In der schönen Stadt am Hafen
kann er nach der Schicht nicht schlafen,
denn sein Viertel wird saniert,
Yuppie-Szene einquartiert.

Auf dem Amt trifft er dann später
viele arbeitslose Väter,
deren Kinder müssen hungern,
vor der Armenspeisung lungern.

Bildung für die Pfeffersäcke,
Junkie auf der Straß verrecke.
Tor zur Welt, doch für die Armen
kennt der Pastor nur Erbarmen.


Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.

Joachim Ringelnatz

 
Seeräuber-Jenny
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RE: Fischdöner auf'm Kiez

#2 von Sirius , 22.11.2015 00:08

So richtig satirisch war das gar nicht, denn in etwa sind die Verhältnisse auch so.
Und die Pfeffersäcke klagen die Flüchtlinge einfach raus:

http://www.deutschlandfunk.de/unerwuensc...ticle_id=317379

http://www.welt.de/politik/deutschland/a...-gepoebelt.html

Davon abgesehen war dein Gedicht herrlich flott!

Sirius


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RE: Fischdöner auf'm Kiez

#3 von Seeräuber-Jenny , 23.11.2015 22:07

Stimmt. Eigentlich ist nur der erste Teil eine Satire, der zweite eher eine Reportage.

Hamburg, eine Stadt, in der viel soziale Kälte herrscht. Beschämend, dass in so einer reichen Stadt so viel Elend zu sehen ist. Vor allem die armen Junkies tun mir leid, die von der Polizei gehetzt werden, statt dass man ihnen hilft. Naja, die Hamburger Polizei ist eh ein Kapitel für sich.

Meine frühere Chefin, von allen nur "Dinges-Gierig" genannt, wurde damals als Schulsenatorin nach Hamburg berufen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war es, viele Grundschulen in sozialen Brennpunktgebieten zu schließen. Da sie auch Sportsenatorin war, ließ sie sich lieber zu Segeltörns auf der Alster einladen statt mal durch die Straßen von Billstedt oder Wilhelmsburg zu laufen, um sich ein Bild von der Wirklichkeit zu machen.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny


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Die Zeiten werden schlimmer.
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Joachim Ringelnatz

 
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