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Katharina Hacker: Die Gäste

#1 von Sirius , 05.05.2022 16:12

Katharina Hacker: Die Gäste

Buchpreisträgerin Katharina Hacker legt mit „Die Gäste“ einen bizarren Berlin-Roman vor, der zwischen Gegenwartsanalyse, Dystopie und Märchen oszilliert
Friederike erbt an ihrem 50. Geburtstag von ihrer 17 Jahre zuvor verstorbenen Großmutter ein heruntergekommenes Café in der Berliner Pohlstraße. Gegen vielerlei gutgemeinten Rat gibt sie ohne Umschweife ihre Anstellung im „Institut für schwindende Idiome“ auf, um sich fortan ganz der Bewirtung ihrer Gäste zu widmen. Herr Kowalk, seines Zeichens der Rechtsanwalt ihrer Großmutter und einst deren enger Freund, macht ihr keinerlei Illusionen: „Die Leute kommen vielleicht noch, sagte er, aber der Putz fällt ab, die Ecken sind schwarz, über der Heizung ist es schwarz, die Fensterrahmen sind in schlechtem Zustand, alles ist in schlechtem Zustand, durch die Tür kann jeder einbrechen, die Kaffeemaschine ist alt. Einnahmen gibt es wenige oder gar keine.“ Andererseits: „Das Café!, rief mir Herr Kowalk durch den schmalen Flur hinterher. Das ist auch ein Mittelpunkt der Welt!“ Und vielleicht, so mag man mutmaßen, ist es genau der, der Friederike abhanden gekommen ist.

Was Friederike letztlich zur Übernahme des Cafés bewegt, bleibt – wie Vieles in diesem Roman – angedeutet, unausgeführt. Hochfahrende Hoffnungen hegt sie jedoch keineswegs, lakonisch gesteht sie Herrn Kowalk bei ihrem Besuch in seinen schon halb ausgeräumten Kanzleiräumen: „Zu Hause ist niemand, dem ich eine Tasse Tee bringen könnte“. Denn nachdem zuerst ihr Adoptivsohn Florian an seinem 18. Geburtstag fortgegangen und kurz darauf ihr Ehemann sie verlassen hat, um in die USA zu gehen, lebt sie allein in einer viel zu großen Altbauwohnung. Und so ist sich die Protagonistin schließlich einfach dessen bewusst, dass nichts bleibt, wie es ist, nichts bleiben kann, wie es ist, ist ihr Leben doch geprägt von ‚Abwesenheiten‘, wie ein Kollege es ihr gegenüber formuliert.

Nach all diesen erlittenen Verlusten findet Friederike in ihrem Café mit der Zeit jedoch neue Gefährten: Da ist zunächst die polnische Putzfrau Kasia, die ihr in ihrer lakonischen Art zupackend zur Seite steht, und deren Bekannter Stislaw, der ihr bei allen handwerklichen Arbeiten hilft. Mit ihrer beider Hilfe wird das Café nicht nur zu einem Zufluchtsort für die Menschen im Kiez, sondern auch zu Friederikes neuem Zuhause, in dem sie nachts schläft, zusammengekrümmt auf ihrem „Sesselchen“. Stislaw ist es auch, der Friederike nach einem Einbruch ins Café Pollux schenkt, einen großen weißen und zweifellos weisen Hund, der sich auf alles, was geschieht, seinen eigenen Reim macht. Doch nicht nur er spricht mit Friederike, zahllose andere Tiere tauchen auf, streunern durch die Straßen, kommen und gehen, leben ihr Leben, sterben.

Weiterlesen:

https://www.soundsandbooks.com/katharina-hacker-die-gaeste/


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Sirius
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