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Katharina Adler: Iglhaut

#1 von Sirius , 16.03.2023 16:51

Katharina Adler: Iglhaut

Äußerst selten wählen Autoren ein so eigenwilliges Personal wie Katharina Adler in ihrem Roman "Iglhaut" - nämlich Datingjunkies, Postkartensammler, Marihuanazüchter und Kreuzworträtselhauptpreisgewinner.

"Mir war es wichtig, Figuren zu zeigen, die nicht dem immer noch sehr harten Idealbild des ökonomischen und familiären Erfolges entsprechen", betont Katharina Adler. "Sie entsprechen dem nicht und trotzdem kommen sie über die Runden, indem sie andere Netzwerke bilden, aber auch schauen, wie sie da zu ihrem Vorteil kommen."

Katharina Adler beschreibt ein städtisches Hinterhofbiotop, in dem skurrile Gestalten miteinander leben, arbeiten, tratschen, sich zum Essen treffen und sich bei alledem schon mal lauthals miteinander überwerfen. Hier gibt es Wohnungssuchende und Wohnungsfindende, Gläubige und Ungläubige, Handleserinnen und Handwerkerinnen. Zu letzteren gehört Iglhaut, eine burschikose Restauratorin. Sie unterhält in diesem Hinterhof eine Werkstatt, in der sie alte Schränke oder mittelalterliche Heiligenfiguren aufpoliert. Weil sie damit allerdings nur so einigermaßen über die Runden kommt, denkt sie ständig über weitere Einnahmequellen nach - ewa auch über ein bedingungsloses Grundeinkommen:
Sie hatte nichts dagegen, wenn die Digitalisierung gleich morgen eine Menge Arbeitsplätze vom Markt fegte. Dann kämen sie am Grundeinkommen für alle nicht länger vorbei. Ihr eigenes Konto lechzte Monat für Monat nach einer solchen Überweisung. Was sie dann machen würde? Einfach so weiter in ihrer Garage, nur weniger nervös, mit einer bedingungslos guten Grundlaune.

Statt eines Grundeinkommens erhält Iglhaut unerwartet eine andere Art von Geschenk: Der Hauptpreis eines Kreuzworträtselgewinns verhilft ihr zu einer Reise in das ägyptische Hurgada. Die ganze Hinterhofnachbarschaft nimmt teil an den Geschehnissen rund um Iglhauts Geschäfte und Geschicke - ein ständiges Feilschen um Geld und Gegenleistungen, egal ob ihre Backenzähne repariert werden oder sie eine Niere an die Mutter spendet.
Dieses Geflecht von Handeln, Tauschen, Dealen beschreibt Katharina Adler auf eine irrwitzig komische Art und lässt dabei ganz unterschiedliche Sprachmilieus aufeinanderprallen: die bildhaft derbe Situationskomik ihrer Figuren und eine fein ziselierte Erzählerstimme. Katharina Adler hält den Leser durchweg in einer großen ironischen Distanz zu den Ereignissen, obwohl ihr Roman auch mehrere tragische Szenen enthält. Warum hat sie sich für diese Erzählweise entschieden?

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Igl...r,adler436.html


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Sirius
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