Provokation
Udo K. (der Vorname wurde vom Institut für Sitte und Anstand geändert) hielt sich am vergangenen Montagabend so gegen 22 Uhr in einer U-Bahn-Station auf. Und zwar in einer Stadt, die hier nicht genannt werden möchte. Dass Udo Überstunden zu leisten hatte, die sein provokantes Fehlverhalten entschuldigen konnte, kann man wg. der Schwere des Vergehens nicht als mildernden Umstand anrechnen.
Fakt ist, dass Udo unmittelbar darauf ein Abteil der Linie 7 betrat, in dem sowohl jene bevorzugten Mitbürger saßen, die sich aufgrund ihres Hirnvolumens ihren Schädel rasieren müssen, als auch eine Gruppe jener religiösen Vertreter, die sich traditionell missverstanden fühlt.
Ein informierter Mensch weiß aus den Klageliedern des „Wortes zum Sonntag“, das Udos Verhalten die höchste Form der Provokation darstellt. Erschwerend kam hinzu, dass Udo die Mitreisenden völlig ignorierte und zudem in der falschen Himmelsrichtung aus dem Fenster schaute.
Zudem erschreckte die aus der Aktentasche hervorlugende Thermoskanne die vier ängstlichen Stiefelträger, die nur Baseballschläger mit sich führten, während die andere Gruppe mit lustigen Partnerlookbärten nur ihre standardmäßige Gürtelbewaffnung trug.
Die nun folgende unvermeidliche Konfrontation soll nun nicht näher geschildert werden, um Udo nicht weiter zu belasten.
Leider muss man Udo Absicht unterstellen, dass er die Fahrgäste in der Ausübung ihrer politischen und religiösen Gesinnung hinderte, indem er sich schwer verletzt durch Flucht der Aussprache entzog, was zudem noch von einer Kamera festgehalten wurde. Wegen dieser Weigerung entstand unter den beiden Gruppen eine gewisse Missstimmung, die zur Zerlegung des Abteils führte.
Die Überlebenden, zutiefst in ihrer Ehre gekränkt, nahmen so etwas verspätet die Verfolgung auf, der sich Udo aber abermals entzog, weil er sich geistesgegenwärtig vor einem Bus warf, und so den Verfolgern jede Möglichkeit nahm, ihre Ehre wieder herzustellen (die städtischen Fahrbetriebe stellten für die unfahrplanmäßige Verspätung den Hinterbliebenen eine Rechnung von 242,35 € aus).
Eine anzunehmende Mittäterschaft von Udos Familie konnte der Verfassungsschutz nicht nachweisen, obwohl diese sich nach dem Niederbrennen ihrer Wohnung wenig einsichtig zeigte und absurde Vorwürfe gegen die beteiligten „Zeugen“ äußerte, die immer noch psychologisch betreut werden müssen.
Das Auswärtige Amt entsandte seine Botschafter in das Heimatland der beteiligten ausländischen Mitbürger, um das Bedauern eines ganzen Volkes zu überbringen, nebst einem Karton deutscher Flaggen zum Verbrennen.
Den inländischen Beteiligten rechten Gedankenguts wurde ganz unbürokratisch eine Demo zugesagt.
Die Schadenersatzforderungen der Bahn gegen Familie K. stehen noch aus. Die Kinder der Familie wurden Pflegeeltern übergeben, solange Udos Frau in Untersuchungshaft sitzt.
Der katholische Hund wurde eingeschläfert.
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