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In Thea Dorns Briefroman „Trost“ protestiert eine Tochter gegen den Tod

#1 von Sirius , 08.07.2021 16:50

Wie geht es dir?

In Thea Dorns Briefroman „Trost“ protestiert eine Tochter gegen den Tod

Was Buchleser in den nächsten Wochen erreichen wird, sind viele Bücher, die einzig wegen des Lockdowns verfasst worden sind. Plötzlich Zeit ohne Ende zu haben als Verführung, ein Buch zu schreiben. Thea Dorn ist es wohl auch passiert, dass ein kreativer Geist nicht stillhalten kann. Die Romanautorin, gewesene Philosophiedozentin, Gastgeberin vom Literarischen Quartett, meldet sich aus dem Lockdown mit Trost. Briefe an Max zurück. Ausgerechnet sie, die 2016 mit Die Unglückseligen (Albrecht Knaus Verlag) einen Roman über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit veröffentlicht hat, beschäftigt sich in ihrem neuen Buch mit dem Gegenteil: der Sterblichkeit, die durch Covid-19 auf dramatische Weise in unser Leben gekommen ist.

Den Hintergrund muss sie nicht erfinden, nämlich die Pandemie, aber das andere schon: die Hauptfigur, eine 40-jährige Feuilletonjournalistin und deren Mutter, die gerade an Corona gestorben ist – und zwar verdammt einsam, nur in der Umgebung der Krankenhausmaschinen. Das Buch will – trotz der aktuellen Umstände und medialen Debatten, die das Thema begleiten – ein Roman sein. Er gibt sich als Briefroman aus, ist es wohl eher nicht, zumindest keiner, in dem Briefe hin und her gehen. Nur Johanna schreibt Briefe. Der Empfänger ist ihr ehemaliger Philosophiedozent Max, der sich auf der griechischen Insel Patmos eingeigelt hat. Ohne Medien weiß er – scheint’s – nur in Umrissen von dem, was auf dem europäischen Festland wütet, nämlich eine Pandemie mit dem Namen Corona. Etwas weltfern schreibt er Anfang Mai vergangenen Jahres auf die Postkarte mit sommerlichem Küstenmotiv an Johanna nur einen einzigen Satz: Wie geht es dir? Weiter nichts.

Für philosophisch geschulte Menschen ist dies kein einfacher Satz. Und für Johanna, deren Mutter an Corona gestorben ist, ist dieser Satz geradezu eine Provokation. Wut spritzt aus Johanna heraus: „Wie barbarisch darf ein Staat werden, der sich so viel darauf zugutehält, ein Rechtsstaat zu sein? Einer Tochter verbieten, bei der sterbenden Mutter zu sein? Die grassierende Staatsräson ist um kein Haar weniger brutal als die von König Kreon, der Antigone verbieten will, ihren toten Bruder zu bestatten. Nur dass unser Staatsfeind Nr. 1 ein Virus ist.“

Weiterlesen;

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wie-geht-es-dir


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Sirius
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