Clemens Setz: „Der Trost runder Dinge“
Eine Lektion in Sachen „Normalität“
Was ist „normal“? Die Heldinnen und Helden im Erzählungsband „Der Trost runder Dinge“ von Clemens Setz wissen es nicht. Der Autor schärft den Blick dafür, dass wir nicht alle dasselbe sehen – und so wird die Lektüre zum Abenteuer.
Der „allgemeine Trost runder Dinge“, er zeigt sich für die Protagonisten in Clemens Setz‘ jüngstem Erzählband in Form von Auberginen oder Tomaten oder einer verschneiten Stadtlandschaft. Die Menschen sind des Trostes bedürftig, weil ihnen das Leben zu nahe und dabei zu Leibe rückt, weil sie unter der Wucht eines Schicksalsschlags wanken oder weil sie, allzu dünnhäutig, allzu fantasiebegabt, von klein auf unter Angstattacken leiden wie zum Beispiel Herr Zweigl in der Geschichte „Geteiltes Leid“. Als Alleinerzieher zweier Buben wünscht er sich nichts sehnlicher als diese vernichtende Erfahrung mit ihnen zu teilen, ein pädagogisch eher problematisches Unterfangen.
Unorthodox ist auch die Methode, die sich Frau Mag. Annamaria Perchthaler ausgedacht hat, um ihren Sohn zu erreichen, der nach einem Unfall im Wachkoma liegt: Sie bestellt Call Boys zu sich nach Hause und bezahlt sie dafür, dass sie ihren Job im Angesicht des Kranken erledigen, was begreiflicherweise nicht jedermanns Sache ist, der höfliche Jürgen jedenfalls fühlt sich überfordert.
Zu viel wird die Zumutung, für normal zu halten, was nicht normal ist, in „Das Schulfoto“ auch dem Vater eines Mädchens, der sich gegenüber der Direktorin rechtfertigen muss, warum er das Klassenfoto abbestellt hat – weil da auch Daniel drauf zu sehen ist, der Mitschüler, der in einer Art Apparat steckt und die übliche Form eines Kindes vermissen lässt: „Ich meine, das hier hat nicht mal einen Blick, es sieht aus wie eine Steckdose!“
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