DANIELA KRIENS NEUER ROMAN
Wenn Beziehungen zu Scherben werden
Die Probe auf den Befund eines gesellschaftlichen Zerfalls: Eine Begegnung in Leipzig mit der Schriftstellerin Daniela Krien zum Erscheinen ihres Romans „Die Liebe im Ernstfall“.
Der Morgen hätte nicht viel besser beginnen können für Daniela Krien als mit diesem Anruf aus der Schweiz: Die Startauflage ihres an diesem Tag erschienenen Romans „Die Liebe im Ernstfall“ (Diogenes Verlag, Zürich) ist bereits weitgehend vergriffen, der erste Nachdruck werde bald folgen. Kein Wunder, dass die dreiundvierzigjährige Schriftstellerin bestens gelaunt zum Treffen ins sonnendurchstrahlte Café Telegraph in Leipzig kommt – einem Ort, der in ihrem Roman kurz Erwähnung findet.
Daniela Krien lebt seit genau zwanzig Jahren in Leipzig, und hier spielt auch das neue Buch, in dem die Autorin die Bemühungen von fünf Frauen ungefähr ihres eigenen Alters verfolgt, ein Leben zu führen, das dem gesellschaftlichen Idealbild von Familie oder zumindest trauter Zweisamkeit entspricht – wobei die Haltungen der fünf Frauen dazu ebenso unterschiedlich sind wie ihre individuellen Liebesenttäuschungen. Was hier erst einmal klingen mag wie ein Kolportageroman, ist ein virtuos gebauter Geschichtenreigen, bei dem jeweils die kleine Erwähnung einer der Frauen das ihr gewidmete nächste Kapitel vorbereitet. „In meinen Büchern soll es nicht nur um Storytelling gehen“, sagt Daniela Krien, „sie sollen nicht um jeden Preis Handlung machen, sondern mir sind Sprache, Rhythmus und Form wichtig.“ Diesen Anspruch löst sie ein. Und mit den fünf vielfach ineinander verwobenen Einzelschicksalen ist auch noch fast heimlich ein Stadtporträt von Leipzig verflochten, das just jene letzten fünfzehn Jahre umfasst, in denen die sächsische Stadt sich mindestens so sehr neu erfunden hat wie Kriens Heldinnen.
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