Historischer Krimi
Triumph der Egos
Wie zehn Stunden Binge Watching: In seinem Roman "Die Farben des Feuers" schildert der französische Autor Pierre Lemaitre den Verfall einer kranken Gesellschaft.
Der Racheengel ist eine Frau. Am Tag der Beerdigung des angesehenen Pariser Bankiers Marcel Péricourt im Februar 1927 wird seine einzige Tochter Madeleine von einem furchtbaren Schicksalsschlag getroffen. Gerade als der Trauerzug sich im Hof des Stadtpalais in Bewegung setzen soll, stürzt ihr kleiner Sohn Paul, ein siebenjähriger Junge, aus dem Fenster im zweiten Stock und prallt vor den Augen der entsetzten Menge auf den Sarg seines Großvaters, auf dem er wie eine Skulptur liegen bleibt, regungslos und aus den Ohren blutend.
Ein tragischer Unfall? Ein verzweifelter Akt des Kummers? Oder hatte ihn jemand geschubst? Das Kind überlebt, aber es bleibt querschnittsgelähmt, sitzt fortan im Rollstuhl und trägt Windeln. Dass es auch vor dem Unglück schon stotterte, macht den Umgang mit ihm nur noch anstrengender.
So spektakulär beginnt die Familiensaga der Péricourts, oder genauer gesagt ihre Weiterführung. Denn der erste Band dieser als Fortsetzungsroman angelegten Reihe des 1951 geborenen Autors Pierre Lemaitre erschien in Frankreich 2014, ein mit dem Prix Goncourt ausgezeichneter und erfolgreich verfilmter Bestseller: "Wir sehen uns dort oben", ein Schurken- und Schelmenstück, das in der Zeit unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spielte und von der skrupellosen Geldgier der Überlebenden und Heimgekehrten erzählte.
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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/d...-a-1255583.html
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