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Christian Krachts neuer Roman „Eurotrash“

#1 von Sirius , 07.07.2021 17:28

In einem Taxi nach Saanen

So deutschtumsverachtend wie schweizmüde: Christian Krachts neuer Roman „Eurotrash“

Als im November vergangenen Jahres der Christian-Kracht-Account auf Facebook „ ,Faserland‘, die Fortsetzung, fünfundzwanzig Jahre später“, ankündigte, war Twitter binnen Minuten voller Barbourjacken- und Fisch-Gosch-Witze. Faserland, Krachts 1995 erschienener Debütroman, in dem ein so warenfetischverliebter wie angeödeter, namenloser Ich-Erzähler durch ein seltsam un-wiedervereinigtes (West-)Deutschland reiste, war seinerzeit mitunter als Dreh- und Angelpunkt der durch den Roman mitverursachten Renaissance deutschsprachiger Popliteratur gehandelt worden. Seitdem wurde jeder der vier weiteren Romane des ehemaligen Tempo-Autors und späteren Der Freund-Herausgebers, die alle statt in einer zeitgeistdurchtränkten Gegenwart entweder in der Vergangenheit oder einer alternativen Zukunft angesiedelt waren, zum Buchmarktereignis – flankiert von teils aufgeregten Debatten wie derjenigen, ob Imperium (2012), die Erzählung des Schweizer Autors über den deutschen Aussteiger August Engelhardt, „durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht“ sei. (Georg Diez, Der Spiegel).

Sich diese Debatten in Erinnerung zu rufen, ist nicht ganz unwichtig, will man Eurotrash, jene nun erschienene Fortsetzung von Faserland, verstehen. Daraus, dass die Differenzen und Nähen von Autor und Erzähler, von biografisch Erlebtem und literarisch Verschleiertem, die Kracht-Debatten seit 1995 mitbestimmten, schöpft Eurotrash nicht nur seinen Inhalt, sondern auch die krachttypische Second-Order-Hipness: „Christian Kracht ist ein ganz schlauer Bursche“, lässt der Verlag auf dem Buchumschlag ausgerechnet Peter Handke sagen – und das „ausgerechnet“ bezieht sich darauf, dass es sich hier lediglich um einen Verweis auf das 2019er-Handke-Mem „Trennung von Werk und Autor“ handelt, was natürlich bestens zu diesem auf autofiktionale Rekursionen bauenden Buch passt. Und ohne da eine Zeile des Romans gelesen zu haben, ist man bereits mittendrin im Kosmos eines Buches, in dessen Impressum steht „Dieses Buch ist ein Roman, wenn auch …“ und das mit den gleichen Worten beginnt und endet wie Faserland: „Also“ und „Bald“.

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/der-freit...axi-nach-saanen


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Sirius
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