Sigrid Nunez' Roman "Was fehlt dir"
In blauen Stunden
Krankheit als Prüfung? Wer will beim Sterben so einen Schrott hören? Sigrid Nunez' berückend empathischer Roman "Was fehlt dir".
Zugegeben, Sigrid Nunez’ neuer Roman hat einen leicht enervierenden Hang zu Superlativen. Mal erinnert sich ihre namenlose Ich-Erzählerin an den „romantischsten Film“, der je gedreht worden ist, mal an das „traurigste Musical aller Zeiten“.
Das Ford-Maddox-Ford-Zitat „Das ist die allertraurigste Geschichte, die ich je gehört habe“ zieht sich sogar wie ein Refrain durch den Roman.
Und dann ist da noch das „wichtigste Gespräch“ im Leben der Ich-Erzählerin und ihrer ebenso namenlosen Freundin, von dem Nunez’ Roman „Was fehlt dir“ handelt. Von ihm und seinen Folgen. Denn die Freundin ist unheilbar an Krebs erkrankt und wild entschlossen, ihr Ende selbst zu bestimmen.
Das nötige Medikament hat sie schon besorgt, auch einen ruhigen Ort für ihre letzten Tage, ein Häuschen in Neuengland. Jetzt braucht sie nur noch jemanden, der ihr dort Gesellschaft leistet, und zwar ohne ihr ihr Vorhaben ausreden zu wollen.
Es geht in Nunez’ Roman also eher um einen Fall von Sterbebegleitung als um Sterbehilfe. „Ich verspreche, dass es ein so großer Spaß wie nur irgend möglich wird“, ermuntert die Freundin ihr Gegenüber, dem angesichts der Tragweite dieser Bitte die Worte fehlen.
Tatsächlich wird es in dem Häuschen nicht nur Schmerz und Trauer geben oder überraschende Momente der Intimität und Liebe, sondern auch Momente absurder Komik. Gleich nach der Ankunft der beiden in Neuengland sitzt die Freundin heulend am Küchentisch. Man müsse noch einmal zurückfahren, sie habe die Tabletten zuhause liegenlassen.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/sigri...n/27462098.html
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