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Gertrud Leuteneggers Roman "Späte Gäste"

#1 von Sirius , 02.03.2021 17:23

Gertrud Leuteneggers Roman "Späte Gäste"
Nachklang der Stimmen

Eine leuchtende, kühne, schöne Sprache: In Gertrud Leuteneggers Roman "Späte Gäste" wird kein Motiv, keine bildliche Kostbarkeit vergeudet.
Seit Jahrzehnten schreibt Gertrud Leutenegger Romane, die man als den jeweils vorherrschenden Tonarten und Themen gegenläufig bezeichnen kann. Selbst wenn sich Leuteneggers Erzählungen an allgemein fassbare Ereignisse koppeln, wie vor zwei Jahren "Panischer Frühling" an den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, bewegen sie sich immer auch fort von diesen Ereignissen, zurück zu einer Art Prosagesang, wie man ihn heute selten vernimmt.
Leuteneggers jüngster Roman "Späte Gäste" ist der von einem wilden Erinnerungsstrom unterspülte Monolog einer Frau, die in das Tessiner Dorf zurückkehrt, das sie vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter verlassen hatte. Auch den Mann, Orion, hatte sie in dem Ort zurückgelassen, und nun ist der Mann tot, er liegt aufgebahrt in der abgeschlossenen Dorfkapelle. Leutenegger-Leser kennen diesen wilden, so mutig am Gelingen interessierten wie elend an die Glücklosigkeit verlorenen Architekten und Türmebauer aus dem Roman "Pomona" von 2004. Ein vitaler Mann, dessen Kraft und Talente irgendwie ins Leere laufen und der am Ende als beeindruckender Sonderling dem Pfarrer des Ortes mit ständigen Fragen nach der Uhrzeit den letzten Nerv raubt.

Die Frau, sie ist identisch mit der Erzählerin, kommt spätabends in dem Dorf jenseits des Gotthardpasses an. Es bleibt ihr als Übernachtungsmöglichkeit nur das alte Gasthaus am Dorfrand, dessen Türen der verreiste Wirt hat offen stehen lassen und in dessen Inneren sie sich gut genug auskennt, um sich dort zu behelfen und das Interieur, die Deckenverzierungen, das Schattenspiel und die Spiegelungen als Anlässe für hell und schön konturierte Erinnerungsbilder zu nutzen. Wie ein winterliches Schattentheater spielen sich Szenen aus der jüngeren Vergangenheit des Dorfes vor der Erzählerin ab.

Weiterlesen:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/gertr...nsion-1.5221385


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Sirius
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