David Schalkos neuer Roman "Bad Regina": Wimmelbild mit Nazis
Inmitten verfallenden Prunks tummeln sich Nichtsnutze, Altnazis und ein chinesischer Investor. Xenophobie und Populismus dienen seichten Witzen
Bad Regina darf man sich vorstellen wie einen Abklatsch von Bad Gastein. Einst von imperialem Glanz, ist das pittoreske Alpennest später dem Jetset zugefallen, bis der ab den 1980ern lieber woandershin fuhr. Es ging bergab. Während Bad Gastein sich dank Hotelinvestoren aus Berlin zum Bobotreffpunkt gemausert hat, geht es Bad Regina aber nur schlecht. Denn der Tourismusneustart hat dort bisher nicht geklappt. Andererseits sind die Bad Gasteiner bei weitem nicht so flirrend und flackernd wie die Bewohner des fiktiven Parallelörtchens. Was daran liegt, dass David Schalko Bad Regina für sein gleichnamiges Buch ersonnen hat.
Der Serienerfinder (Braunschlag, Altes Geld), Regisseur und TV-Produzent legt damit nach Schwere Knochen (2018) über die Wiener Unterwelt nach dem Krieg seinen fünften Roman vor. Er fügt sich nahtlos in sein bisheriges Schaffen ein. Seine Hauptfigur ist ein Mann mit dem klingenden Namen Othmar. Der hatte in Bad Regina vor dem Niedergang den Kraken betrieben, den "berühmtesten Klub der Alpen". 20 Jahre später hat er Gicht, einen Spitzbauch, und weil all seine Elektrogeräte kaputt sind und er sie seit der Jahrtausendwende nicht mehr ersetzt oder repariert, trinkt er immer warmes Bier. Außer im Winter.
Dass Othmar sich ungern wäscht, macht seiner altlinken Freundin Selma praktischerweise nichts aus. "Sie spielten Liebe. Weil kein anderer verfügbar war", heißt es zu der Beziehung. Selmas Tochter Charlotte lebt ein ähnliches Schicksal und schläft heimlich mit Joschi, dem Sohn des rechten Bürgermeisters Zesch. Sie hat ja nicht viel Auswahl.
Über dreihundert Bewohner gab es hier noch vor drei Jahren, erfahren wir. Inzwischen rauscht einzig noch der Wasserfall. Denn der Chinese Chen kauft alle Häuser, verfallenden Schlösser und Hotels auf. Abschiedslos verschwinden die Nachbarn still und schuldbewusst. 46 Bewohner gibt es in Bad Regina noch, als die Geschichte einsetzt, und Schalko hat offensichtlich den Eifer, von ihnen allen zu erzählen. Das macht das Buch weniger zum Roman als zum Wimmelbild.
Neben Othmar gibt es etwa Alpha, früher DJ, aber seit einem Skiunfall im Rollstuhl. Othmar ist mitschuldig, pflegt Alpha seit 20 Jahren (eher schlecht) und lebt vom Versicherungsgeld, das Alpha kassiert.
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https://www.derstandard.at/story/2000123...lbild-mit-nazis
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