Thea Mengeler: Nach den Fähren
Auf einer Insel herrschen Stille und Stillstand. Bis eines Tages aus dem Nichts ein kleines Mädchen erscheint. Thea Mengelers Roman "Nach den Fähren" ist eine nahezu perfekte Allegorie auf das Leben.
von Jürgen Deppe
Dieser Text dröhnt. Es ist ein Dröhnen, das nicht die Ohren betäubt. Es ist das Dröhnen, das in den Magen fährt. Und von dort aus in den Kopf. Dieser Text dröhnt wie das Horn einer Fähre. In aller Stille.
Der Hafen hat lange keine Fähre gesehen, seit Jahren nicht. Die Geschäfte an der Promenade sind geschlossen. (…) Keine Touristen mehr in den Cafés, in den Fischrestaurants, den Bars. Keine Kellner mehr in weißen Hemden, kein Ananasverkäufer am Strand. Keine Schirme. Keine Liegen. Selbst die Möwen, die meisten von ihnen, haben sich aufgemacht zu anderen Ufern, vermüllteren Stränden.
Als plötzlich keine Fähren mehr die namenlose Insel irgendwo im Süden ansteuerten und sommertags massenhaft Touristen ausspuckten, um sie einen "Traumurlaub" später wieder aufzusaugen, verließen die meisten Einheimischen die Insel. Wovon hätten sie auch leben, was hätten sie tun sollen?
Und so sind auf der Insel nur noch einige Übriggebliebene. Namenlose wie der Hausmeister des Sommerpalasts, dem altehrwürdigsten Hotel der Insel. Stoisch geht er weiter seiner Arbeit nach, lüftet er die Zimmer, säubert er den Pool, pflegt er den Garten, versorgt er die Pfauen, die darin herumstolzieren. Der Rest ist verschwunden.
Was verschwindet, ist die Vorstellung einer Zukunft. Was verschwindet, ist die Illusion einer Fortsetzung der eigenen Existenz.
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