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Thea Mengeler: Nach den Fähren

#1 von Sirius , 13.05.2024 15:30

Thea Mengeler: Nach den Fähren

Kurzmeinung: Dieses Büchlein hat mich sehr berührt. Ein Kandidat für den Deutschen Buchpreis 2024.

Eine Insel im Irgendwo verortet, das heißt, sie könnte überall sein. Eine Insel, die irgendwann einmal von Touristen entdeckt aus ihrem idyllischen Dornröschenschlaf erwacht. Sie wird zunächst als Geheimtipp gehandelt, doch allmählich kommt die Tourismusschwemme. Die Besucher stellen Ansprüche, wollen Komfort und eben das, was sie überall bekommen. Die Inselbewohner liefern. Indem sie jedoch die Ansprüche der Gäste bedienen, verliert die Insel das, was einst ihren Reiz ausmachte und die Gäste bleiben weg. Desaster.

Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Die Autorin reduziert die wenigen Menschen, die der Insel die Treue halten auf ihre Funktionen, der Hausmeister, die Bäckerin, die Frau des Generals, der Barkeeper, die Fischerin, die Krankenschwester und die Doktorin, die eigentlich eine Dichterin ist. Auch die Handlung wird reduziert auf Begebenheitsorte, die Bar, das gelbe Haus, der Sommerpalast, der Strand, etc. Die Reduktionen, die die Autorin vornimmt, wirken zusammen mit der lyrischen Sprache ungemein reizvoll. Ich bin verliebt in das Büchlein, das einfach alles, was ein guter Roman braucht, auf komprimiertem Raum darstellt: men sieht in den Hintergrund der Personen, kennt ihre Hoffnungen und Wünsche von einst und erlebt das trostlose Leben jetzt, in dem man innerlich nur überlebt, in dem man stoisch an seinen Alltags-Pflichten festhält: Instandhaltung und Versorgung. Mit wenigen Mitteln und ohne pathetische Innenschau bringt die Autorin das Innenleben der Menschen an den Tag und zum Leuchten. Einfach, in dem sie beschreibt, was sie tun. Die spärliche Interaktion der Menschen enspricht dem, was man von wortkargen eigenbrötlerischen Insulanern erwartet. Karge Herzlichkeit. Das, was übrig ist an Menschlichkeit. Thea Mengeler gelingt die Darstellung von Einsamkeit, Verfall, Menschlichkeit, Hoffnung, Wunschdenken mit unglaublich leichter Feder! Natur und Dekadenz. Verlust. Mehrere Kapitel „Einige Verluste,“ sind nichts weiter als Aufzählungen, die Autorin bleibt konsequent dem Konzept von Reduktion treu – und dennoch sind diese kurzen Kapitel besonders berührend.


Weiterlesen:

https://whatchareadin.de/buecher/nach-de...n#comment-26362


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Sirius
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