Teddy und Bärchi stolpern über den Weihnachtsmarkt und stützen sich dabei gegenseitig, was keine gute Idee ist.

„Autsch! Warum stehen hier überhaupt als Tannenbäume verkleidete Betonpoller im Wege rum? Aua! Und weil ich gerade am Reden bin: Würdest Du bitte wieder von mir runter klettern?“

„Genau so Autsch und Aua. Du zuerst! Ich finde gerade meine Beine nicht.“

Nach einigem makrameeähnlichen Gewusel löst sich das topologisch unmögliche Gebilde auf und die Zwei trennen sich wieder von übereinander.

„Es ist symbolisch.“ Bärchi klopft sich den Pelz.

„Ach? Wofür?“

„Ewiger Fels und ewiges Grün. Wahrlich. Sehr symbolisch.“

„Ach? Wofür?“

Bärchi erkennt, dass ohne weiterführende Erläuterungen kein Verständnis entstehen wird und sucht in den verstaubten Folianten seiner Bildung nach Plausibilitäten.

„Für Sicherheit der Beton und Grün als Farbe der Hoffnung. Hat wohl auch etwas mit Weihnachten zu tun.“

„Also die Betonpoller symbolisieren Betonpoller und die Tannenbäume Tannenbäume?“

„Vielleicht.“

„Diese Erklärung ist entweder sehr tief oder unglaublich flach.“

„Möglicher Weise beides.“ Bärchi wollte nur noch durchhalten.

„Und diese Antwort ist entweder sehr klug oder total dämlich.“

„Vielleicht sowohl als auch.“

„Übertreibe nicht!“

Dann teilten sie sich ein Fass Rollmöpse. Die hatten sie auch bitter nötig. Argwöhnisch beobachtet von einem Polizisten in Weihnachtsmannverkleidung und mit lamettabehängter Maschinenpistole.

Es könnte auch sein, dass Beton für typisch deutsche Denke steht, für einfältige Architektur und Grün für Pseudo-Umweltschutz, nur in Litanien verabreicht, um den Beton nicht zu gefährden.
Der Lametta-Polizist steht als Witzfigur der deutschen Bürokratie. Er wartet auf einen Anruf vom Verfassungsschutz, wann der Terrorist auftauchen wird, der sofort nach seinem Anschlag zu erschießen ist.
Teddy und Bärchen stehen für die wirklichkeitsferne Kuschelkultur des deutschen Durchschnittsbürgers mit einem IQ zwischen 15 und 70, allesamt hochbegabt um Parolen nachzuplappern.
Der Autor selbst, den wir hier einfach mal Karl Ludwig nennen wollen, steht für erfolgreich verfilmte Vorweihnachtsgeschichten mit unterschwelliger Gesellschaftskritik im Vorabendprogramm zwischen „süß“ und „unterhaltsam“.
Bitte bleiben Sie dran. Wir sind gleich zurück.

Sirius

Den diesjährigen, allüberall wütenden Weihnachtsmarktwahnsinn hast du gekonnt auf's Korn genommen, Karlchen!

Ja, gemütlich wird's auf den Weihnachtsmärkten. Bei uns wurden riesige Betonlegosteine aufgestellt. Wie die Kinder damit etwas bauen sollen, ist mir allerdings schleierhaft. Soeben las ich, dass die Steine morgen mit festlichen roten Schleifen verziert werden, nachdem in der Nachbarstadt riesige Sandsäcke in Geschenkpapier eingewickelt wurden. Na, ja, wenns schee macht...

Liebe Lottegrüße