Ich habe mir ein Radio hingestellt. Ich darf nicht allzu weit von der sogenannten Realität der Anderen abweichen. Ich höre Fußball in all seiner Aufgeregtheit, stumpfsinnige Liebesschlager, Backrezepte, Höreranrufe (die mich häufig fremdschämen lassen), und als Krönung: Weihnachtslieder von Helene Fischer!
Alle halbe Stunde werde ich mit aktuellen Nachrichten versorgt. Alle halbe Stunde denke ich Buchstaben verdreht: 'Akutell', und frage mich allmählich, ob das wohl jemals aufhören wird. Nein, nicht die aktuellen Nachrichten, die wiederholen sich ja ständig und sind deswegen auch immer zeitnah, sondern mein Selbstläufer/ -wurm im Hirn.
(Realität ist, worauf sich Psychopathen geeinigt haben. Ich kann da Nix für. So was fällt mir ständig ein, passt ja auch ins Thema, wenn man sich nur ein wenig Mühe gibt.)
Ich kenne dieses Phänomen aus der Musik. Vor einigen Jahren hatte ich mal den Refrain von 'Her name was Lola' im Innenhof gesungen und die Nachbarn beschwerten sich später, diese Melodie würde sich nun ständig in ihrem Hirn auf Endlos wiederholen und das sei meine Schuld.
Misstrauisch beobachte ich mich weiter. Wie viele schräge Assoziationen habe ich verinnerlicht und automatisiert? Und was ist mit den Fehlern in den Abläufen? Da fällt mir gleich zu ein, dass ich einst, mit ca. 12 Jahren, etwas sehr verärgert, die Reihenfolge definierte, nach der ich mir die Kleidung anzuziehen habe. Leider wurde der Ablaufplan leicht fehlerhaft gespeichert. Immer noch ziehe ich erst die Hose an und danach die Socken. Das ist total unlogisch, denn ich muss die Beinröhren ja etwas liften, doch im Stehen rutschen sie wieder nach unten, also muss ich mich kurz setzen, – alles überflüssige Hektik. Oder: Erst Pullover, danach Haare kämmen. Das ist sinnvoll, wenn man kurze Haare hat. Bei langen Haaren ist es schlauer, diese zu kämmen und dann den Pullover so über den Kopf zu ziehen, dass die Haare nach hinten, vorsorglich aus dem Gesicht, in welchem sie liebend gerne kitzelnd irritierend ihr Unwesen treiben, unter den Halsausschnitt einklemmen. So als Haargummiersatz, bis man dieses gefunden. Aber was mache ich jeden Morgen? Erst die Hose an, dann das Hemd über. Im direkten Anschluss die Hose auf, Hemd rein, Hose zu, setzen. Hosenbeine hoch, Socken an, aufstehen, Pullover an, Pullover aus, Haare in Richtung Rücken kämmen, Pullover an.
Völlig pleonastische Handlungen (Dieses Wort schlug mir das Synonymwörterbuch als Ersatz für 'überflüssig' vor. Ich hoffe, es passt), absolut unoptimiert, unter Effizienzaspekten voll Panne und so.
Gott sein Schrank werde ich ständig mit akutellen Nachrichten von meinem Versagen abgelenkt. Das hat schon etwas Meditatives an sich, wenn die Regierungsbildung stolpert und vor lauter Vorgesprächen und Sondierungen wochenlang nicht in die Hufe kommt. Oder: Trump hat heute Dies oder auch Das – der Sicherheitsrat, die Araber und ich finden: Der Mann ist doch endlich mal eine verlässliche Konstante mit seiner täglichen subhumanistischen Flitzkacke. Das Wetter ist auch immer gleich schlecht. Die Biodiversität hat um 72 % abgenommen, jeden Tag sterben wahlweise drei, 74, 130, oder 1.500 Arten aus, je nach Interessenlage. Wer weiß schon, wofür es gut ist. Meine Bekannte freut sich kein bisschen darüber, nun kaum noch Insekten von der Windschutzscheibe kratzen zu müssen, aber diese Dame hat ja immer was zu meckern. Ich hingegen erfreue mich an nicht erduldeten Mückenstichen. Für mich ist das gut. Für den Weltfrieden vermutlich nicht. Der Drops ist doch eh gelutscht, also ist nur wichtig, das persönliche, unvermeidbare Ende so lange wie möglich hinauszuzögern. Genau darum geht nämlich es im Leben.
Noch jedenfalls lautet mein Status: Lebendig. Und zwar wirklich gerne. Auch wenn ich oft den Eindruck gewinne, dass es sich bei meinem Leben häufig nur um die Wiederholung einer Sendestörung handelt. Oder der Empfänger ist fehlerhaft. Kann mich nicht entscheiden.
Ich bin nicht wie die anderen. Und genau das wollte ich mal werden!
Na und?
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Du hast also dein Passwort wiedergefunden, und ich hätte den nun verwaisten Faden „Karl-Ludwig“ im Gäste-Thread gar nicht eröffnen müssen.
Im Gästefaden lesen übrigens die Gäste am wenigstens – und die Mitglieder wahrscheinlich auch. Aber deine Beiträge haben „wir“ trotzdem gelesen. Nur kommentieren wird wahrscheinlich wieder keiner, weil es inzwischen alle so machen: Was reinstellen und wieder weg. Sorry, ab und an rutscht mir mal so ein Satz raus. Ich bin ja inzwischen der Einzige, der nicht mehr schreiben darf, was er denkt.
Hab ich das jetzt richtig verstanden: Du suchst im Synonymwörterbuch für ein einfach zu verstehendes Wort wie „überflüssig“ ein Fremdwort? Warum machst du das und liebst diesen Xenologismus so sehr?
Und wieso bist du nicht wie die anderen? Auch die anderen wollen unbedingt, dass ihre Mutti endlich wieder alles plattregieren kann, auch den anderen sind die Scheiß Insekten piepegal, und auch die anderen sind haargenau so egoistisch wie du mit diesem Nach-mir-die Sinflut-Syndrom. Deshalb ist die Welt so, wie sie ist, weil alle so denken, aber ganz anders sind.
Na und?
Dafür haben die anderen nicht so viel Humor und wirken nicht so sympathisch. Du könntest deine Ziege schwängern und alle würden Beifall klatschen, ich auch. Ich muss ja, denn ich bin froh, dass hier irgendwer überhaupt Beiträge schreibt – und deine sind ja zumindest immer gut, unterhaltsam und lesenswert (hab jetzt kein Synonymwörterbuch zur Hand, da muss ich mir mindestens 30 IQ abziehen).
Also beschränkt sich dein ganzes „Versagen“ auf das morgendliche Anziehbimbrorium („Süß“ (Zitat beliebige Dame)), und das - und alles andere – liest sich wirklich amüsant.
Sirius
Reset the World!
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Danke, Danke, Danke!
Zu: '... weil es inzwischen alle so machen: Was reinstellen und wieder weg.'
Tja. Das Problem mit dem Kommentieren kann ich nicht lösen und - ist es überhaupt ein Problem, wenn jeder nur schnell seine eingenen Texte einstellt und sich dann wieder vom Acker macht? Im Umgang mit dem menschlich allzu Menschlichen sollte man die Erwartungen, den Umgang mit diesen Sausäcken modifizieren, - die Menschen kann eh keiner ändern.
Synonyme: Müssen sein, weil, ich kann doch nicht in einem Absatz fünf Mal 'überflüssig' unterbringen, also brauche ich Xenologismen. Außerdem mag ich eingestreute Fachbegriffe, Fremdwörter und überhaupt alles, was den Leser aus die Ruhe bringt. Und der Kontrast zu meinen, weitgehendst in Alltagssprache verfassen Texten gefällt mir auch. Hach, es ist 4.00 Uhr Morgens und mir gefällt auch schon wieder ungeprüft dieser kommende Tag. Was werde ich heute schreiben? Was essen? Was komponieren? Oder zeichne ich lieber etwas Dilettantisches?
Hoffentlich erreicht mich noch mein Standart-Gelangweilt-Sein pünktlich. Gute Laune ist doch etwas sehr Verdächtiges. Das mit dem Frohsinn hat mich ja schon immer etwas betrübt, weil doch dem Frohsinn der Ruf von verdrehter Wahrnehmung anhaftet.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Nein, das ich kein Problem, wenn jeder nur eben seine Texte reinstellt und sich dann davonmacht.
Wenn er dann aber auch nicht auch noch Kommentare einfordert, für die er selber zu faul ist.
Die Texte werden ohnehin gelesen. Wir hatten vergangene Woche Montag einen neuen Besucherrekord von 91 Besuchern. Und am letzten Sonntag einen neuen Rekord von 93 Besuchern. Es sind also für jeden Besucher da, die Texte lesen, nur die Gäste können halt nicht kommentieren.
Und ich habe auch nicht immer Lust, ich muss ja noch elend viele Texte reinstellen, damit es auch noch andere Dinge zu lesen gibt als nur ein paar Gedichte.
Und während du darüber nachdenkst, wie du deinen Tag noch veralberst, gehe ich erst schlafen, stehe aber zwischen sieben und acht wieder auf und will dann keinen lesen, der gute Laune hat. Ich komponiere mir dann ein Ei im Wasserkocher, meist aber erst nachmittags, weil erst mein edler Körper gesalbt und vergiftet werden will, um den sch..Tag zu überstehen.
Und wenn ihr schlafen geht und der Welt endlich nichts mehr antun könnt, dann esse ich zu Mittag(nacht). Ich hab also keine Zeit, um lustig zu sein, ich brauche alle Zeit zum Fluchen. Die einen beten, ich fluche. Ich muss das Gleichgewicht wahren, weil so viele Idioten beten.
Sirius
Reset the World!
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Trotz allem hast du deinen unschlagbaren Humor nicht verloren, Sirius.
Der springt mir aus fast jedem deiner Kommentare entgegen.
Ich wünsch dir ja so, dass du genau so springen könntest...
Grüße in deine Nacht
Grüße an alle
Jonny
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Ach, Jonny, im Prinzip bin ich doch ein positiver Mensch. Das soll aber niemand merken.
Und für das Springen würde ich auch das Fluchen sein lassen. Ich danke dir herzlich für die Wünsche, Jonny!
Sirius
Reset the World!
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